Kunst im Schaufenster:Blumen, Brillen, Bilder

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Rosemarie Hingerl, Norbert Haberkorn, Conny Boy, Karl Orth, Conni Propstmeier und Inge Schmidt sind Teil der Gruppe "Kunststoff". (Foto: Norbert Haberkorn/oh)

Die Gruppe "Kunststoff" verlegt ihre Ausstellung aus ihren Ateliers in Poinger Ladengeschäfte.

Von Anja Blum, Poing

Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Lösungen: In Poing teilt sich die Kunst nun ihren Raum mit völlig art-fremden Dingen. Etwa mit Schuhen, Schmuck und Medikamenten. Die Gruppe Kunststoff hat, coronabedingt, ihre Ausstellung aus ihren Ateliers in Poinger Geschäfte verlegt. Eine große Herausforderung sei es gewesen, Malerei, Fotografien und Skulpturen mit dem Innenleben und der Anmutung von Schaufenstern zu kombinieren, sagt Inge Schmidt, die Sprecherin der Gruppe. "Schließlich war es unser Ziel, neue homogene Inszenierungen zu schaffen." Insofern habe man die Werke in Thematik, Farbgebung und Größe jeweils sehr dezidiert auswählen müssen. Doch das sei sehr gut gelungen - und das Ziel nun erreicht: sich in Erinnerung zu bringen und einen Beitrag zu leisten zum kulturellen Leben in der Gemeinde.

"Kunststoff to go" nennt die Gruppe das Konzept. Eröffnet wird die Schaufenster-Schau am Samstag, 12. Juni, von 14 bis 18 Uhr mit einem Präsenzauftakt der Künstler vor zwei Ateliers und wird dann einen Monat lang, bis Samstag, 10. Juli, zu sehen sein. Kunststoff - dahinter stecken Künstlerinnen und Künstler aus Poing, Markt Schwaben und Anzing, die seit neun Jahren im Sommer gemeinsam zum Rundweg durch ihre Ateliers einladen. Die Ausgabe 2020 war schon sehr konkret in Vorbereitung, doch dann kam Corona - und damit die Absage. Denn Begegnungen und Austausch, der Markenkern der traditionellen Kunststoff-Wochenenden, sind in diesen Zeiten leider nicht möglich.

Deswegen gibt es nun eben Kunstgenuss im Vorbeigehen, Poings Schaufenster werden bespielt von sechs Künstlerinnen und Künstlern: Conny Boy, Norbert Haberkorn, Rosemarie Hingerl, Karl Orth, Conni Propstmeier und eben Inge Schmidt. Die anderen Mitglieder der Gruppe habe man freilich auch eingeladen, erklärt sie, doch sie hätten aus verschiedenen Gründen abgesagt. Etwa, weil sie bereits beim "Kunstpfad" in Markt Schwaben vertreten sind, oder weil sie das Konzept nicht überzeugend fanden. Bei den Ladenbesitzern in Poing hingegen habe man "ausschließlich offene Türen eingerannt", erzählt Schmidt. "Alle haben sofort zugestimmt!" So sei das Projekt im Laufe der Planung immer größer geworden, nun bespiele man praktisch das ganze Gemeindegebiet.

An elf Stationen gibt es nun "Kunststoff to go": bei Blumen Birgit (Ärztehaus, Bürgerstraße 2), im City Center bei Optik Seidel und Schuh-Kern, bei Optik Wensky (Alte Gruber Straße 1), in der St.-Georgs-Apotheke (Bahnhofsstraße 2), beim Modegeschäft Babalu und Juwelier Mirna (beide Hauptstraße 3), beim Schuhforum (Neufarner Straße 1), bei Schnick-Schnack, (Hauptstraße 11), Bestattung Imhoff, (Hauptstraße 14) und EP Wondra (Hauptstraße 15, Seiteneingang). Das Bürgerhaus, in dessen Foyer eigentlich auch ausgestellt werden sollte, fällt leider weg: Dank der niedrigen Inzidenzzahlen ist der Publikumsverkehr dort nun wieder zu rege, um den Raum mit Kunst auf Staffeleien füllen zu können. "Das wäre einfach zu unsicher", so Schmidt.

Doch so ganz wollen die Kunststoffler nicht auf den kulturellen Austausch mit ihrem Publikum verzichten, deswegen laden sie am kommenden Samstagnachmittag zum Treffen unter freiem Himmel. "Auch wenn das diesmal eine etwas trockenere Angelegenheit werden wird als sonst", sagt Schmidt mit Blick auf die bei der Ausstellung eigentlich übliche Verköstigung. Um Corona Rechnung zu tragen, haben sich die Gastgeber außerdem aufgeteilt: Vor dem "Atelier am Osterfeld" (Rückgebäude Kampenwandstraße 1) warten Conny Boy, Rosemarie Hingerl, Inge Schmidt und Karl Orth auf Gäste, und vor dem "Atelier Haberkorn" (Dahlienstraße 11) stehen Norbert Haberkorn und Conni Propstmeier für Gespräche bereit. Ganz nach dem Motto der Gruppe: "Geist zu Stoff, Stoff zu Kunst".

Neue Wege geht Kunststoff übrigens auch im Internet: Die Homepage, auf der man sich einen Einblick verschaffen kann in die Arbeit der Mitglieder, wurde nun um eine Online-Galerie erweitert. Wer auf der Website auf den Reiter "Vernissage" klickt, gelangt zu einer Bilderschau. Jeweils etwa vier Wochen lang sollen dort ein oder zwei Künstler virtuelle Wände bespielen, auch Gäste sind als Aussteller herzlich willkommen. "Dieser Raum ist ja beliebig erweiterbar", sagt Schmidt und gesteht: "Auf dieses Projekt sind wir schon ziemlich stolz". Momentan widmet sich die neue Online-Galerie Siegfried Horst,einem weiteren Mitglied der Gruppe. Denn der Anzinger Maler feiert heuer seinen 80. Geburtstag - unter anderem mit einer Jubiläumsausstellung im Gebäude der Poinger VHS, die am Freitag, 2. Juli, eröffnet wird. Und wer weiß, vielleicht können auch die Kunststoffler im Herbst wieder in ihre Ateliers einladen.

"Kunststoff to go" in Poing, von 12. Juni bis 10. Juli: alle Infos und Flyer zum Download sowie die Galerie unter https://kunststoff-art.de.

© SZ vom 10.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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