Die Gemeinde Poing hat ja schon viele „Lange Nächte“ veranstaltet, meist standen Musik oder Kunst im Fokus – doch ob die Vielfalt jemals so groß war wie heuer? Vermutlich nicht, denn zum aktuellen Motto haben offenbar sehr viele Menschen etwas beizutragen. Mit dabei sind nicht nur Musiker, Maler und Autoren, sondern auch Coaches und Lebenskünstler, Bibelkundige, Ersthelfer, Hospizbegleiter, Köche sowie Bierbrauer, und freilich ist jeweils auch die weibliche Form mitgemeint. Sie alle haben sich angesprochen gefühlt von dem schönen Thema „Glück“.
Also wird es am Samstag, 21. September, in Poing Glückstipps für Suchende geben, Glücksgefühle für Mutige, stilles Glück für Spirituelle und schnelles Glück für Eilige. Glück zum Anbeißen, Fühlen, Schauen, Hören und Mitnehmen. Alle Interessierten sind eingeladen, bei mehr als 60 Liveacts an 30 Locations diesem allerschönsten Gefühl zu begegnen. Der Veranstaltungsreigen dauert von 18 Uhr bis Mitternacht, das Booklet mit allen Details und Ortsplan gibt es online unter www.poing.de. „Glück ist, was du für dich draus machst, genieß’ die Lange Nacht!“, schreiben Poings Bürgermeister Thomas Stark und Kulturreferentin Birgitta Nagel in ihrem Vorwort.
Als sehenswerte Glücksbringer eingeladen sind Feen und Zwerge auf Stelzen, außerdem gibt es freilich wieder mehrere Ausstellungen, von Installationen über Malerei bis hin zu Kalligrafie. Jens Heselich zum Beispiel kreiert Kunst aus Spielzeug, Natalja Herdt lädt ein zu einer interaktiven Installation: Jeder darf leuchtende Schmetterlingsflügel anprobieren und ein Selfie schießen „als Erinnerung an deine eigenen Flügel“.
Sogar die Mitglieder der Poinger Selbsthilfegruppe Depression sind mit von der Partie, sie zeigen mit farbenfrohen Bildern, dass Glück oft bedeutet: „gemeinsam statt einsam“. Aus demselben Grund bietet das Standesamt zu dieser Langen Nacht extra Trautermine an (Anmeldung notwendig).
Aber auch Deko kann glücklich machen, deswegen bieten die Werkstätten der Bayerischen Staatsoper diesmal eine Ausstellung. Dort kann man sich verzaubern lassen vom Kleid der Herzkönigin aus „Alice im Wunderland“, von der Kutsche aus dem „Rosenkavalier“ oder vom Prunkwagen von Ludwig II., dem Märchenkönig. In handwerklich meisterhafter Ausführung entführen diese Exponate in die Welt der Illusion.
Keine Frage ist, dass auch die Literatur viel zum Thema Glück zu sagen hat, deswegen bietet die Lange Nacht diverse Lesungen. Die Aktionsgruppe „Respekt@Poing“ etwa hat den Journalisten und Autor Otto Hartl eingeladen. Im Gedenken an seinen inzwischen verstorbenen Freund, den Holocaust-Überlebenden Leslie Schwartz, hat er eine Liebesgeschichte geschrieben.
Der „Fortunatus“ von 1509 ist der erste originär deutsche Roman der Geschichte und hält so einige Überraschungen parat: Ausgestattet mit einem „Glückssäckel“, das seinen Träger mit einem nie endenden Goldschatz versorgt, macht sich der Held auf eine abenteuerliche Reise um die Welt. Thomas Steinbrunner liest kuriose Episoden und liefert musikalische Umrahmung.
Alle, die Geschichten mit Happy End mögen, können eine musikalische Märchenstunde mit Christiane Iwainski am Klavier und Agnes von Below als Erzählerin und Darstellerin besuchen. In der Kindervorstellung verrät Grizzabella aus „Cats“ ihr Glücksrezept, gesungen vom Kinderchor Poing und Anzing. Armin Rösl wiederum bietet „Poems to go“: Ein Wort genügt, und binnen weniger Minuten erhalten seine Gäste ihr persönliches Kurzgedicht zum Mitnehmen.
Inspirationen finden Glückssuchende aber auch bei Vorträgen, Coachings und Workshops verschiedener Natur. Was ist Glück überhaupt? Die Psychologin Maria Kurz-Adam stellt zwei Antworten aus ihrem Buch „Zehn Weisheiten der Psychotherapie“ vor. Beate Petersen wiederum bietet „Glücksimpulse und Glücksstrategien, die die Welt schöner machen“. Aber auch um berufliches Glück soll es gehen: Nadine Kaesler will hier neue Perspektiven öffnen. Und wer einfach für einen Moment den Alltag völlig vergessen möchte, der kann zum Lachyoga von und mit Sabine Fraunholz gehen.
Was bedeutet Glück angesichts eines langen Lebens? Im Seniorenzentrum begleiten Interviews mit einigen Bewohnerinnen und Bewohnern – Peter Vomberg, Adi Schmidt, Matthias Franz und Marianne Huber – eine Ausstellung mit Volksmusik. Fest steht: In Notfällen ist es ein großes Glück, wenn Menschen zugegen sind, die schnell Erste Hilfe leisten können. Deswegen veranstaltet die BRK-Bereitschaft Poing im Rahmen der Langen Nacht ein Ersthelfer-Training.
Viel Potenzial, glücklich zu machen, hat aber freilich auch die Musik, weswegen auch diesmal viele Konzerte stattfinden. Man darf sich freuen auf Rock und Pop in allen Spielarten, auf Jazz, Blues, Folk und Latin, aber auch Chansons, A-cappella-Gesang, Schlager, Volksmusik und Klassik, die Besetzungen reichen vom Duo bis zur Bigband. Wer jedoch nicht nur gerne Musik hört und genießt, sondern auch selbst aktiv werden möchte, kann zum Gruppen-Karaoke gehen. Unter dem Motto „Crowd-Rock-Singing“ darf jeder mitsingen und tanzen, bis die Wände wackeln. Und am Marktplatz gibt es freilich wieder eine Open-Air-Disco mit DJ RetroRösl. Partyglück pur.
Ein „Herz für Glücksgefühle“ stellen die Mitarbeiter des Baubetriebshofs in der Ortsmitte auf. Dort kann man seine persönlichen Gedanken anpinnen und anschließend zwei Wochen lang lesen, was andere glücklich macht. Ganz nach dem Motto: „Geteiltes Glück ist doppeltes Glück.“