Projekt an der Aßlinger Grund- und Mittelschule:Öko-Stifte am Pausenkiosk

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Die Waren der Achtklässler sind in der Aßlinger Schule heiß begehrt. Vor dem Verkaufsstand bilden sich in den Pausen lange Schlangen - bis der Gong den Ladenschluss einläutet. (Foto: Christian Endt)

Achtklässler haben die Firma "Pen & Paper" gegründet. Dabei lernen die Schüler viel über Umweltbewusstsein, Wirtschaft und Selbstverantwortung

Von Franziska Spiecker, Aßling

Die Pausenglocken läuten, die Klassenzimmertüren fliegen auf. Heraus strömen duzende Schülerinnen und Schüler, geschwätzig und heiter. Eine Lehrerin ruft: "Ihr dürft einkaufen!" Spätestens jetzt wird deutlich, dass es sich um keine normale Pause handelt in der Grund- und Mittelschule in Aßling. Einkaufen kann man dort nämlich erst seit kurzem und zwar in der selbstgegründeten Schülerfirma "Pen & Paper". Das Unternehmen der achten Klasse verkauft ökologische Schreibwaren - und der Andrang ist groß. Schon hat sich eine Schlange von Schülern gebildet, die recycelte Collegeblöcke, Ersatzminen oder Geodreiecke und Anspitzer aus Mais kaufen wollen. Beträgt der Preis mehr als einen Euro dann gibt es am Starttag der "Firma" noch einen ökologischen Heftumschlag umsonst mit dazu.

Die Idee für das Projekt hatte die Lehrerin der achten Klasse, Johanna Riedl. Sie hatte eine ähnliche Aktion bereits an ihrer alten Schule ins Leben gerufen und auch an der Mittelschule in Aßling wieder festgestellt: "Es fehlt ständig was, ob Hefte oder Stifte". Um dem entgegen zu beugen und Umwelt und Eltern zu entlasten, stellte sie ihrer Klasse die Projektidee vor. Die waren direkt Feuer und Flamme und übernahmen von da an auch das Ruder.

Zunächst musste ein Name her. "Dafür haben wir verschiedene Namen an die Tafel geschrieben und den besten ausgewählt", erinnert sich Sophie, Schülerin der achten Klasse und eine der zwei Geschäftsführerinnen von "Pen & Paper". Dann mussten Sponsoren aufgetrieben werden, denn ohne Kapital, das weiß Johanna Riedl als gelernte Kauffrau im Einzelhandel, "geht es nicht". Anschließend, so berichtet die andere Geschäftsführerin, Laura, haben sie einen Schreiner angerufen. Unterstützt von einer zehnten Klasse hätten sie alte Möbel "upgecycelt" und der Mobilität halber auf Räder gesetzt: Ein Lehrerpult, das heute als Verkaufstheke dient, und Medienschränke, in denen die Waren ausgelegt sind. Aber damit war es noch nicht getan, bis zur Eröffnung der Schülerfirma, mussten noch Raum und Waren ausgewählt und bestellt, Preise berechnet, ein Konto eröffnet und Werbung gemacht werden.

Kurzum: Die Schülerinnen und Schüler haben bereits in der Projektplanung viel über Umweltbewusstsein, Wirtschaft und Selbstverantwortung gelernt. Letzteres bemerkt Johanna Riedl an Fragen wie, was man denn an Ausflugstagen mit der Schülerfirma mache. Außerdem solle natürlich das soziales Miteinander gestärkt werden, ein Ziel, das von den einheitlichen T-Shirts mit der Rückenaufschrift "Pen & Paper" symbolisiert wird.

In diesen gehen die jungen Unternehmer ihren selbst zugeteilten Aufgaben nach. Während die einen im Büro tätig sind, also etwa per Onlineüberweisung Rechnungen bezahlen, sind die anderen im Lager für den Warenbestand oder an der Kasse für den Verkauf zuständig. Dabei, so die Klassenlehrerin, merken sie schnell: "Wenn eine Abteilung nicht funktioniert, stockt alles."

Bislang scheint aber alles rund zu laufen. Als der Gong das Ende der Pause verkündet und das Stimmengewirr langsam erlischt, ist auch die mobile "Firma" schnell aus der Eingangshalle verschwunden. Platzsparend und unauffällig lehnen das Pult und die Schränke an einer Flurwand, wie ganz gewöhnliche Schulmöbel.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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