2029 lautet das avisierte Jahr jetzt: Dann soll die Polizeiinspektion Poing in ihr neues Gebäude in Grub einziehen – wobei Marija Zivanovic vom Staatlichen Bauamt Rosenheim in der jüngsten Sitzung des Poinger Gemeinderats betonte, dass das „keine verbindliche Zahl“ sei. Aber immerhin eine frühere, denn bislang war von frühestens 2030 die Rede. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass die Kollegen bald einziehen können“, versprach Zivanovic. Als nachgeordnete Behörde des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr ist das Staatliche Bauamt Rosenheim vom Bayerischen Innenministerium mit der Realisierung des Neubaus beauftragt worden.
Dass ein solcher nötig ist, da sind sich alle Beteiligten einig. Aktuell hat die PI Poing ihr Zuhause noch in der Markomannenstraße – ein Bau, der zu klein, zu alt und allzumal technisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist. Die Pläne für den Neubau in der Senator-Gerauer-Straße im Ortsteil Grub hingegen, die Zivanovic in der Sitzung erstmals öffentlich präsentierte, scheinen der Traumvorstellung von einer PI mindestens sehr nahezukommen: Demnach soll auf dem Grundstück ein Gebäude-Ensemble aus vier Bauten entstehen. Neben der PI werden ein Zentrum für polizeiliches Einsatztraining (PE) sowie eine Dienststelle der Zentralen Ergänzungsdienste (ZED) untergebracht. In dem PE befindet sich beispielsweise eine Schießanlage, dort werden Polizistinnen und Polizisten ausgebildet. Das ZED unterstützt örtliche Polizeidienststellen bei geplanten Großeinsätzen etwa bei Demos oder Fußballspielen.
Auf dem Gelände werden insgesamt vier Bauten entstehen, nachdem die Bestandsgebäude abgetragen worden sind
Das Gelände gehört dem Freistaat Bayern, aktuell befinden sich dort noch Hühnerställe der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), die vor geraumer Zeit stillgelegt wurden. Außerdem sind dort Bäume und Gehölze, die als Biotope kartiert sind. Die Hühnerställe werden abgetragen, die Biotope sollen in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) so weit wie möglich erhalten bleiben, wie Zivanovic sagte. Das bedeutet aber auch, dass einige fallen werden müssen, daraus machte die Fachfrau kein Geheimnis. Jedoch werde es Ausgleichsflächen im südwestlichen Bereich des Grundstücks geben, weil an dieser Stelle aufgrund der Nähe zu den S-Bahngleisen ohnehin nichts gebaut werden dürfe.
Die Hauptzufahrt wird über die Senator-Gerauer-Straße erfolgen, insgesamt sollen vier Bauten entstehen: Im nördlichsten finden die PI sowie die ZED ihr neues Zuhause, im südlichsten das PE. Die beiden Gebäude auf dem Polizeihof dazwischen beherbergen Garagen für Dienstfahrzeuge. Zwischen PE-Bau und den Biotop-Ersatzpflanzungen wird der Dienstparkplatz liegen, jener für Besucher wird im Norden eingerichtet.

Die Gebäude sollen Zivanovic zufolge allesamt begrünte Dächer und Fassaden haben sowie in Holz-Hybrid-Bauweise realisiert werden. Dabei werde ein besonderes Augenmerk auf hohe energetische Standards gelegt, beispielsweise PV-Anlagen auf den Dächern und eine ressourcenschonende Bauweise, etwa eine minimale Versiegelung der Oberfläche. Als Nächstes werden das Staatliche Bauamt Rosenheim sowie die vorgesetzten Dienststellen die Vorplanung prüfen, dann wird die Maßnahme dem Bayerischen Landtag zur Freigabe vorgelegt. Erst danach könnten die veranschlagten Kosten genannt werden, sagte Zivanovic auf eine Frage von Gemeinderat Matthias Andres (FWG) hin.
