Poing:Rote Karte für die Schwarzen

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Die Poinger Sportgaststätte ist bei Aktiven wie Zuschauern beliebt. Damit das auch so bleibt, lehnt die Gemeinderatsmehrheit einen Kiosk nebenan ab. (Foto: Renate Schmidt)

Nach Kritik von Bürgermeister und anderen Fraktionen zieht Poings CSU Antrag für einen Kunstrasenplatz zurück

Von Barbara Mooser, Poing

Einigkeit wird im Lexikon wie auch im Poinger Gemeinderat groß geschrieben. Bei wichtigen Themen legen sich die Fraktionen schon häufig hinter den Kulissen auf einen gemeinsamen Weg fest. Fast ein bisschen beleidigt reagierten daher nun Vertreter der SPD und ihr Bürgermeister Albert Hingerl auf einen Vorstoß der CSU-Fraktion, die fordert, einen Bolzplatz am Sportzentrum in einen Kunstrasenplatz umzuwandeln und darüber hinaus einen neuen Kiosk auf dem Gelände zu erlauben. "Ich war vom Vorgehen der Antragsteller überrascht", sagte der Bürgermeister in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats, denn eigentlich habe man sich ja gerade erst in einer nichtöffentlichen Sitzung im März darauf geeinigt, mittelfristig eine östliche Erweiterung des Sportzentrums in Angriff zu nehmen. In diesem Fall könnte aber das Areal, auf dem nun der fragliche Bolzplatz liegt, gerade für die Erschließung wichtig sein.

"Wenn das von dir initiiert wurde, kriegst du die Gelbe Karte", sagte auch SPD-Gemeinderat und Fußballfunktionär Rainer Koch an die Adresse von TSV-Chef Robert Rieger gewandt, der im Gemeinderat ein paar Plätze weiter in den Reihen der CSU sitzt. Schließlich sei man seit langem im Gespräch, was am Sportzentrum am sinnvollsten zu machen sei. Es sei immer Konsens gewesen, daran gemeinsam zu arbeiten, sagte Koch - bis jetzt. Rieger verteidigte sich, ein gemeinsames Vorgehen sei auch in seinem Interesse, wichtig sei nur eben, dass eine möglichst "zeitnahe Lösung" gefunden werde.

In ihrem Antrag hatte die CSU auf die angespannte Platzsituation im Sportzentrum hingewiesen: "Die vorhandenen Plätze werden aufgrund von Pflege- und Unterhalsmaßnahmen immer wieder gesperrt und stehen somit nicht zur Nutzung für den Trainings- und Spielbetrieb zur Verfügung", so die CSU-Fraktionschefs Ludwig Berger und Eva-Maria Saam in ihrem Schreiben. Weil die Gemeinde weiter wachsen werde, führe das sicher zu einer erhöhten Nachfrage an Sportmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Durch die Umwandlung des Bolzplatzes in einen Kunstrasenplatz mit Flutlichtanlage könne die Trainingskapazität für die Fußballabteilung erhöht werden. Auch Punktespiele im Kleinfeldbereich könnten dann auf diesem Platz stattfinden.

Ebenfalls spricht sich die CSU dafür aus, dass ein Verkaufskiosk mit Unterstellmöglichkeiten errichtet wird, weil dies den Getränke- und Essensverkauf bei Veranstaltungen erheblich erleichtern werde. Besprochen sei das auch mit dem Pächter der Sportgaststätte "Poinger Einkehr", sagte Saam, für den Wirt stelle der Kiosk kein Problem dar. Die Getränke, so ergänzte Rieger, beziehe man ohnehin aus der "Einkehr", deren Pächter würde also "nichts weggenommen".

Ganz so unproblematisch sah Hingerl einen möglichen Kiosk hingegen nicht. Der jetzige Pächter sei der erste seit langer Zeit, der die Gaststätte erfolgreich führe und mit den Sportlern gut auskomme. Am liebsten wäre ihm, so Hingerl, dass dieser Pächter "noch 100 Jahre" seine Wirtschaft führe. Wenn man aber Bilder von einem Kiosk mit Aufenthaltsraum sehe, wie sie die CSU als Beispiel vorgelegt habe, könne man schon die Idee bekommen, dass hier eine zweite Gaststätte - und somit eine Konkurrenz zur "Poinger Einkehr" - etabliert werden könnte. Eine mobile Lösung, etwa ein Verkaufswagen, wäre hier möglicherweise zielführender, sagte auch Sieglinde Pehl (Grüne).

Der Bürgermeister unterstrich, für ihn könne man nicht über einzelne Maßnahmen entscheiden, so lange es kein Gesamtkonzept gebe. Ein solches könne - inklusive Kostenkalkulation - bis zu den Haushaltsberatungen im Herbst erstellt werden. Saam willigte ein, den Antrag der CSU vorerst zurückzustellen, bis es ein solches Konzept gibt. Wichtig sei aber für die Fraktion, so Saam, dass man über Verbesserungen in einem überschaubaren Zeitraum spreche.

© SZ vom 26.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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