Poing:Unfaire Kostenverteilung

Poing: Mit überquellenden Mülltonnen gibt es in Poing eher weniger Probleme - im Gegenteil: Oft sind die Tonnen nur halbvoll, wenn sie entsorgt werden.

Mit überquellenden Mülltonnen gibt es in Poing eher weniger Probleme - im Gegenteil: Oft sind die Tonnen nur halbvoll, wenn sie entsorgt werden.

(Foto: Christian Endt)

Poing entscheidet sich gegen die 40-Liter-Restmüll-Tonne

Von Johanna Feckl, Poing

Es dauerte nicht lange, bis sich bei der Diskussion in der jüngsten Sitzung des Poinger Haupt- und Finanzausschusses abzeichnete: Das wird wohl nichts mit der neuen 40-Liter-Restmüll-Tonne. Lediglich die Fraktion der Grünen sprach sich für die Einführung zum Januar 2024 aus. Alle übrigen Ausschussmitglieder betrachteten die Kostenverteilung, die die Einführung mit sich bringen würde, als unfair, sodass das Vorhaben den Poingerinnen und Poingern nicht vermittelbar gewesen wäre - sie stimmten ohne Ausnahme dagegen.

Dass das Thema überhaupt auf der Tagesordnung stand, hat eine Vorgeschichte: Im Februar dieses Jahres stellten die Gemeinderatsfraktionen der Grünen und der SPD den Antrag, die Umstellung der bisherigen Festpreis-Müllgebühren gegen ein finanzielles Anreizsystem zu prüfen - dadurch sollte weniger Müll verursacht werden, schließlich würde dann nur der Müll bezahlt werden, der tatsächlich verursacht wurde. Die Rathausverwaltung gab damals zu bedenken, dass die Einführung und Betreuung eines solchen Systems einen immensen Verwaltungsaufwand erforderlich mache, in jedem Fall sei zusätzliches Personal in der Verwaltung notwendig, dessen Kosten sich auf die Kalkulation auswirken würden. Es wurde klar: Für ein Wertmarkensystem findet sich keine Mehrheit. Stattdessen einigte man sich darauf, die Einführung einer 40-Liter-Restmüll-Tonne zu prüfen. Die Kalkulation dafür legte die Rathausverwaltung in der jüngsten Ausschusssitzung nun vor.

Die Kosten der größeren Tonnen würden mit der Einführung einer 40-Liter-Tonne steigen: Bei 80 Litern müssten statt 186 Euro dann 204 gezahlt werden, bei 120 Litern statt 282 Euro dann 306 Euro und bei 240 Litern statt 558 Euro dann 612 Euro. Also: steigende Müllgebühren zwischen 18 und 54 Euro pro Jahr für alle übrigen Größen. Damit würden die größeren Tonnen die kleineren subventionieren. Der Grund dafür ist unter anderem, dass bei einer 40-Liter-Tonne laut Entsorgungsfirma die Kosten für die Leerung einer 120-Liter-Tonne veranschlagt werden müssen: Um die Tonne zu leeren bräuchte es nach wie vor eine große Tonne, in die ein 40-Liter-Einsatz eingebaut ist.

"Es ist jetzt auch schon so, dass die großen Tonnen die kleinen subventionieren", sagte Bürgermeister Thomas Stark (parteilos). Außerdem hätte die bisherige kleinste Größe von 80 Litern typischerweise Hausbewohner in Benutzung, größere Wohnanlagen würden hauptsächlich 240-Liter-Tonnen verwenden und damit die Hausbewohner subventionieren.

Matthias Andres (FWG) wies darauf hin, dass deshalb letztlich wohl nur Hausbewohner von einer 40-Liter-Tonne profitieren würden. Mieter oder Eigentümer in Wohnanlagen hätten keine Wahl und müssten weiterhin große Tonnen benutzen, die noch teurer würden. Für ihn widerspreche das einer fairen Lastenverteilung. Dem stimmte Wolfgang Spieth (FDP) zu.

Michael Lanzl (CSU) zeigte sich auch skeptisch. Er äußerte Bedenken, dass der Sparfuchs auf eine 40-Liter-Tonne wechseln könnte, obwohl er gar nicht so wenig Müll verbraucht - der übrige Restmüll könnte dann illegal entsorgt werden. Er sprach sich dafür aus, stattdessen mehr in das Publikmachen des Tonnen-Sharing zu investieren. Dabei teilen sich zwei Nachbarn eine Restmüll-Tonne, die Kosten werden aufgeteilt. Christina Landgraf (Grüne) widersprach, sie gehe nicht davon aus, dass Poinger und Poingerinnen ihren Restmüll einfach irgendwo entsorgen, nur weil sie sich durch eine kleinere Tonnen-Größe ein bisschen Geld sparen könnten. "Es kostet ja auch nicht die Welt, mal Sperrmüll am Bauhof zu entsorgen, und trotzdem legen die Leute ihn einfach irgendwo ab", sagte Lanzl daraufhin.

Daniel Becker (Grüne), der zusammen mit Reinhard Tonollo (SPD) den ursprünglichen Antrag zu einem finanziellen Anreizsystem bei der Müllentsorgung unterzeichnet hatte, äußerte seine Enttäuschung. "Wenn die Gebühren für die übrigen Größen steigen, dann könnte das auch ein Anreiz sein, Müll zu sparen", sagte er. "Immer nur auf den Preisen rumzuhacken, finde ich schade."

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