Poing:Schwungvoll auf den Schuldenberg

Die Zahlen

Gesamtvolumen: 74,7 (Alle Zahlen in Millionen Euro.)

Verwaltungshaushalt: 51,9

Vermögenshaushalt: 22,8

Wichtigste Einnahmen:

Einkommensteueranteil: 12,7

Gewerbesteuer: 14,5

Grundsteuer B: 2,5

Kita-Zuschüsse: 4,3

Investitionszuschüsse: 2,4

Größte Investitionen 2018:

Grundschule Karl-Sittler-Straße: 4,1 (insgesamt 21,7)

Bahnunterführung Ortsmitte: 7,2 (insgesamt 9,8)

Bahnunterführung Anzinger Straße: 0,7 (insgesamt 6,7)

Schulschwimmbad: 0,7 (insgesamt 6)

Schuldenstand: Ende 2018: 25,9 (2019: 30,9; 2020: 30,6)

Viele Großprojekte zwingen Poing dazu, massiv Kredite aufzunehmen. Die Perspektiven sind dennoch insgesamt positiv

Von Barbara Mooser, Poing

Solche Leser wünscht sich wohl jeder Autor: "Ein tolles Werk, sehr angenehm zu lesen!" Dennoch schaute Verfasser Holger Schmidt etwas verdutzt, als er das Lob von Gemeinderat Dominik Fuchs (Grüne) vernahm, schließlich bietet nicht jede der 600 Seiten dramatische Handlung; auch Protagonisten, mit denen man mitfiebern könnte, gibt es nicht: Bei dem viel gelobten Werk handelt es sich um den Poinger Haushaltsentwurf. Spannend ist es dennoch, und es birgt etliches an Freud, wie tolle Gewerbesteuereinnahmen, und Leid, beispielsweise die Tatsache, dass Poing gewaltig Schulden machen muss.

"Wenn ich Kämmerer von Unterföhring wäre, würde ich schon noch ruhiger schlafen", räumte Holger Schmidt in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses ein. In der Mediengemeinde im Landkreis München weiß der Gemeinderat manchmal schier nicht, wohin mit dem Geld. So weit ist es in Poing nicht, tatsächlich gäbe es dort seit Jahren durchaus Ideen, wie man noch ein paar Millionen mehr gut anlegen könnte - etwa in den Bau eines echten Bürgerhauses mit Veranstaltungssaal, Museum und Bücherei. Doch dafür ist das Geld nicht da, nicht im nächsten Jahr und auch nicht in den Jahren darauf. Schließlich hat die Gemeinde gerade erst eine neue Schule und Kita gebaut. Für eine weitere Schule werden gerade die Fundamente ausgehoben, und eine Kita, bei der die Gemeinde den Löwenanteil finanziert, wird im kommenden Jahr in Angriff genommen. Ebenso wie der Bau der Fußgänger- und Radlerunterführung, die den neuen und den alten Ortsteil verbinden soll. Und auch ein neues Schulschwimmbad soll in den kommenden Jahren in Poing entstehen.

Da nimmt es dann nicht wunder, dass das Haushaltsvolumen im Vergleich zu früher gewaltige Dimensionen annimmt: Schon in diesem Jahr lag es bei knapp 70 Millionen, 2018 wird es knapp 75 Millionen umfassen, 2019 etwa 73 Millionen. Noch vor zehn Jahren war man in Poing mit etwa der Hälfte dieser Summen ausgekommen.

Entsprechend sind auch die Zeiten vorbei, in denen die Gemeinde nicht viel mehr Schulden hatte, als eine Drei-Zimmer-Wohnung in einem Poinger Neubaugebiet kostet. Von gut 500 000 Euro im Jahr 2016 sind die Schulden bereits in diesem Jahr auf fast 18 Millionen Euro gestiegen, 2018 werden es schon 25 Millionen sein, in den Jahren darauf wird sich der Schuldenstand auf gut 30 Millionen einpendeln. Dennoch will Poing auch wieder Rücklagen aufbauen, um gegebenenfalls unerwartete Einnahmeeinbrüche abfedern zu können. Dazu muss die Gemeinde aber erneut Grundstücke in größerem Umfang verkaufen.

Positiv werden sich nach Prognosen des Kämmerers weiterhin die Einnahmen aus der Gewerbesteuer entwickeln. Poing erzielt hier ohnehin Summen, auf die die Verantwortlichen in anderen Gemeinden mit großem Neid blicken. 2017 etwa rechnet man mit etwa 14 Millionen, in der größeren Nachbargemeinde Vaterstetten fließt nur gut die Hälfte dieser Summe in die Kasse. Mit größeren Einbrüchen rechnet der Kämmerer in Poing auch in den kommenden Jahren nicht, treffen seine Vorhersagen ein, fließen 2021 bereits 15,8 Millionen von den Unternehmen an die Gemeinde. Allerdings warnt Schmidt auch regelmäßig die Gemeinderäte, dass es immer auch anders kommen kann als man denkt. 2010 war so ein Jahr; nicht einmal fünf Millionen an Gewerbesteuern wurden damals gezahlt, im Vorjahr waren es noch fast 16 Millionen gewesen.

Eine größere Diskussion über den Etat gab es im Ausschuss nicht. Eva-Maria Saam (CSU) merkte aber kritisch an, dass keine Haushaltsansätze für die Erweiterung des Sportzentrums und einen möglichen Kioskneubau dort enthalten seien. Im Mai habe der Gemeinderat beschlossen, dass dieser Themenkomplex im Herbst rechtzeitig zu den Haushaltsberatungen diskutiert werden solle, dies sei aber nicht geschehen. Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) erklärte, man sei hier ein paar Monate im Rückstand, zum einen aus personellen Gründen, zum anderen, weil noch wichtige Stellungnahmen eingeholt werden müssten.

Der Ausschuss billigte einstimmig den Etatentwurf, endgültig verabschieden wird ihn der Gemeinderat voraussichtlich am 30. November.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: