Probephase läuft:Leuchtendes Vorbild

Behinderten/SEniorengerechte Ampel Ebersberg

Ursula Frey, ehemalige Behindertenbeauftragte der Stadt Ebersberg, hat die seniorengerechte Ampel im September offiziell in Betrieb genommen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Beim Ebersberger Seniorenbeirat freut man sich über die neuen Ampeln mit längerer Grünphase. Bei anderen Projekten gebe es aber noch Verbesserungsbedarf, besonders beim Dauerthema öffentliche Toiletten in der Innenstadt

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Reise nach Flensburg dürfte wohl eine der längsten sein, die für Ebersberger ohne Überquerung einer Staatsgrenze möglich ist. Trotzdem ist die Kreisstadt am Alpenrand in der Küstenstadt an der dänischen Grenze ein Begriff. Denn in Ebersberg gibt es etwas, das es sonst nirgends gibt: zwei Ampeln, die für Senioren und Menschen mit Behinderung besonders benutzerfreundlich gestaltet sind.

Ende September startete in Ebersberg nämlich ein Pilotversuch. Die Fußgängerampeln am Marienplatz und hinter dem Rathaus in der Eberhardstraße wurden dazu mit einer Vorrichtung versehen, mit der Personen, die nicht so gut zu Fuß sind, die Grünphase verlängern können. Statt zehn Sekunden haben sie dann 16 Sekunden Zeit, über die Straße zu kommen. Benötigt wird dazu ein Chip, den das Bürgerbüro gegen ein Pfand von zehn Euro ausgibt.

Ein Projekt, das, wie Thomas John nun im zuständigen Ausschuss des Stadtrates erläuterte, weit über Ebersberg hinaus Aufmerksamkeit erregt hatte. "Wir waren mit unserer Ampel in 55 Zeitungen, bis Kiel und Flensburg", freut sich der Vorsitzende des Seniorenbeirates. Das Gremium hatte die Umrüstung der Ampeln seit Jahren gefordert, letztlich mit Erfolg. Bis Herbst kommenden Jahres soll nun getestet werden, wie sich die längere Ampelschaltung bewährt.

Dazu müssten laut John aber noch viel mehr Leute mitmachen. Denn rein statistisch wohnen in der Kreisstadt etwa 300 Personen mit Mobilitätseinschränkungen, für die eine längere Ampelschaltung sinnvoll wäre. Bislang wurden aber erst 17 Ampelchips ausgegeben, John hofft, dass man bis zum Ende der Versuchsphase etwa 150 der Chips unter die Leute gebracht hat. Schließlich entscheidet sich in dem Versuch des Straßenbauamtes in Rosenheim auch, ob das Projekt vielleicht ausgeweitet wird. Was laut John im Übrigen derzeit nicht im Sinne des Bundesverkehrsministers sei. Andreas Scheuer (CSU) habe längere Grünphasen für Senioren nämlich einmal mit der Begründung abgelehnt, die alten Leute müssten halt mehr Sport machen, damit sie schneller werden. "Viel Glück damit", kommentierte John trocken.

Allerdings gibt es auch in Ebersberg einige Stellen, wo man beim Überqueren der Straßen besser einen Sprint hinlegt. Darum hatte der Seniorenbeirat mehr Zebrastreifen angeregt, was aber die zuständigen Verkehrsbehörden abgelehnt hätten, so John. Möglich sei allenfalls, an einigen Stellen entlang der Staatsstraßen das Schild "Achtung Fußgänger" aufzustellen, dies soll im kommenden Jahr geschehen.

Auch bei den Seniorenparkplätzen gibt es zumindest einen Teilerfolg zu vermelden. Zwar werde es diese wohl im Parkplatz des Einkaufszentrums auf absehbare Zeit nicht geben, bedauert John, "da kommen wir nicht recht weiter, weil dauernd das Management wechselt". Aber auf den Parkplätzen von Aldi und Edeka könnte es bald Seniorenplätze geben, "die würden mitmachen", so John. Es gehe ohnehin nicht um große Umbauten, lediglich der erste Parkplatz in einer Reihe solle für Senioren reserviert werden, "damit man die Tür ganz aufmachen kann".

Leider gar keine Fortschritte gebe es bei der Toilettensituation in der Innenstadt. Das auch von der Stadt mitfinanzierte öffentliche Klo am Bahnhof ist seit Jahren geschlossen, weil die Bahn keinen Pächter für den Kiosk findet. "Da bleibt dann nur der Radlständer oder das Gebüsch", so John. Petra Behounek (Grüne) regte an, auch in Ebersberg die "nette Toilette" einzuführen. Dabei erhalten Gastwirte eine Aufwandsentschädigung von der Stadt, wenn sie ihre Bedürfnisanstalten der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Den Vorschlag habe man den Wirten vor einigen Jahren bereits gemacht, sagte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU): "Die haben alle abgelehnt, mit der Begründung, jeder kann ihre Toiletten benutzen, soll aber vorher fragen."

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