Süddeutsche Zeitung

Konzertreigen in Poing:Gitarre trifft Geige

Am kommenden Samstag bietet Poing wieder eine "Lange Nacht der Musik" und damit größte Vielfalt: An mehr als 20 Standorten kann man rund 30 Acts erleben.

Von Anja Blum

Wenn Poing Kultur macht, dann richtig. An vielen Orten, über mehrere Stunden und für alle Geschmäcker. Kunst, Literatur, Architektur oder Street Art: Zahlreichen kreativen Sparten hat die Gemeinde schon Abende gewidmet. Beim Publikum besondern beliebt ist freilich die "Lange Nacht der Musik", die am kommenden Samstag, 18. September, bereits zum fünften Mal über die Poinger Bühnen geht.

Die Lange Nacht der Musik ist ein echter kultureller Höhepunkt: Von 17 Uhr bis Mitternacht gibt es ein vielfältiges Programm, das vermutlich keine Wünsche offen lässt, gestaltet von diversen Bands, Ensembles und Kreativen. Von Rock, Pop, Soul und Blues über Bayerisches bis hin zu Jazz, Latin und Klassik, es erklingt Virtuoses, Fetziges und Gediegenes. Als Spielstätten präsentieren sich die Werkstätten der Bayerischen Staatsoper, Kneipen und Kirchen, Cafés, Bars und Restaurants sowie gemeindliche Einrichtungen. Sogar eine Tankstelle ist dabei. Im Flyer zieren die 24 Standorte den Poinger Ortsplan jedenfalls wie ein rätselhaftes Sternenbild. Der Eintritt ist überall frei. Die Veranstalter aus dem Rathaus, allen voran Bürgermeister Thomas Stark und Kulturreferentin Birgitta Nagel, freuen sich freilich sehr, dass diese Lange Nacht trotz Corona stattfinden kann, und bitten alle Besucher darum, bei allen Konzerten auf die geltenden Hygieneregeln zu achten.

Wer den Abend traditionell einläuten will, ist wahrscheinlich bei der Arge in der Bergfeldstraße (gegenüber Edeka) genau richtig. In einem kleinen Biergarten spielt dort die Poinger Musikkapelle und gibt mit Pauken und Trompeten den Takt vor für eine rauschende Nacht - zu der auch eine ganz besondere Premiere gehört: eine mobile Disco samt Karaoke. "Herr Lich" fährt normalerweise mit seinem "Tuk-Tuk" durch Poing, um Spenden zu sammeln für Kinder in Ghana. Jetzt wird er zusammen mit DJ Retro-Rösel erstmals als Disco-Tuk-Tuk unterwegs sein. Von 18 bis 20 Uhr machen beide Station am Bergfeldsee, von 20.30 bis 21.30 Uhr am Marktplatz und von 22 bis 24 Uhr an der Neuen Unterführung.

Party und Mitsingen ist auch bei der "Karaoke Night" in der Garage Orth Programm. Hier stehen 33 000 Playbacks und eine professionelle Anlage zur Verfügung, die Liedtexte werden auf eine Leinwand projiziert, das ganze Publikum darf mitsingen. Interaktion ist ebenfalls gefragt bei "Sound and Silence" in Pater Rupert Mayer. Mitglieder des Kirchenchors und eine Jugendband der Pfarrei bieten hier mit Liedern aus verschiedenen Kulturen "eine Stunde zum Mitsingen und Zuhören, Mitwippen und Stillwerden".

