Poing:Mama Bavaria steht Pate

Poing: Die Kabarettistin Luise Kinseher ist die Patin des Projekts und demonstriert, wie völkerverbindend Jodeln sein kann.

Die Kabarettistin Luise Kinseher ist die Patin des Projekts und demonstriert, wie völkerverbindend Jodeln sein kann.

(Foto: Christian Endt)

Die Seerosenschule erhält zum Abschluss einer Projektwoche den Titel "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage"

Von Franca Wittenbrink, Poing

Diskriminierung, Hänseleien und Ausgrenzung sind Erfahrungen, mit denen viele Kinder bereits im frühen Alter auf dem Pausenhof konfrontiert werden. Dass Schulen jedoch eigentlich Orte sein sollten - und sein können -, an denen Kinder und Jugendliche lernen, wie wichtig ein gleichberechtigter und fairer Umgang miteinander ist, das zeigte am Dienstagmorgen die Seerosenschule in Poing.

In der Aula des sonderpädagogischen Förderzentrums richtete die Schulleitung gemeinsam mit Lehrern, Schülern und zahlreichen Gästen die Abschlussveranstaltung der "Mutwoche 2017" aus, die die Schule im Rahmen des bundesweiten Projektes "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage" veranstaltet hatte. Ziel der Aktion, an der sich in Deutschland bereits mehr als 2400 Schulen beteiligen, ist die Förderung von Zivilcourage bereits bei Kindern. Schülerinnen und Schülern soll in Form von verschiedenen Projekten die Möglichkeit gegeben werden, das Klima an ihrer eigenen Schule aktiv mitzugestalten und bürgerschaftliches Engagement zu entwickeln.

Vorbild für die Poinger Seerosenschule war dabei die Realschule gleich nebenan: Das schwarz-weiße Logo mit dem Schriftzug "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage" prangte dort plötzlich als Banner an der Fassade - jeder konnte also sehen, dass die Realschule sich als Teil des Netzwerks dazu verpflichtete, aktiv gegen Diskriminierung einzutreten, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig Aktionen zum Thema durchzuführen. Ein solches Zeichen wollten kurze Zeit später auch die Seerosen-Schüler setzen - nicht zuletzt aufgrund der persönlichen Erfahrungen, die die Kinder und Jugendlichen im Verlauf der vergangenen Jahre gemacht hatten. Seit dem Herbst 2014 waren in der Turnhalle der Poinger Seerosenschule übergangsweise Asylbewerber untergekommen, 2015 wurde auch die Dreifachturnhalle der Realschule zur Unterkunft umgewandelt. "Und dann war an einem Morgen plötzlich die Wand mit einem Hakenkreuz beschmiert. Darunter stand ,Go Home'", berichteten die Schülersprecher Nicolas, Melanie und Luca dem Publikum am Dienstagvormittag entsetzt. Das habe ihnen nicht gefallen, und so hätten sie beschlossen: "Wir wollen eine Schule mit Courage sein!"

Die vielseitigen und bunten Ergebnisse, die die Schüler während der fünftägigen Aktionswoche zum Thema gemeinsam mit ihren Lehrern erarbeitet hatten, wurden im Verlauf der Veranstaltung von den einzelnen Gruppen präsentiert. So hatten sich Schüler der zweiten Klasse mit der Frage "Warum war Martin Luther King mutig?" beschäftigt und dazu ein Plakat gebastelt. "Die Menschen durften nicht zusammen Bus fahren. Martin Luther King fand das ungerecht", stand da in sorgfältiger Schreibschrift. Aber auch: "Heute fahren alle Menschen zusammen Bus. Trotzdem werden viele Menschen ungerecht behandelt." Eine andere Klasse hatte eine Fotostory über "Die Neue an der Schule" erarbeitet, die kleineren Kinder der schulvorbereitenden Einrichtung hatten ein Lied zum Thema einstudiert und die Schüler des "Dokuteams" präsentierten eine Bildershow, die sie aus Impressionen der "Mutwoche" zusammengestellt hatten. Mit einem klassenübergreifenden Beitrag zu den verschiedenen Nationen an der Seerosenschule verdeutlichten die Kinder und Jugendlichen außerdem die Vielfalt der Herkunftsländer, die in Poing aufeinandertreffen. Mehr als 20 verschiedene Flaggen - jede davon stellvertretend für eines der Herkunftsländer der Schüler - wurden nebeneinander an einen Balken gehängt und symbolisierten damit ganz eindeutig: "Wir alle hängen zusammen."

Nach einem kurzen Grußwort des Bürgermeisters Albert Hingerl kam schließlich die Kabarettistin und Schauspielerin Luise Kinseher als Patin des Projektes zu Wort. Sie sei begeistert von den tollen Ergebnissen, versicherte sie den Schülern, und wolle am liebsten gar nicht mehr wegfahren. "An einer Schule, an der alle willkommen sind und keiner ausgeschlossen wird - da bleibe ich gern!", beteuerte Kinseher. Außerdem habe sie noch einen eigenen Beitrag mit dabei, der gut zum Thema passe: das Jodeln nämlich, das von den Bayern über die Österreicher bis hin zu den Eskimos und Indianern fast alle Menschen verbinde. Und so jodelte die Kabarettistin dann auch lauthals drauf los, die Kinder stiegen begeistert mit ein, und das Publikums applaudierte.

Mit Naim Balikavlayan, der im Anschluss die Bühne der Aula betrat, folgte schließlich der offizielle Teil der Veranstaltung. Feierlich überreichte der Vertreter des Netzwerks "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage" den Schülern die Urkunde über die erfolgreiche Teilnahme sowie das schwarz-weiße Banner, das von nun an auch die Fassade der Seerosenschule zieren wird.

Er sei "wirklich sehr stolz", beteuerte Schulleiter Jörn Bülck - klar sein müsse aber auch: "Der Titel ist kein Preis und keine Auszeichnung für bereits geleistete Arbeit. Er ist eine Aufgabe für die Zukunft: Wir als Courage-Schule sind ab jetzt dazu verpflichtet, Verantwortung zu übernehmen."

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