Deutsche Post:Wohin mit all den Päckchen?

Deutsche Post: Die Grafinger Post hatte schon mal wegen Corona geschlossen, nun geht die Schiebetür bald für immer zu.

Die Grafinger Post hatte schon mal wegen Corona geschlossen, nun geht die Schiebetür bald für immer zu.

(Foto: Christian Endt)

Zum Ärger vieler Bürger wird die Grafinger Postbankfiliale Ende Februar schließen. Als Alternative für seine Kunden nennt das Unternehmen eine Zweigstelle in Rosenheim.

Von Merle Hubert, Grafing

Die Postbank in Grafing schließt am 25. Februar - und zwar für immer und ersatzlos. So steht es groß auf einem Plakat an der Tür der Filiale in der Jahnstraße. Wer das Kleingedruckte darunter lesen möchte, der sollte jedoch Zeit und Geduld mitbringen, denn das Schild ist an einer Schiebetür befestigt. Jedes Mal, wenn ein Kunde oder eine Kundin die Poststelle betritt, bewegt sich die Tür auf und zu. Als wäre es nicht schon genug, dass die einzige Postbankfiliale im Ort geschlossen wird - nein, auch sonst wird es den Bürgerinnen und Bürgern in Grafing schwer gemacht.

Die Grafinger Filiale sei nicht mehr rentabel, argumentiert die Post

"Das ist ein Skandal", findet Christine Rönsch. Die 74-Jährige verschickt oft Pakete und Briefe an Familie und Freunde im Ausland. Zwei oder sogar drei Mal pro Woche geht sie zur Postbank in Grafing. Und sie ist nicht die Einzige, die über die Schließung empört ist. Die Filiale ist gut besucht. Ständig schließt und öffnet sich die Eingangstür. Trotzdem: "Es heißt, wir seien nicht mehr rentabel", sagt Markus Rieger, Mitarbeiter der Filiale. "Wir wurden zwar vorgewarnt, aber dass jetzt alles so schnell geht, damit hatten wir nicht gerechnet."

Dass sich die Filiale nicht mehr wirtschaftlich betreiben ließe, bestätigt auch Oliver Rittmaier, Pressesprecher der Postbank. Das liege daran, dass die Nachfrage nach stationären Angeboten und Beratungen gesunken sei. Kundinnen und Kunden, "über alle Altersgruppen hinweg", betont Rittmaier, würden vermehrt auf Online-Angebote zurückgreifen. Gerade die mobile App für Bankgeschäfte sei wegen ihrer intuitiven Menüführung auch bei Senioren beliebt.

Welche Alternativen gibt es? Und wo?

Doch welche Alternative soll es neben dem Online-Geschäft für die Grafinger geben? Steht die Schiebetür lange genug still, kann man einen Blick auf weitere Informationen auf dem Plakat erhaschen. "Für alle Themen rund um ihre Finanzen ist ihre neue Postbank Filiale für Sie da", steht dort geschrieben. Die Adresse, auf die verwiesen wird, ist in Rosenheim - gute 30 Kilometer von Grafing entfernt. Aber kann bei einer knapp 40-minütigen Autofahrt überhaupt von einer angemessenen Alternative die Rede sein?

Auf Nachfrage erklärt Rittmaier, dass es sich dabei um einen Fehler handle: Neben der Filiale in Rosenheim gebe es auch eine Postbank in Baldham. Man werde versuchen, das Plakat noch rechtzeitig auszutauschen - und vielleicht bekommt die neue Information dann auch einen besseren Platz, wo sie tatsächlich ungestört gelesen werden kann?

Was das Abheben von Bargeld angeht, verweist Rittmaier übrigens auf die Supermärkte im Ort. Bis zu 200 Euro könne man dort bekommen, wenn man bargeldlos bezahle. Überdies hat Ende Januar eine neue Partnerfiliale der Deutschen Post im Nebengebäude des Grafinger Rewe-Markts, Leonhardstraße 5a, eröffnet. Doch auch das sei kein Ersatz für die Postbank, findet Christine Rönsch, mit dieser Lösung will sie sich nicht zufrieden geben. "Da gibt es nur einen Schalter", gibt sie zu bedenken. "Deswegen wird das alles viel zeitraubender und der Service leidet." Sie jedenfalls rechne mit langen Schlangen und Wartezeiten.

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