In erster Linie geht es bei der Langen Nacht der Musik aber freilich darum, anderen zu lauschen. Zum Beispiel der Mühleisen-Orgel in Sankt Michael, die weit über den Großraum München hinaus bekannt und angesehen ist. Das Programm (21.30 bis 22.30 Uhr) reicht von Bach über Liszt und Vierne bis hin zu Jazzimprovisationen. Ebenfalls für Klassikfans bietet sich die Christuskirche an, wo das Zmeskall Quartett, dessen Mitglieder aus Poing, Grafing und Erding stammen, spannende Gegensätze seines Genres präsentiert. Jazz, Soul und Latin hingegen bieten zum Beispiel die Band Zebop 4 und Manuel Winhart in der Pizzeria Osteria. Oder das H.M.S.-Jazz-Trio in der Christuskirche. Vom Balkan bis nach Südamerika unterwegs ist die Band Freylach Zayn in der Anni-Pickert-Schule. Wer lieber alpenländische Weisen hört, ist im Bürgerhaus richtig, dort treten nämlich der Poinger Dreigesang und die Kirchheimer Zithermusik auf. Oder im Café des Seniorenzentrums, wo die Lorenzi Musi und Peter Vomberg an Mandoline, Zither und Akkordeon aufspielen. Eine bunte Mischung aus Klassik, Jazz und Volksmusik sowie besondere Talente wie Sophie Pfaffenstaller aus Angelbrechting an der Harfe bietet die Musikschule von 17 bis 21 Uhr im Pfarrheim Pater Rupert Mayer.

Stark vertreten ist freilich wieder der Bereich Pop. Ebendiesen ohne Instrumente präsentiert das A-cappella-Sextett Amusing in der Grundschule am Bergfeld, ein so farbenreiches wie humorvolles Programm. Songs mit Gitarre und Cello machen Ines mit Schuh in der Gemeindebücherei, sie erzählen von Glück, Liebe, Trauer, Heimweh und dem Spaß am Leben. Pop, Soul und Funk mixen Phonotom in der Oldies Bar, mal sanft, mal ruppig, sie versprechen zudem freie, kritische Texte. Amanda und der Wolff klingt wie der Name eines Märchens, ist aber ebenfalls ein Trio, zu hören im La Piazzetta. In die Kategorie Singer/Songwriter fallen auch Bob Eberl und Alina Abgarjan, in deren Liedern es um die großen Fragen und Gefühle des Lebens geht. Das Duo macht im Bürgerhaus Station. Aber auch reine Coverbands sind vertreten: Das Jonas Frank Trio und Martin Danev unternehmen in der Grundschule an der Karl-Sittler-Straße einen Streifzug durch die Musikgeschichte, genauso wie die Petra Pan Band in der Oldies Bar, MCI in der Anni-Pickert-Grundschule oder Thara & Tabo im Steakhouse. Ausschließlich Songs der Beatles zu hören gibt es in der Poinger Einkehr von der Band Twist and Shout.

Freunde der härteren Gangart kommen an diesem Abend auf ihre Kosten. Allen voran die legendären Panzerknacker ziehen mit Volldampf durch die Rockgeschichte, im Thai-Restaurant Plathong, dicht gefolgt von der nächsten Generation, der Band Maybe Sunday Munich im Jugendzentrum. Dort treten auch die Restive Rooster mit ihrem Southern Rock auf. Die Musiker von Brockhouse aus Anzing, Heimstetten und München picken sich jene Meilensteine der Rockmusik heraus, die andere nicht spielen, von Neil Young, Creed, Stiltskin, The Cranberries oder den Toten Hosen, zu erleben in der OMV-Tankstelle. Toms and the Wolf Gang arrangiert bekannte Songs von AC/DC oder den Red Hot Chili Peppers genrefremd im Country-Style, spielt aber auch sonst ganz zwanglos das, was Spaß macht, mal bayerisch, mal rockig. Zu erleben ist das Wolfsrudel im Café Mainstreet. Gainesville wiederum ist einerseits die Geburtsstadt von Tom Petty - und andererseits dessen einzige Tribute-Band in Deutschland. Sie tritt in den Werkstätten der Staatsoper auf.

Musikalisch ziemlich allein auf weiter Flur bei dieser Langen Nacht ist Waseem: Der deutsch-ägyptische Rapper, der unter anderem regelmäßig Poetry-Workshops für Jugendliche veranstaltet, tritt von 18.30 bis 20 Uhr im Jugendzentrum auf. Diese Veranstaltung wird unterstützt von Respekt@Poing.

"Lange Nacht der Musik" in Poing am Samstag, 18. September, von 17 bis 24 Uhr. Eintritt frei. Das Booklet mit allen Details, Lageplan und Ablauf gibt es online unter https://www.poing.de/leben-freizeit/kultur/lange-nacht-der-musik.

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Quelle:
SZ vom 16.09.2021
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