Süddeutsche Zeitung

Projekt 1:Stationen einer Heldin

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Andrea Kilian spürt tanzend Greta Thunberg nach

In München absolvierte Andrea Kilian an der Bayerischen Theaterakademie "August Everding" die Ausbildung zur Opern- und Theaterregisseurin, an der Pariser "École Internationale de Théâtre Jacques Lecoq" eignete sie sich das Schauspielfach an. Für ihr aktuelles Projekt, bei dem sie sich mit Frauenbildern beschäftigt, wurde die Ebersberger Künstlerin aber zunächst zur Beobachterin: Seit Greta Thunberg im August 2018 ins Licht der Öffentlichkeit kam, hat die Ebersbergerin ein Auge auf die Schwedin, die innerhalb von wenigen Monaten mit "Fridays for Future" eine Bewegung schuf, die zum Markenzeichen einer ganzen Generation wurde. Kilians besondere Beachtung gilt den zahlreichen Reden, die die erst 16-Jährige im Jahr überall auf der Welt hielt. "Es war unglaublich bewegend, zu sehen, mit welcher Energie und starken Gefühlen sie für ihre Vision kämpfte." Vor allem beim Auftritt Thunbergs vor dem Umweltausschuss des Europaparlaments im März 2020 habe sie den Eindruck "einer modernen Jeanne d'Arc" gehabt, die für das kämpft, woran sie glaubt. Und genau wie "die Jungfrau von Orléans" von den einen als Heilige und von den anderen als Mörderin wahrgenommen werde, feiere man Greta im einen Moment als Heldin, um sie im nächsten als Klimaterroristin zu beschimpfen.

Basierend auf den Analogien zwischen den beiden jungen Frauen - hier Glorifizierung, dort Shitstorm - will Andrea Kilian nun der Frage nachspüren, wie die universelle Entwicklung und der Werdegang einer weiblichen Heldin in der heutigen Gesellschaft aussehen können. Konkret hat Bewegungs-Coach Kilian vor, Thunbergs Reden "auf eine tanzbare Essenz" zu bringen, indem sie inhaltliche Aussagen und Gefühle in Bewegungen übersetzt. "Was sagt sie und wie sagt sie es?" So soll der Selbstversuch der Ebersberger Schauspielerin mittels "Embodiment", bei dem sie den eigenen Körper zum Seismografen und Instrument werden lässt, dem Zuschauer einen Zugang zu den mit dem Gesagten verbundenen Emotionen verschaffen.

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Quelle:
SZ vom 05.12.2020 / mip
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