Süddeutsche Zeitung

Poings neuer Pfarrer:Gelungener Start mit voller Kirche

Philipp Werner leitet seit September die Pfarrei St. Michael - und wirkt sehr zufrieden

Von Franziska Bohn, Poing

"Die Poinger sind unglaublich offen, man wird wirklich willkommen geheißen, vom Bürgermeister und sogar von unbekannten Leuten auf der Straße", erzählt Philipp Werner. Der 43-Jährige hat im September als Nachfolger von Christoph Klingan die Poinger Pfarrei St. Michael übernommen. Zuvor arbeitete Werner als Kaplan in der Stadtkirche Landshut. Man merkt sofort, dass es ihm seine neue Gemeinde angetan hat. Dabei habe er Poing gar nicht gekannt. Er habe sich dann "einfach überraschen lassen". Schon jetzt schwärmt er von der Natur und der Nähe zu München.

"Riesenmengen" mit Informationen habe er von Pfarrer Klingan bekommen, der als Generalvikar ins Erzbischöfliche Ordinariat München wechselte. "Ich habe einen unglaublich fleißigen Vorgänger, er hat mich sehr treffsicher vorbereitet, worauf ich mich einstellen muss", erzählt Werner. Viel ändern wolle er in der Gemeinde zunächst nichts: "Es gibt eine gute Regel - die ersten 100 Tage gar nichts ändern." Er wolle zunächst schauen, was zur Gemeinde passt und was den Leuten gefällt. Kollegen hätten ihm verraten: "Im ersten Jahr lernt der Pfarrer alles kennen, dann kommt im zweiten Jahr Gegenwind und im dritten Jahr sind dann alle zufrieden", erzählt er und lacht.

Dennoch gebe es viel zu tun: "Zwei Kindergärten, das Pfarrheim, ein altes Pfarrhaus, eine zweite Kirche...", zählt Werner auf. "Der Kirchenpfleger und ich haben eine riesige To-Do-Liste." Ein Projekt habe er von seinem Vorgänger geerbt, das nun auch ihm sehr am Herzen liegt: Der Kindergarten am Endbachweg soll endlich fertiggestellt werden. "Das ist ein großer Wunsch der Gemeinde und der Pfarrei." Werner spricht langsam und bedacht, jede Frage hört er sich genau an und denkt vor seinen Antworten kurz nach. Seine Augen leuchten, wenn er von seiner Arbeit erzählt: "Ich möchte immer wieder neu auf das Geheimnis schauen, wie Gott eigentlich ist. Verschiedene Blickwinkel sind wichtig." Seine Gemeinde müsse er zwar erst noch richtig kennenlernen, eines ist ihm aber aufgefallen: Die Poinger singen gerne und auch Werner stimmt gerne mit ein: "Wenn ich mitsinge, dann singen auch mehr Leute mit", sagt er. "Musik berührt Leute auf einer anderen Ebene. Sie kann auch für sich sprechen und kann eine andere Art der Verkündigung Jesu zeigen."

Poing sei eine der jüngsten Gemeinden im Landkreis mit unglaublich viel Engagement: "Hier ist immer was los." Er selbst ist erstaunt über die "ständig volle Kirche" in seiner neuen Pfarrei. "Für eine kleine Gemeinde ist das erstaunlich, die Kirche ist sogar werktags gut besucht."

Sein Ziel ist es, viel mit den Menschen zu reden und die Gemeinde kennenzulernen. "Der Pfarrer muss das, was da ist, wahrnehmen und mit den Leuten gemeinsam herausfinden, wie man hier und heute als Christen zusammenleben kann", erklärt er. Das sei von Ort zu Ort anders. Dabei sei auch die Frage "Vorstadt oder Dorf?" entscheidend. Poing sei spannend, weil Poing "something in between" ist, eine Mischung. Davon hänge ab, welche Traditionen fortgeführt werden, welche Neuerungen kommen sollen. Er müsse das richtige Wort finden, wozu Kirche da ist, um dann in der Gemeinschaft Gott zu finden. So könne man erkennen wie ein Leben ein glückliches werden kann. "Was ist heute das, was den Leuten hilft zu glauben? Das herauszufinden ist meine Aufgabe als Pfarrer." Ganz besonders gefalle ihm, dass er nicht in Verwaltungsmüll versinke, er habe eine eigene Verwaltungsleiterin, die ihm den Rücken für die Seelsorge frei halte. "Das hat Pfarrer Klingan so durchgesetzt", erklärt Werner.

Wie lange er in Poing bleiben wird? "Nicht nur vorübergehend, ich gehe nicht von einer Zwischenlösung aus" sagt er bestimmt und sieht dabei zufrieden aus. "Die Gemeinde ist der Hammer", sagt Werner noch, bevor er sich verabschiedet, er lächelt dabei.

Die offizielle Amtseinführung ist am Sonntag, 13. Oktober, um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche Seliger Pater Rupert Mayer.

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Quelle:
SZ vom 11.10.2019
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