Poinger Familie stellt die Kontakte her:Die Braut aus dem Süden

Seit mehr als zehn Jahren sucht Poing eine Partnerstadt. Nun ist die Entscheidung gefallen: Die Gemeinde wird sich mit dem kroatischen Porec an der Adria verbinden.

Wieland Bögel

Sandstrände, mediterranes Klima und eine Altstadt aus dem 15. Jahrhundert, all das sucht man in Poing vergeblich. Doch nach einem kürzlich vom Gemeinderat gefassten Beschluss könnten die Bürger der zweitgrößten Landkreisgemeinde bald öfter in den Genuss dieser Annehmlichkeiten kommen: Poing wird eine Partnerschaft mit dem Adriastädtchen Porec in Kroatien schließen.

Die Suche nach einer Partnergemeinde dauert in Poing schon lange. "Ja oder nein, und wenn nein, warum nicht", diese Diskussion begleite ihn seit Beginn seiner Amtszeit vor zwölf Jahren, meinte Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) bei der Vorstellung der künftigen Partnergemeinde am Montag im Rathaus. Bereits unter seinem Amtsvorgänger Rainer Lauterbach (CSU) habe es Bemühungen gegeben, eine Städtepartnerschaft zu schließen. Ideen, wohin sich Poing verpartnern solle gab es genügend. Etwa Riccione bei Rimini, Kunduz in Afghanistan oder Städte in Ungarn, Jordanien und Sizilien. "Vorschläge sind immer viele gekommen, aber es ist nie weitergegangen", bedauert Hingerl.

Doch vor etwa einem Jahr kam Bewegung in die Partnersuche. Eine Poinger Familie mit kroatischen Wurzeln habe sich der Sache angenommen, so Hingerl. Anfang des Jahres waren der Bürgermeister von Porec, Edi Stifanic, und einige Stadträte zu Besuch gewesen. Die kroatische Delegation hatte sich Poing angesehen und mit Hingerl und einigen Gemeinderäten zu Abend gegessen. "Dann ist aber erst einmal nichts passiert", meint Hingerl. Im Juli schließlich kam ein Brief aus Porec im Poinger Rathaus an, darin stand, der dortige Stadtrat befürworte eine Städtefreundschaft mit Poing.

In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates wurde beschlossen, dass Poing das Angebot annimmt und mit Porec eine Städtefreundschaft, die Vorstufe zur Städtepartnerschaft, eingeht. Allerdings erst, wenn sich genügend Bürger an dem Projekt beteiligen. Dass die Vorbereitungen zur Städtefreundschaft praktisch im Geheimen abliefen und auch der Beschluss dazu in nichtöffentlicher Gemeinderatssitzung fiel, erklärt Hingerl mit Diplomatie und Höflichkeit den künftigen Partnern gegenüber. Schließlich habe man nicht wissen können, wie die Abstimmung ausgeht.

In den kommenden Monaten gelte es nun, die künftige Partnerschaft mit Leben zu füllen, sagt Hingerl. Zunächst wird eine Poinger Delegation die Stadt Porec besuchen. "Was ich aber nicht will, ist eine reine Bürgermeister-und Funktionärsfreundschaft." Zwar gehöre zu einer Partnerschaft auch ein offizieller Teil, die eigentlichen Partner sollten aber die Bürger der beiden Kommunen sein, wünscht sich Hingerl. Besonders die örtlichen Vereine, die Schulen und Vertreter aus dem kulturellen Leben der Gemeinde sollen sich in die neue Partnerschaft einbringen. Deshalb soll auch ein Partnerschaftsverein oder -komitee gegründet werden, eine Auftaktveranstaltung dazu wird noch im Oktober oder November stattfinden. "Ich glaube, das wird eine schöne Sache, und ich glaube, dass sich genügend Leute finden, die mitmachen", gibt sich Hingerl zuversichtlich.

Auch die Gemeinde will ihren Anteil leisten, dass die Partnerschaft ein Erfolg wird. So soll es Zuschüsse für den Partnerschaftsverein geben, etwa für Busreisen oder Sprachkurse. Dazu werde jährlich eine fünfstellige Summe in den Haushalt eingestellt. "Wir als Gemeinde tun das gerne", meint der Bürgermeister, "das ist schließlich Gesellschaftspolitik."

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