"Primatonnen" in Vaterstetten:Wider alle Widrigkeiten

Primatonnen neues Programm "Einreyen und abhaken" 
Edeltraud Rey und Bettina von Haken

"Einreyen und abhaken" heißt das neue Programm von Edeltraud Rey (rechts) und Bettina von Haken.

(Foto: Veranstalter)

Edeltraud Rey und Bettina von Haken präsentieren ein neues Programm. Es ist bereits das fünfte, das sie nur zu zweit spielen

Von Anja Blum

Manchmal wird aus einem Plan B ein Plan A. Dann nämlich, wenn sich eine Notlösung als gar nicht so schlecht erweist. Bettina von Haken und Edeltraud Rey ist das so ergangen, nachdem sie die dritte Künstlerin im Bunde, Johanna Wolff von Schutter, plötzlich an den Krebs verloren hatten. Die nächsten Auftritte aber standen schon fest, deswegen mussten sie als Duo weitermachen. "Johanna hätte das auch so gewollt, da bin ich mir sicher", sagt von Haken. Also spielten die beiden übrig gebliebenen Primatonnen "Plan B", ein Lückenfüllerprogramm im wahrsten Sinne des Wortes. "Da sagte der Veranstalter noch zu uns, wir sollten die Mikros näher zusammenstellen, es sähe doof aus, wenn wir den Platz in der Mitte frei ließen", erinnert sich Rey. Jenen Platz, an dem ihre Freundin immer gestanden war.

Mittlerweile sind einige Jahre vergangen, 2013 ist die beliebte Aßlinger Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin gestorben. Edeltraud Rey aus Frauenneuharting und Bettina von Haken aus Sauerlach aber, die sich "ohne Johanna nie kennengelernt hätten", sind nicht auseinander gegangen - sondern noch fester zusammengerückt. Verwunderlich allerdings ist das nicht, denn beide Künstlerinnen legen Wert darauf, selbst ernsten Themen eine positive, lustige Seite abzugewinnen - auch und gerade auf der Bühne. Vier Duo-Programme haben sie mittlerweile im Repertoire, Nummer fünf befindet sich momentan in der Erprobungsphase, gerade mal eine Handvoll Termine haben Rey und von Haken damit absolviert. "Unsere Regie ist das Publikum. Wir schleifen den Abend zusammen mit den Zuschauern bis er ganz rund ist", erklärt von Haken. "Was nicht ankommt, wird geändert oder fliegt raus." Nun ist das neue Programm das erste Mal im Landkreis zu sehen, und zwar am Freitag, 31. Januar, in Vaterstetten.

Wie immer handelt es sich bei dem Abend um ein Nummernkabarett aus Liedern, Geschichten, Sketchen und Comedy. Schon alleine deshalb, weil Edeltraud Rey und Bettina von Haken aus ganz unterschiedlichen kreativen Bereichen kommen: erstere ist Liedermacherin, zweitere Schauspielerin und Komödiantin. Die eine musste zum Singen ermutigt werden, die andere zum Spiel. Und auch ansonsten sind die beiden sehr gegensätzlich, sie stehen für Land und Stadt, Kirche und Kneipe, brav und wild. Auf der Bühne schlüpft von Haken in diverse, teils schrille Rollen, Rey ist immer sie selbst. Die eine bezeichnet sich als "Lady-Dynamite des bayerischen Kabaretts", die andere pflegt eher den leisen, hintergründigen Witz zu Gitarrenbegleitung.

Doch wenn man genauer hinsieht, gibt es auch viele Gemeinsamkeiten, über die Haarfarbe und das Alter Mitte 50 hinaus. Beide Künstlerinnen lieben das Wort und den Humor. Selbst im Gespräch jagt ein Lacher den nächsten, schließlich hat von Haken einen hohen Anspruch: "Alle drei Sätze ein Gag, spätestens!" Beide sammeln ständig Ideen für die Bühne, gießen die eigenen Erfahrungen und Gedanken in Texte. Der Kampf gegen den Schlankheitswahn zum Beispiel ist eines der ureigenen Themen der Primatonnen, wie überhaupt das ganze weite, bunte Feld der menschlichen Schwächen. Auch der Liebe, dem Über-Ich oder dem Umweltschutz nehmen sie sich an, wirbeln einfach mit bayerischer Frauenpower durch's Leben.

So entstehen denn auch die neuen Programme der Primatonnen: Beide arbeiten erst für sich alleine, dann schmeißen sie ihre Ideen zusammen. Aus all ihren Liedern, Szenen und Gags einen runden Abend zu stricken, fällt Rey und von Haken dabei mal leichter, mal schwerer. Denn nicht alles lässt sich elegant unter einen Hut bringen, selbst bei einem eingespielten Team. Der Titel des neuen Programms "Einreyen und abhaken" ist also nicht nur ein Spiel mit den Nachnamen, sondern auch Konzept: Eine Kritikerin warf dem Duo mal vor, einen roten Faden vermissen zu lassen - und traf sie damit schwer. "Sowas bleibt gemein hängen, da sind wir beide schon ziemlich sensibel", gesteht Rey. Doch genau diese Empfindlichkeit nehmen sie nun auf die Schippe, mit einem Jingle, den sie immer wieder zwischen den einzelnen Nummern singen: "Des hamma eingereyt, des hamma abgehakt", heißt es zur Melodie von Edith Piafs "Milord" (vielleicht besser bekannt vom "Roten Pferd") - "nicht dass jemand nach dem roten Faden fragt".

Das neue Programm widmet sich also "den Absurditäten und Widrigkeiten des Lebens, auch dem eines Künstlers". Sich selbst aufs Korn zu nehmen ist überhaupt die Lieblingsbeschäftigung der Primatonnen. Schließlich wollen sie durchaus gesellschaftskritische Töne anschlagen - aber "nicht mit dem moralischen Zeigefinger in der Nase bohren", wie von Haken es formuliert. Sprich: Um böse Pointen fürs Publikum erträglicher zu machen, exerzieren sie die beiden Primatonnen an sich selbst oder ihren eigenen Figuren durch. Die Frauenneuhartingerin Rey zum Beispiel outet sich als umweltbelastende Jeep-Fahrerin - doch da sie außerdem Katholikin sei, komme sie immer wieder in den Genuss der Beichte. "Wie praktisch!"

Wie sehr die beiden Künstlerinnen nach 13 Jahren Bühnenehe miteinander verbunden sind, verdeutlicht gleich das erste Lied: "Sie gehört zu mir", singt Rey da, von Haken tanzt und kokettiert dabei um sie herum. Nur dass das Ganze auf eine falsche Fährte führt: Mit "sie" ist die bayerische Sprache gemeint - nicht die Kollegin. Eine echte Gemeinheit, die so nur unter Freundinnen geht.

"Primatonnen" am Freitag, 31. Januar, um 20 Uhr im Carecon-Seniorenwohnpark Vaterstetten, Karten gibt es bei Blumen Meier in Vaterstetten, Steffis Schreibwaren in Zorneding oder per E-Mail an mail@petermeier.info.

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