Privilegien im Krankenhaus:Wasser marsch!

Bislang müssen sich Kassenpatienten in der Ebersberger Kreisklinik mit Tee begnügen. Das soll sich im nächsten Jahr ändern

Katharina Blum

Trinkwasser

Mineralwasser ist noch bis März Privileg von Privatpatienten.

(Foto: dapd)

- Für die Patientin aus Zorneding war es ein Scherz, und nicht einmal ein schlechter. "Ich dachte, der macht eine Gaudi mit mir und ich habe dann sogar noch zurückgefeixt, dass er die Kohlensäure weglassen kann, wenn er sparen will", erzählt sie. Um eine Flasche Wasser hatte die Patientin den Pfleger der Kreisklinik Ebersberg gebeten, damit sie ihre Tabletten besser herunterschlucken kann. Kurz und knapp soll der junge Mann daraufhin geantwortet haben: "Die kann ich Ihnen nicht geben, die bekommen nur Privatpatienten." Die Mitpatientin im Zimmer, privat versichert, half der Kassenpatientin aus Zorneding dann mit Wasser aus und die Sache war für sie zunächst erledigt. Sie dachte weiterhin an einen Scherz.

Doch auch beim Frühstück am Tag darauf dasselbe Bild: Für die Kassenpatientin brachten die Schwestern Tee, bei der Zimmernachbarin standen auf dem Tisch zwei Flaschen Mineralwasser. Bei einer abermaligen Nachfrage bei der Schwester hieß es dann erneut: Wasser gibt es nur für Privatpatienten, kein Scherz. Die Patientin aus Zorneding sei aber nicht die erste, die das nicht glauben mochte: "Sie glauben gar nicht, wie oft wir das gefragt werden", zitiert die Zornedingerin die Krankenschwester.

Fragt man bei Hans L. Schneider, Ärztlicher Direktor des Krankenhauses, warum sich Kassenpatienten mit Tee begnügen müssen, dann erklärt er: "Irgendwo müssen sich die Privat- und Kassenpatienten unterscheiden." Denn: Jedes Krankenhaus verhandelt mit dem Verband der Privaten Krankenversicherung die Vergütung von Regel- und Wahlleistungen. Der Tee fällt in Ebersberg in die Kategorie Regelleistung, Wasser in den Wahlbereich. Zum Vergleich: Das Einzel- oder Doppelzimmer ist ebenfalls eine Wahlleistung, während das Dreibettzimmer in der Kreisklinik die Regel ist.

In der Praxis bedeutet das: Wer als Kassenpatient nicht bettlägerig ist, kann sich an den Getränkeautomaten auf den Klinikgängen eine Flasche Wasser kaufen, ein halber Liter für 1,20 Euro. Oder er geht zum Klinikkiosk, "der haut aber drauf", wie die Zornedingerin die Preisgestaltung dort nennt. Wer das Bett nicht verlassen kann, dem bleibt nichts anderes übrig, als dass der Besuch kalte Getränke mitbringt. "Ich will nicht über ein Zweiklassensystem klagen, aber für jemanden, der dort mehrere Tage verbringt und keinen Besuch bekommt, ist das kein guter Zustand." Bei einer weiteren Nachfrage der SZ erklärte die Klinikleitung, dass in Zukunft Wasser auf freiwilliger Basis angeboten werde. "Ich kann gut verstehen, dass Tee nicht jedermanns Sache ist. Diese Aufteilung ist etwas Altertümliches, das werden wir umstellen", sagte Geschäftsführer Stefan Huber. Bislang sei es allerdings auch so gewesen, dass die privaten Kassen bei den Leistungen Unterschiede sehen wollen, damit sie ihren Kunden demonstrieren können, wie sie von einer Mitgliedschaft profitieren."

Seit eineinhalb Jahren gebe es bei der Klinikleitung bereits die Überlegung, das Getränkesortiment auch für Kassenpatienten zu erweitern, die Umsetzung ist laut Huber bislang aber am Umbau der Klinik gescheitert. "Solange wir nicht wussten, wann welcher Abschnitt gebaut wurde, war das nicht möglich." Die Investition in Räume, wo das Wasser gelagert wird, soll nicht umsonst gewesen sein. Spätestens Ende März, wenn das alte Bettenhaus weitestgehend saniert ist, soll auch an Kassenpatienten Wasser ausgeschenkt werden."

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