Die Mitarbeiter vom Poinger Baubetriebshof dürften nicht schlecht gestaunt haben, als sie jüngst an der Margeritenstraße im Bergfeldpark vorbeikamen – dort, wenige Meter vor dem Spielplatz, sah es ungewöhnlich kahl aus. War da sonst nicht was? In der Tat stand auf dem Grund der Gemeinde für gewöhnlich eine Wildkirsche, stolze elf Meter hoch, der Stammumfang maß 97 Zentimeter. Alles registriert und kartiert beim Baubetriebshof, der für die Pflege der Pflanzungen auf den Liegenschaften zuständig ist. Doch jetzt weist nur noch ein kreisrundes Flecklein Erde darauf hin, dass einst ein Baum aus dem Boden wuchs, nicht einmal ein Wurzelstamm ist übrig.
„Das ist eindeutig fachmännisch entfernt worden“, sagt Poings Erster Bürgermeister Thomas Stark (parteilos) am Freitag zur SZ. Das Problem: Nicht die Gemeinde war es, die eine Firma für diese Arbeiten auf ihrem Grund beauftragt hat – es muss irgendeine Privatperson gewesen sein, die das unerlaubterweise getan hat – rechtlich gesehen ist das eine Sachbeschädigung und entspricht damit einer Straftat. Doch wer war es?
Bislang wisse das niemand, sagt Stark. Für sachdienliche Hinweise ist eine Belohnung in Höhe von 200 Euro ausgesetzt, wie die Gemeinde am Mittwoch in der aktuellen Ausgabe vom Ortsnachrichtenblatt sowie auf ihrem Instagram-Auftritt verkündete. Unbemerkt können die Arbeiten nicht geschehen sein, da ist sich der Rathauschef sicher, bei der Größe des Baums sei da bestimmt niemand nachts mit der Säge aus dem Gartenhaus dahergekommen. Es müsse eine professionelle Baumfällungsfirma gewesen sein, die vermutlich den Bereich mit Pylonen oder ähnlichem abgesperrt und den Kirschbaum anschließend mit einem Firmenwagen wegtransportiert hat. „Wahrscheinlich haben sich Passanten dabei nichts gedacht, weil schließlich erkennbare Profis am Werk waren“, so Stark. Bis Freitagmittag waren im Rathaus keine Hinweise auf den Täter beziehungsweise die Täterin eingegangen, ebenso wenig über die Firma, die vor Ort gewesen sein dürfte – laut Stark würde auch das schon helfen, vielleicht lassen sich über diesen Weg weitere Nachforschungen anstellen.
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In jedem Fall hinterlässt bei ihm der Vorfall Kopfschütteln. Dass mal jemand unerlaubterweise kleinere Büsche oder ähnliches entfernt hat, ja, das sei schon mal passiert. Aber ein elf Meter hoher Baum mitsamt Wurzelwerk? „Das ist mir in der Form noch nie untergekommen.“ Zumal der oder die Unbekannte die ausführende Firma wohl bezahlt haben wird – die Angaben im Internet über Kosten für solche Arbeiten variieren, aber ein höherer dreistelliger Eurobetrag wird es vermutlich mindestens gewesen sein.
„Ich find’s unmöglich“, sagt der Bürgermeister, „das ist eigentlich ein Skandal.“ Er vermutet, dass sich jemand an dem Baum gestört hat – weil er zu viel Schatten brachte, zu viel Laub auf den nahegelegenen Spielplatz abwarf, zu viel Vogelgezwitscher herrschte, warum auch immer. Ein Hinweis, eine Nachfrage oder Bitte, ob man gegen welche vermeintliche Störung auch immer etwas unternehmen könne, ist Stark zufolge im Rathaus nicht eingegangen. „Das wäre aber doch eigentlich das Erste, was ich mache, wenn mich etwas stört oder ich Sicherheitsbedenken habe, weil zum Beispiel Äste im Bereich des Spielplatzes abfallen“, so der Bürgermeister. „Wenn es Schule macht, dass Leute einfach bei allem, was sie im öffentlichen Bereich an Pflanzungen stört, zur Selbstjustiz greifen, dann stimmt etwas grundsätzlich nicht in der Gesellschaft.“
Ob die Gemeinde eine Ersatzpflanzung an einem anderen Ort plant, steht bislang nicht fest. Aber der Rathauschef macht eines deutlich: Sollte die Gemeinde erfahren, wer für die unerlaubte Fällung verantwortlich ist, dann werde er an der gleichen Stelle einen großen Baum pflanzen und die Rechnung dafür dem Täter oder der Täterin zukommen lassen – „ohne mit der Wimper zu zucken“, so Stark.
Wer Hinweise zur unerlaubten Baumfällung geben kann, möchte sich bitte an die Gemeinde Poing unter der Telefonnummer (08121) 22391-0 oder die Polizeiinspektion Poing (08121) 9917-0 wenden.