Poing:Objekt der Begierde

Poing will Gymnasiumsstandort werden und konkurriert darin mit Aschheim und Feldkirchen

Der Wettbewerb um ein neues Gymnasium im Münchner Osten hat begonnen: Außer Poing sind derzeit zwei weitere Standorte im Nachbarlandkreis München im Gespräch - und sie haben, zumindest auf den ersten Blick, bessere Karten. Denn der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum bescheinigt Aschheim und Feldkirchen, dass sie - anders als Poing - alle Kriterien des Kultusministeriums an einen neuen Schulstandort erfüllen würden. Die Schülerzahlen würden locker ausreichen und keiner der Standorte würde zu Lasten von bestehenden Standorten gehen, gleichzeitig besagen die Prognosen, dass die bestehenden Gymnasien die zusätzlichen Schüler nicht aufnehmen könnten.

Letzteres ist im Falle Poings zumindest strittig: Laut Einschätzung der Schulleiter der Gymnasien Vaterstetten und Markt Schwaben reichen die Kapazitäten dort aus, um auch 2032 keinen Schüler abweisen zu müssen. Überdies würden, so hat es ein Gutachten gezeigt, bei einer Neugründung in Poing die Schülerzahlen im Gymnasium Markt Schwaben stark sinken, so dass hier das Angebot reduziert werden müsste. Das zweifelt der Poinger Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) an: "Das ist Unsinn", sagt er. "Die Markt Schwabener und auch die Vaterstettener wären froh über ein weiteres Gymnasium in Poing. Denn beide Schulen sind längst an ihren Grenzen angelangt." Aber momentan sähen der Planungsverband und das Kultusministerium das noch anders. Seine Aufgabe - und die des gesamten Landkreises Ebersberg - sei es nun, "diese Meinung mit guten Argumenten zu ändern".

Doch auch in Aschheim und Feldkirchen ist das Interesse, sich künftig Gymnasiumsstandort nennen zu dürfen, groß. Und das Tempo, das man dort vorlegt, ebenfalls: In Feldkirchen hat bereits der Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, nach geeigneten Grundstücken für ein Gymnasium zu suchen. Einen entsprechenden Antrag für die eigene Gemeinde hat auch die Aschheimer SPD vor einigen Tagen eingebracht. Auslöser für die Hektik ist die Tatsache, dass das Gymnasium in Kirchheim überbelegt und überdies in desolatem Zustand ist. Klar ist schon, dass es neu gebaut werden soll - und auch, dass es nicht so groß ausfallen wird, dass es auch in der Zukunft alle Schüler im Umkreis wird aufnehmen können. Nach dem geplanten Abriss des jüngsten Erweiterungsbaus in etwa zehn Jahren wird sich die Kapazität auf etwa 1300 Schüler reduzieren. "Und dann braucht es definitiv ein neues Gymnasium", sagt der Münchner Landrat Christoph Göbel (CSU).

Alle Beteiligten im Münchner Umland wissen, dass es nur ein neues Gymnasium an der S 2 geben wird. Und so legen sich auch alle kräftig ins Zeug, um für den jeweils bevorzugten Standort zu werben. Hingerl etwa würde die Zugkraft der Unternehmen in Poing gern nutzen, um Kooperationen einzugehen: "Eine Schule, die als Pilotprojekt mit der Wirtschaft zusammenarbeitet, Praktika anbietet. Das schwebt uns vor." Die Poinger wissen schließlich besonders gut, dass Pilotprojekte Entwicklungen bewirken können, auf die man zuvor oft jahrelang vergeblich gewartet hatte. So war es auch mit der Poinger Realschule: Ewig lang rechnete das Ministerium vor, dass die Schülerzahlen für eine solche Schule in Poing nicht vorhanden wären, ewig lang versuchten Kommunalpolitiker mit eigenen Zahlen einen Meinungsumschwung zu erreichen. Der kam aber erst, als die CSU eine Koalition mit der FDP im Landtag eingehen musste und der kleinere Partner die CSU überzeugte, es einmal mit Kooperationsmodellen zwischen Mittelschule und Realschule zu versuchen. Unter diesen Voraussetzungen wurde endlich auch die Realschule in Poing gebilligt - und die Beliebtheit der neuen Schule übertrifft alle Erwartungen.

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