Süddeutsche Zeitung

Pöbeleien in Markt Schwaben:"Dies kann so in keiner Weise toleriert werden"

Nachdem sich bei einem Einsatz am Mittwoch Anwohner gemeinsam mit aggressiven Jugendlichen gegen Poinger Beamte gestellt haben, reagiert die Polizei mit mehr Präsenz.

Von Alexandra Leuthner

Nach einem nicht ganz alltäglichen Einsatz am Mittwochabend in Markt Schwaben hat die Poinger Polizei ihr Sicherheitskonzept angepasst. Die Beamten sollen künftig von Kräften der Bereitschaftspolizei, der zentralen Ergänzungsdienste Fürstenfeldbruck und von Polizeidiensthundeführern unterstützt werden. Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Michael Graf spricht von einer unakzeptablen Dimension des Widerstands gegen Polizisten. "Dies kann so in keiner Weise toleriert werden." Der Poinger Dienststellenleiter Daniel Schubert selbst will auf SZ-Nachfrage gar nichts zu dem Vorfall sagen und verweist gleich ans Polizeipräsidium.

Auslöser des Einsatzes war eine Gruppe von sechs bis acht jungen Männern gewesen, die, wie Polizeihauptkommissar Michael Graf erläutert, im Bereich der Bahnunterführung in der Enzensbergerstraße Passanten angepöbelt hatte. Einer von ihnen habe sich bei der Polizei gemeldet und berichtet, dass die Gruppe gezielt die Auseinandersetzung mit vorbeigehenden, unbeteiligten Bürgerinnen und Bürgern gesucht und diese laut angesprochen hätten. Welche Worte dabei fielen, sei aber nicht bekannt, so Graf. Allerdings hätten die zu Hilfe gerufenen Beamten gewusst, dass es schon am früheren Nachmittag zu einem ähnlichen Vorfall beim Bahnhof in Markt Schwaben gekommen war.

"Zwei Jugendliche im Alter von 17 und 18 Jahren hatten einen Passanten beleidigt und bespuckt", berichtet Graf, Beamte der Polizeiinspektion Poing hatten daraufhin die Personalien der beiden jungen Männer aufgenommen und Platzverweise für den Bahnhofsbereich erteilt. "Mindestens einer der Jugendlichen war Teil der Gruppe, die gegen 18.50 Uhr in der Enzensberger Straße in unmittelbarer Bahnhofsnähe kontrolliert wurden."

Eine Kontrolle, die sich für die Polizei als schwierig erweisen sollte. Nachdem zwei Jugendliche ihre Personalien nicht angeben wollten und auch keine Ausweise vorzeigten, sollten sie, wie Graf berichtet, nach Papieren durchsucht werden, wobei ein 15-Jähriger mit dem Ellbogen in den Rippenbogen eines Polizeibeamten geschlagen habe. Ob die jungen Leute betrunken waren, wisse er nicht, jedenfalls sei wohl kein Alkohol im Spiel gewesen, während die Beamten dort waren.

Wie es dann dazu kam, dass Anwohner sich mit den Jugendlichen solidarisiert haben, ist wohl nicht ganz klar. "Nach den bisherigen Erkenntnissen handelte es sich bei den 'Unterstützern' um Personen, die in den unmittelbar angrenzenden Wohnblöcken wohnen und teilweise aus den Häusern kamen oder sich bereits im Freien aufhielten", erklärte Graf.

Tatsächlich sei so etwas in Markt Schwaben bisher nicht vorgekommen, dass sich völlig Unbeteiligte in solch einer Situation "mit kontrollierten Personen solidarisieren und gegen die Maßnahmen der einschreitenden Beamtinnen und Beamten protestieren". Dies könne so "in keiner Weise toleriert werden" und habe zu intensiven Ermittlungen geführt. Mit der Auswertung von Videomaterial - die eingesetzten Polizisten trugen Bodycams -, habe die Polizei bereits begonnen. Abgesehen von Anzeigen wegen Beleidigung und Widerstands gegen die Staatsgewalt werde auch wegen eines Anfangsverdachts auf Landfriedensbruch ermittelt. Die Ergebnisse gehen dann an die Staatsanwaltschaft. Wie es weitergeht, darüber "entscheidet nicht die Polizei, sondern die Justiz", so der Polizeisprecher. Der Jugendliche, der den Ellenbogen ausgefahren hatte, ist zwar erst 15, damit immerhin aber bedingt strafmündig.

Die Sicherheitslage in den Zuständigkeitsbereichen der Polizeiinspektionen werde generell fortlaufend geprüft, erläutert Graf, um Schwerpunkte schnell zu erkennen und dann beispielsweise mit geänderten Streifenkonzepten zu reagieren. Den Markt Schwabenern werden in der nächsten Zeit also wohl mehr Uniformierte im Bahnhofsbereich begegnen.

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