Erster Bürgermeister Thomas Stark (parteilos) bedankte sich für die bisherige Planung, bevor es sich mit einer Bitte an Zivanovic wandte: „Zünden Sie gerne den Planungsturbo!“ Im gleichen Tenor sprach Peter Maier (SPD), dass es „allerhöchste Eisenbahn“ werde mit dem Neubau. „Die Polizei bekommt immer mehr Aufgaben, das Einsatzgeschehen hat sich komplett verändert“, sagte er. Für Marc Salih (FDP) ist das neue Gebäude ein „erster Schritt“ in die richtige Richtung – seine Partei fordert im Landkreis seit Langem, dass neben den Inspektionen in Ebersberg und Poing eine dritte eingerichtet wird. Als Referenz nannte er den Landkreis Starnberg, wo es drei PI-Standorte gibt, obwohl er sowohl in der Fläche als auch in Bezug auf die Einwohnerzahl kleiner ist als der Landkreis Ebersberg.

Polizeiinspektion Poing:"Eine kleine Traumerfüllung"
Die Polizeiinspektion Poing erhält in Mithun Küffner einen neuen Leiter. Sein Stellvertreter ist Andreas Petermeier, der zuvor bei den Ebersberger Kollegen tätig war.
Laut dem Online-Auftritt des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord ist allerdings beispielsweise im Landkreis Dachau nur eine PI angesiedelt, obwohl dort mehr Menschen leben als in Ebersberg und auch die Fläche größer ist. Auf SZ-Nachfrage bei der Pressestelle des Polizeipräsidiums hieß es, dass sowohl die Anzahl als auch die Standorte der Dienststellen im betreffenden Gebiet „im Wesentlichen historisch gewachsen“ seien, aber regelmäßig überprüft würden. „Dabei werden neben den Aspekten der Arbeitsbelastung, der Bevölkerung und der Dienstbereichsgröße grundsätzlich auch Aspekte wie Verwaltungsaufwände, die Gebäudesituation, Verkehrsanbindung oder die Möglichkeiten dienstbetrieblicher Regelungen in die Bewertung einbezogen“, teilte die Pressestelle weiter mit. Bei der Überprüfung des Stellen- und Personalansatzes gehe es im Wesentlichen um die Belastung, „die Verteilung der Dienststellen auf die einzelnen Landkreise spielt hierbei grundsätzlich eine untergeordnete Rolle“.
Die Polizei sieht aus fachlicher Sicht keine Notwendigkeit für eine dritte Polizeiinspektion im Landkreis
Das sei auch der Grund, weshalb die Polizeiwache in Vaterstetten nach 27 Dienstjahren im Jahr 2015 aufgelöst worden ist. Laut Polizeipressestelle wog bei der Entscheidung am stärksten der Umstand, dass die Vorgänge der Polizeiwache im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zum Jahr 2013 um etwa 75 Prozent zurückgegangen waren – die Bevölkerung habe zur Anzeigenerstattung vor allem die PI Poing genutzt. Dorthin seien auch alle durch die Schließung freigesetzten Stellen verlagert worden. Das habe ermöglicht, dass mehr Streifen im Landkreis unterwegs sind. Aus fachlicher Sicht, so teilte die Pressestelle weiter mit, sollte eine Polizeiwache lediglich eine temporäre Ausnahme darstellen, beispielsweise als Übergangslösung, wenn Dienststellen zusammengelegt oder herabgestuft würden.
„Vor diesem Hintergrund werden Forderungen nach einer weiteren Organisationseinheit im Landkreis Ebersberg – insbesondere einer Polizeiinspektion – aus fachlicher Sicht nicht unterstützt“, lautet die Antwort der Pressestelle auf die Frage, ob eine dritte Polizeidienststelle realistisch ist. Und weiter: „Es darf bezweifelt werden, dass sich die Umstände aus dem Jahr 2015 wesentlich verändert haben.“ Hinzu komme, dass es immer bessere Möglichkeiten gebe, online Anzeige zu erstatten, sodass in dieser Hinsicht der Bedarf an einer Dienststelle sogar eher rückläufig sei.
Also bleibt die Freude erst einmal auf den Neubau für die PI Poing beschränkt. Bis das Gebäude in Grub fertig ist, wird laut Bürgermeister Stark das alte in der Markomannenstraße so weit wie möglich erweitert und saniert.