Poinger SPD nominiert Bürgermeisterkandidaten:100 Prozent Zustimmung für Reinhard Tonollo

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Freude über die Nominierung: Reinhard Tonollo (Mitte) mit Bürgermeister Albert Hingerl und Ortsvorsitzender Cornelia Gütlich. (Foto: Oh)

Der 54-jährige Telekom-Beamte skizziert seine Ziele für die Gemeinde: Sie soll lebenswert, grün und zukunftsorientiert sein

Von Barbara Mooser, Poing

Am Ende sprangen die Zuhörer von ihren Sitzen auf und zollten ihm minutenlang noch stehend Applaus, bevor sie sich brav in einer Reihe anstellten, um ihre Glückwünsche zu überbringen. 48 der 48 Wahlberechtigten im Saal des Poinger Hofs hatten gerade ihre Stimme für Reinhard Tonollo als Bürgermeisterkandidaten der Poinger SPD abgegeben. Somit kann er mit 100 Prozent Rückhalt in die nächsten schwierigen Monate starten, in denen er dafür kämpfen will, dass wie in den vergangenen 20 Jahren ein Sozialdemokrat Chef im Poinger Rathaus ist.

Dass der 54-Jährige der Wunschkandidat des Ortsvereins ist, hatte dieser schon bei einer Veranstaltung vor zwei Wochen deutlich gemacht, am Freitagabend nun folgte die offizielle Nominierung in feierlichem Rahmen - rote und weiße Nelken als Deko, Sekt zum Beginn. In seiner Nominierungsrede skizzierte Tonollo, dass er dazu beitragen möchte, dass sich in der Gemeinde alle wohlfühlen - vom Kleinkind über den sogenannten Best Ager bis zum Rentner. Er wolle ein grünes Poing und werde sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur einsetzen, sagte Tonollo. Zu seinen Forderungen für die nahe Zukunft gehört ein Expressbus zur Messe, damit könne man kurzfristig Entlastung schaffen, sagte er. Probeweise hatte die SPD einen solchen Bus schon einmal organisiert, ob der Dauerbetrieb finanzierbar ist, muss sich erst noch zeigen.

Tonollo wies auch auf einen Erfolg hin, der mit auf seine Kappe geht - wenn auch nicht unbedingt in seiner Rolle als Politiker: Als Initiator und Vorsitzender einer Bürgerinitiative hatte er für ein Gymnasium in Poing gekämpft, das Projekt soll nun tatsächlich in den nächsten Jahren realisiert werden, inklusive einer Vierfachturnhalle, die die Raumsituation für die Poinger Vereine deutlich entspannen wird. Mit dieser Halle schmückten sich nun auch die, die ursprünglich gegen das Gymnasium gewesen seien, merkte Tonollo an.

Der Kandidat grenzte sich auch bereits etwas von seinem Mitbewerber Thomas Stark von der CSU ab, bisher Geschäftsleiter im Rathaus und seit viele Jahren rechte Hand des Bürgermeisters. Ein Blick von außen auf die Dinge könne nicht schaden, unterstrich Tonollo, er selbst ist technischer Beamter bei der Telekom. Leider stehe die SPD momentan nicht hoch im Kurs, es gehe nun darum, herauszustellen, was die SPD auf lokaler Ebene leisten könne, wenn die richtigen Menschen dahinter stünden. Der 54-Jährige kündigte an, den erfolgreichen Weg der Gemeinde weitergehen zu wollen, beispielsweise, was den Ausbau der Kinderbetreuung betreffe. Er wolle sich aber nicht auf Bestehendem ausruhen, sondern auch Neues in Angriff nehmen. "Der Weiterbau des Bürgerhauses wird mit mir als Bürgermeister kommen", kündigte Tonollo an. Außerdem wolle er sich dafür einsetzen, dass jeder Haushalt in Poing mit einem leistungsfähigen Glasfaseranschluss ausgestattet werde. "Wir wollen nicht nur für die Zukunft denken, sondern auch für die Zukunft handeln", so sein Versprechen am Ende.

Doch nicht alle waren nach der Rede überzeugt. "Wir wollen Tacheles reden", kündigte Rouben Vassilian an. Er wisse nach den Ausführungen Tonollos jedenfalls nicht, warum er ihn wählen sollte: "Du musst mitreißen, Perspektiven bieten", sagte er, "du musst aggressiver sein, du bist zu brav, Junge!" Ansonsten habe er gegen den CSU-Bewerber keine Chance. Allerdings erntete Vassilian selbst Widerspruch, unter anderem von Bürgermeister Albert Hingerl. Kritik sei wichtig, sagte er, aber in diesem Fall nicht berechtigt. Bescheidenheit sei bei einem Bürgermeisterkandidaten wichtiger, "als wenn er rumplärrt und schreit". Im Übrigen, so Hingerl in Anspielung auf CSU-Bewerber Thomas Stark, sei langjährige Erfahrung in einer Verwaltung überhaupt nicht entscheidend, der Kandidat müsse Erfahrung im Leben haben. Auch Landtagsabgeordnete Doris Rauscher warb für Tonollo: Er habe seine Visionen und Zielmarken gut definiert, sie traue ihm zu, dass er Poing künftig genauso gut weiter führe wie es in der Vergangenheit geschehen sei. Bärbel Kellendorfer-Schmid, Fraktionssprecherin im Gemeinderat, charakterisierte Tonollo als "vielfältig, sympathisch und schlau", es gelinge ihm, Leute für seine Ideen zu begeistern. "Reinhard, du bist unser Mann", rief sie am Ende. Möglicherweise haben die Verteidigungsreden auch den Zweifler überzeugt, Gegenstimmen gab es jedenfalls letztlich nicht.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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