Projekt in Poing:Klassenpaten brauchen Verstärkung

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Die Zeit, als sie selbst noch die Schulbank gedrückt haben, liegt bei den meisten Klassenpaten schon etwas länger zurück. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit 2005 unterstützen Ehrenamtliche Grundschüler. Sie üben mit ihnen Lesen, wiederholen gemeinsam den Stoff und begleiten sie auf Ausflügen. Doch die Nachfrage übersteigt das Angebot

Von Katharina Güntter, Poing

Seit 2005 gibt es an den Poinger Grundschulen das Projekt der Klassen- und Lesepaten, das Angebot kommt sehr gut an und das Team sucht dringend nach neuen Helferinnen und Helfern. Das Prinzip dahinter ist einfach: zwei Unterrichtsstunden in der Woche unterstützen Ehrenamtliche aus der Gegend die ersten bis vierten Klassen. Während die Lesepaten mit kleinen Gruppen von Kindern, die von den Lehrern vorher festgelegt werden, das Lesen üben, dienen die Klassenpaten als Aufsicht auf Ausflügen, wiederholen mit den Kindern den bereits behandelten Stoff oder stellen neue knifflige Aufgaben, beaufsichtigen Schülerinnen und Schüler, die eine Klassenarbeit nachschreiben müssen und beantworten Fragen oder fördern die Kinder individuell.

So beispielsweise Rosemarie Finkhäuser, die in ihrer Rente ehrenamtlich mit Kindern arbeiten wollte. Seit zehn Jahren ist sie nun schon als Patin aktiv und hat so die ideale Beschäftigung gefunden. Vergangenes Schuljahr beispielsweise hat sie sich regelmäßig mit einem Kind nach dem Unterricht zusammengesetzt, um mit ihm zu üben. Auf diese Weise soll jedem Kind die bestmögliche Chance in der Schule gegeben werden. Die Klassenpaten wirken unterstützend zu den Lehrern, die auch aufgrund des Lehrermangels oft keine Zeit haben, außerhalb des Unterrichts mit den Kindern zu lernen, besonders nicht regelmäßig. "Für viele Kinder ist es sehr gut, wenn sie zu zweit oder dritt miteinander lernen. Durch die Paten schaffen wir eine Qualität, die anders nicht zu leisten ist", sagt Verena Heigl, Schulleiterin der Grundschule Poing an der Karl-Sittler-Straße. Auch an der Grundschule am Bergfeld, der Seerosenschule und der Anni-Pickert-Grund- und Mittelschule in Poing sind die Paten tätig.

Organisiert wird das Projekt von Birgit Heitkamp, die seit 2006 als Klassenpatin tätig war. Vor einem Jahr musste sie die ehrenamtliche Tätigkeit aufgeben, da sie in ihrem Job nun Vollzeit arbeitet, "dafür ist jetzt meine Tochter Laura dabei, ich mache nur noch die Organisation", wie sie beschreibt. Unterstützt von der Schulseite wird sie dabei von Larissa Unverzagt. Die Lehrerin von der Anni-Pickert-Schule entscheidet, welcher Pate in welcher Klasse aushilft. Grundsätzlich sind die Paten fest den Schulen und pro Schuljahr meist auch fest einer Klasse zugeteilt. Momentan sind die 13 Lese- und Klassenpaten schwerpunktmäßig auf die zweiten Klassen aufgeteilt, aber auch sonst ist die Nachfrage sehr groß und kann kaum erfüllt werden. Gerade in den ersten Klassen werden die Klassenpaten gebraucht, dort sind die Differenzen der einzelnen Schülerinnen und Schüler am größten - einige können schon lesen und schreiben, andere nicht einmal ihren Namen erkennen.

Bärbel Zapf ist seit einigen Jahren in Rente und nutzt ihre freie Zeit sowohl als Klassen- als auch Lesepatin. Was ihr besonders gefällt ist die Tatsache, dass sie nicht nur vorliest, sondern mit den Kindern arbeitet und Zeit verbringt. "Manchmal habe ich schon das Gefühl, ich bin ein wenig ihre Ersatz-Oma; und sie sind ein Ersatz für meine Enkel, die weit weg wohnen."

Zapf lässt die Schülerinnen und Schüler selber vorlesen und sie anschließend erklären, um was es in dem Text ging, so lernen sie das Textverständnis. "Es gibt Kinder, die am liebsten die ganze Geschichte lesen würden und die ich etwas bremsen muss, damit die anderen auch an die Reihe kommen; und dann gibt es die Kinder, bei denen merke ich direkt, dass sie überhaupt keine Lust haben", erzählt Zapf mit einem Lächeln. Auch bei Gerhard Marx ist schnell zu hören, wie sehr es ihm gefällt, mit den Kindern zu lesen und über Wörter zu diskutieren, die sie nicht kennen. Seit 20 Jahren ist er nun schon in Rente, kann aber "nicht nur zu Hause sitzen", wie er sagt. "Ich mache das ausgesprochen gerne und finde es fantastisch, weiterzugeben was ich durch meine Enkel gelernt habe. Und ich habe das Gefühl, den Kindern gefällt das."

Das Ziel der Klassenpaten sei nicht, nur schwache Kinder mitzunehmen, sondern allen Schülerinnen und Schülern Abwechslung im Schulalltag zu bieten, so Laura Heitkamp. Die Tochter der Organisatorin wurde selbst noch von einer Klassenpatin begleitet und erzählt, wie viel Spaß sie dabei hatte, die extra gestellten Knobelaufgaben zu lösen. Inzwischen ist sie selbst Patin und kann nur davon schwärmen: "Es gibt nichts Schöneres, als mit Kindern zu arbeiten. Man sieht die Erfolge, die man erreicht hat, beispielsweise wenn ein Kind endlich das Wort richtig schreiben kann, das man drei Wochen mit ihm geübt hat. Diese vielen kleinen Momente sind Geschenke, sowohl für die Kinder, als auch für einen selber."

Auch die Schulleiterin der Anni-Pickert-Grund- und Mittelschule, Eva Guerin, kann nur Positives von den Paten berichten, die "ein Bindeglied zwischen Elternhaus und Schule" darstellen und somit nicht nur Unterstützer der Lehrer, sondern auch Freunde der Kinder sind.

Voller Begeisterung erzählen die Klassenpaten abwechselnd von ihren Erlebnissen mit den Kindern: wie sie umarmt werden, die Kinder sie an der Hand nehmen oder die Schülerinnen und Schüler voller Euphorie auf sie zukommen. "Die Kinder haben durch uns das Gefühl, da gibt es jemanden, der mir hilft und an den ich mich wenden kann", sagt Laura Heitkamp, "es gibt so viele Aufgaben als Patin, das ist einfach toll."

Über weitere Unterstützung würden sich die Lese- und Klassenpaten der Poinger Schulen sehr freuen, eine Altersbegrenzung gibt es nicht. Interessierte können sich gerne bei der Organisatorin Birgit Heitkamp melden.

© SZ vom 11.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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