Politik in Grafing:Schluss nach 25 Jahren

Wolfgang Huber

Wolfgang Huber war lange Jahre Ortsvorsitzender der Grafinger Grünen und Mitglied des Stadtrates.

(Foto: privat)

Wolfgang Huber zieht sich aus der Grafinger Stadtpolitik zurück

Von Korbinian Eisenberger, Grafing

Ein Mann, ein Fahrrad, ein Hut. So kennt man Wolfgang Huber, den wahrscheinlich jeder Grafinger schon mit seinem schwarzen Begleiter auf dem Haupt durch die Grafinger Innenstadt hat radeln sehen. In den vergangenen Monaten ist dieser Anblick seltener geworden. Der 68-Jährige hat sich zurück gezogen aus dem gesellschaftlichen Leben. Huber gehört zur Risikogruppe, er fühle sich "wie mein alter Audi, der immer noch dahin schnauft, einschließlich der Ersatzteile". Und so kommt es, dass Huber im Jahr der Pandemie nach einem Vierteljahrhundert Grafinger Stadtpolitik aufhört. Huber ist als Ortsvorsitzender der Grünen abgetreten. Zu den Wahlen ist er aus Sorge um seine Gesundheit nicht einmal mehr hingeradelt.

Ein Abschied im Stillen, der doch gut passt zu diesem Politiker, der nie für laute Töne bekannt war. Huber war der akribische Stratege im Hintergrund. "Ein wahnsinnig fleißiger Parteiarbeiter", sagt die frühere Grafinger Bürgermeisterin Angelika Obermayr, die in Huber einen steten Ratgeber an ihrer Seite wusste, nicht zuletzt die vergangenen sechs Jahre im Stadtrat. "Der Erfolg, dass ich Bürgermeisterin wurde, beruht zu einem guten Teil auf seiner Arbeit", sagt Obermayr. Zwischen 2014 und 2020 war Obermayr die erste Frau im Landkreis Ebersberg, die den Bürgermeisterposten erreichte. Ohne Wolfgang Huber, sagt sie, "wären die Grünen in Grafing nicht da, wo sie heute sind".

Huber, von Beruf Werbetexter, setzte seine Expertise auch für die politische Arbeit ein. Wahlkampfflyer, Plakate, Layout, Texte, Pressearbeit. Das ging alles durch seine Hand. Huber, der im Gespräch gerne ausführlich wird, wie Obermayr erklärt, zeichne seine schriftliche Raffinesse aus, "komplizierte Themen auf den Punkt zu bringen". Seit den 90er war er im Grünen-Ortsverband tätig, 2008 später wurde er zum Grünen-Ortsvorsitzenden, zuletzt an der Seite von Ottilie Eberl und Hermann Maier. Nun ist ein neues Trio gewählt.

Inhaltlicher Leitspruch Hubers Politik? "Grafing muss Grüner werden", erklärt der 68-Jährige am Telefon. Weniger Verkehr, mehr Radwege, mehr Freiraum im innerstädtischen Bereich. Dabei wichtige Sanierungen wie etwa in Kindertagesstätten oder den Schulen. Dafür hat sich Wolfgang Huber eingesetzt. Sein großer politischer Erfolg: Der erste Grafinger Bürgerentscheid im Jahr 2006 gegen das geplante Riesenparkhaus in der Rotter Straße. Huber war nicht der Wortführer im Vordergrund, aber das Hirn hinter der Kampagne. Heute sagt er: "Ich als Person wollte nicht in den Vordergrund, mich hat mehr die Sache erfüllt."

In seiner letzten Pressemitteilung hat Huber nun die Nachfolger im Ortsvorstand der Grünen vermeldet: Jule Eberl, Christoph Horniger und Marianne Lai. Sie werden ihren eigenen Weg finden müssen, sagt Huber. Er verfolge die Geschehnisse, so Huber. "Aber ich mische mich aktiv nicht mehr ein." Höchstens als Ratgeber, wenn jemand fragt, sagt Huber. Erste Herausforderung wird der Wahlkampf für die Bundestagswahl 2021, wo auch auf Ortsverbandsebene Vorbereitungen anstehen. "Das wird in dieser Zeit nichtganz einfach", sagt Huber. Sein Radl steht derzeit so gut wie still, der Hut hat einen sicheren Platz. Aber nur, sagt Huber, so lange der Lockdown anhält.

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