Poing:Party und Protest

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Bürgermeister Albert Hingerl (r.), Fachleute aus dem Rathaus und von der Polizei, Gemeinderäte und interessierte Poinger befassen sich mit dem Thema Sicherheit. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei einem Hearing zum Thema Sicherheit und Ordnung in der Gemeinde klagen die Poinger vor allem über den Lärm feiernder Jugendlicher. Die Gemeinde hingegen ärgert sich über zunehmenden Vandalismus

Von Barbara Mooser, Poing

Lärmende Jugendliche, Vandalismus, Wildbiesler und vermüllte Containerstellplätze: Es gibt immer wieder Anlässe, sich über Zustände in Poing zu ärgern. Allerdings haben andere Gemeinden die gleichen Probleme - und was die Kriminalität betrifft, ist Poing immer noch ein recht sicheres Plätzchen. Das waren einige der Erkenntnisse bei einem Hearing zum Thema Sicherheit und Ordnung, zu dem Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) in den Sitzungssaal des Rathauses geladen hatten. Ziel der Zusammenkunft sollte sein, transparent über Probleme zu informieren und auch Anregungen der Poinger zu sammeln. Allerdings nutzten bei herrlichstem Biergartenwetter nur wenige die Gelegenheit, ihre Sorgen loszuwerden.

Und es waren vor allem die Dauerbrenner, die angesprochen wurden: Über feiernde Jugendliche am Monopteros im Bergfeldpark klagte etwa eine junge Frau, die erst seit drei Monaten in Poing lebt. Jeden Freitag und Samstag sei "die Hölle los", die jungen Leute drehten die Musik so laut auf, dass die Wände vibrierten, schilderte sie: "Wir haben uns hier für teures Geld ein Haus gekauft und fühlen uns jetzt total eingeschränkt." Auch Anwohner rund um die evangelische Kirche und Pfarrer Michael Simonsen selbst bestätigten, dass es immer wieder laut wird und auch mal Flaschen fliegen. Eine bessere Beleuchtung im Park würde nach Einschätzung Simonsens schon eine Verbesserung darstellen. Andere Anwohner des Bergfeldparks hingegen forderten ganz klar, dass Poing wieder einen Sicherheitsdienst auf Streife schickt. Einen solchen hatte die Gemeinde zwischen Mai und Oktober 2015 beauftragt, nachdem es verstärkt Probleme mit randalierenden Jugendgruppen gegeben hatte.

Derzeit sind die Probleme aber nicht annähernd so gravierend wie vor gut einem Jahr, das führte auch Jugendreferent Michael Krach aus. Vielleicht habe es aber auch wegen des anhaltend schlechten Wetters weniger Anlass zu Beschwerden gegeben: "Bei dem Sommer, den wir bisher gehabt haben, gehen nicht mal die Burschen und Mädels raus." "Aus heutiger Sicht würde man keinen Sicherheitsdienst einstellen", sagte der Bürgermeister. Dennoch behalte man das Thema im Auge: "Man muss das anlassbezogen prüfen." Helmut Hintereder, der Chef der Poinger Polizeiinspektion, riet dazu, bei Ruhestörungen und anderen Vorfällen auch tatsächlich direkt bei der Poinger Polizei anzurufen und nicht beim Notruf, auf diese Weise könne Zeit gespart werden.

Generell zog Hintereder eine positive Bilanz. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Straftaten kaum gestiegen, Poing liege bei der Zahl der Straftaten pro 1000 Einwohner unter dem Durchschnitt im Bereich der Polizeidirektion Oberbayern Nord. Und der Schnitt in Oberbayern Nord liege nochmals unter dem bayerischen. "Es ist schön, wenn sich die Gemeinde Gedanken macht, was man noch verbessern kann. Aber man kann eigentlich auch jetzt sehr zufrieden sein", sagte der Leiter der Polizeiinspektion. Die Kriminalität ist, wie Hintereder ausführte, auch infolge des verstärkten Zuzugs durch Flüchtlinge im vergangenen Jahr nicht angestiegen. In den ersten Monaten von 2016 hat man allerdings in Poing, wie im übrigen Oberbayern auch, einen Anstieg von Straftaten registriert, vor allem gab es mehr Einbrüche und Diebstähle.

Ein größeres Problem ist in den vergangenen Jahren der Vandalismus geworden. Graffiti, zerstörte Überwachungskameras, beklebte Verkehrsschilder, eingeschlagene Scheiben zählte Ludwig Mayr, Leiter des Baubetriebshofs, unter anderem auf. 26 Fälle wurden 2015 zur Anzeige gebracht, der Sachschaden wurde auf 21 300 Euro beziffert. In diesem Jahr waren es bisher 18 Anzeigen und ein Schaden von 8650 Euro. Ärgerlich ist auch oft der Zustand einiger Standplätze von Wertstoffcontainern, wie Bauamtsleiterin Christine Kölbl anhand von Bildern zeigte. "Man schmeißt Sachen rein, weil sie reinpassen - nicht, weil sie reingehören." Das Gerümpel im Wertstoffcontainer und drum herum zu entsorgen, kostete im vergangenen Jahr 5500 Euro, die Reinigung der Containerstellplätze 18 000 Euro. Diese Ausgaben müssten über die Abfallgebühren an alle Poinger umgelegt werden. Der Einsatz von Überwachungskameras sei im Gemeinderat einmal diskutiert worden, letztlich habe man sich aufgrund der Erfahrungen, die die Nachbargemeinden damit gemacht hätten, dagegen entschieden.

Der Bürgermeister versprach, nun alle eingegangenen Anregungen und Vorschläge noch einmal zusammenzufassen und dem Gemeinderat vorzulegen. Dort kann gegebenenfalls über weitere Maßnahmen entschieden werden.

© SZ vom 25.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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