Angebot für Senioren:Startschuss für Poings Nachbarschaftshilfe

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Das Angebot der Poinger Nachbarschaftshilfe ist vielfältig - von ambulanter Pflege über Haushaltsdienste, Betreutes Wohnen oder einen mobilen Mittagstisch. (Foto: Jana Bauch/dpa-tmn)

Mit einem eigens gegründeten Verein ist in der Gemeinde ein zusätzliches Hilfsangebot mit professionellen Strukturen für Seniorinnen und Senioren geschaffen worden. Es herrscht eine enge Kooperation mit der Nachbarschaftshilfe mit Sitz in Baldham.

Von Johanna Feckl, Poing

Immer wieder erlebt es Poings Bürgermeister Thomas Stark (parteilos), dass sich ältere Bürgerinnen und Bürger bei ihm mit dem gleichen Anliegen melden: Sie brauchen Unterstützung - beim Putzen oder Einkaufen, bei Arztbesuchen oder in der Pflege. Starks Team aus dem Bereich Seniorenarbeit hat sich in jedem einzelnen Fall darum bemüht, mit Hilfe des Angebots von Wohlfahrtsverbänden eine Lösung zu finden, wie der Bürgermeister erzählt. "Aber das war extrem schwer." Das soll nun mit einem neuen Angebot ein Ende haben: Poing bekommt eine Nachbarschaftshilfe (NBH), die eine große Palette an Dienstleistungen bereithält: ambulante Pflege, Hilfe im Haushalt, Betreutes Wohnen zu Hause oder ein mobiler Mittagstisch. Am Donnerstagabend ist der offizielle Startschuss des Projekts mit einer Infoveranstaltung für alle Interessierten.

Eigentlich gab es in Poing viele Jahre eine Nachbarschaftshilfe. Seit 2004 leitete Janina Zuschrott ehrenamtlich die NBH, nach ihrem Tod übernahm für gut zwei Jahre die Freiwilligen Agentur Poing. Doch 2017 wurde das Projekt eingestellt - es gab zu wenig Helfer, um das Angebot aufrecht erhalten zu können.

Ein ehrenamtliches Konstrukt einer Nachbarschaftshilfe war nicht umsetzbar

Ein schmerzlicher Verlust für die Gemeinde. Denn der Bedarf war nach wie vor bei vielen Seniorinnen und Senioren vorhanden. Seitdem habe es zahlreiche Versuche und Gespräche gegeben, um im Ort wieder eine Nachbarschaftshilfe zu etablieren, so Bürgermeister Stark. Schnell sei allen Beteiligten im Rathaus klar geworden: "Das geht ehrenamtlich nicht mehr, wir brauchen da professionelle Strukturen", sagt Stark. Für eine solch große Gemeinde wie Poing mit seinen knapp 17 000 Einwohnern gäbe es einfach zu wenige, die sich ehrenamtlich in diesem Bereich engagieren können und wollen.

Eine Idee der Gemeinde war, dass der örtlich ansässige Pflegestern möglicherweise sein Portfolio um die Dienstleistungen einer Nachbarschaftshilfe erweitern könnte. Das war jedoch aus strukturellen Gründen nicht möglich. So kam es, dass es Gespräche mit der Nachbarschaftshilfe Vaterstetten, Zorneding und Grasbrunn gab - dort gibt es professionelle Strukturen mit qualifiziertem Personal, die Dienstleistungen kosten etwas und sind in vielen Fällen über die Pflegekassen abrechenbar.

Oliver Westphalen ist Geschäftsführer der Nachbarschaftshilfe Vaterstetten, Zorneding, Grasbrunn und übernimmt zunächst auch die Geschäfts für den Poinger Verein. (Foto: privat)

"Seit Jahren schon kommen immer wieder Anfragen aus anderen Gemeinden aus dem Landkreis", erzählt Oliver Westphalen, Geschäftsführer der benachbarten NBH in Vaterstetten. Irgendwann war die Nachfrage nicht mehr zu bewerkstelligen. So ist das Nachbarschaftshilfe-Netzwerk entstanden, ein Franchise-Konzept im sozialen Bereiche. Dort können sich Vereine oder gemeinnützige GmbHs engagieren und von den Ressourcen und Erfahrungen der anderen profitieren.

Und so wird nun auch Poing von diesem Netzwerk profitieren: Als eigens gegründeter Verein ist die neue Poinger NBH Teil des Netzwerks, die Geschäftsführung übernehmen zunächst Oliver Westphalen und seine Stellvertreterin Marion Reger. "Die NBH in Poing soll von Tag eins an laufen", sagt Westphalen. Das sei nur schwer möglich, wenn die Struktur eines Vereins von Grund auf selbst aufgebaut werden muss. Perspektivisch soll der Poinger Verein eines Tages aber auch von einer eigenen Geschäftsführung geleitet werden - dass man stark kooperieren und gemeinsam Synergien nutzen möchte, daran soll sich dann jedoch nichts ändern, wie Westphalen betont. Mitglied werden im Verein kann jeder, der Jahresbeitrag beläuft sich auf zwölf Euro.

In allen Bereichen werden noch Mitarbeitende gesucht

Gesucht werden aktuell noch Mitarbeitende in allen Bereichen. Pflegekräfte mit einer abgeschlossenen dreijährigen Ausbildung zum Beispiel, aber auch in Bereichen wie Hauswirtschaft gibt es freie Kapazitäten. Dabei steht für Westphalen die Qualifikation an erster Stelle: Niemand kommt zu den Menschen nach Hause ohne eine entsprechende Ausbildung. Auch Mitarbeitende, die im Haushalt unterstützen, sind entsprechend geschult, um zu erkennen, ob es beispielsweise notwendig ist, dass mal der Sozialdienst vorbeischaut, wie Westphalen weiter erklärt. "Wenn es nur darum geht, dass jemand die Wohnung putzt, dann ist die Nachbarschaftshilfe eigentlich nicht der richtige Ansprechpartner - wir machen machen mehr."

Spätestens Mitte des Jahres soll das Angebot der Poinger NBH über die Leistungen der Pflegekassen abgerechnet werden können. Der Betrieb wird zwar schon vorher anlaufen, wie Westphalen versichert, dann müssten pauschal alle Dienstleistungen aus eigener Tasche bezahlt werden. Denn damit die Pflegekassen abrechnen können, muss die NBH einen Versorgungsantrag stellen - und bis alle Formalitäten geklärt sind, kann es eine gewisse Zeit dauern.

Auftaktveranstaltung zur Nachbarschaftshilfe Poing am Donnerstag, 9. Februar, in der Aula Karl-Sittler-Grundschule, Rathausstraße 3a, Beginn ist um 18 Uhr.

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