Novum in Poing:Anerkennung und Ansporn

Poing möchte ab kommendem Jahr einen Kulturpreis an Kreative, Vereine und Initiativen der Region verleihen. Es wäre die erste solche Auszeichnung im Landkreis Ebersberg, die ausschließlich von einer Gemeinde vergeben wird

Von Johanna Feckl

Irgendeiner muss ja schließlich den Anfang machen. Und in diesem Fall ist es Poing: Als erste und bislang einzige Kommune im Landkreis Ebersberg möchte die Gemeinde auf Initiative von Bürgermeister Thomas Stark (parteilos) hin ab kommendem Jahr einen Kulturpreis in Höhe von 2000 Euro verleihen. "Gerade in der Corona-Zeit ist es gut, den Künstlern Anerkennung zu zeigen", sagt Stark auf Nachfrage - schließlich seien beinahe alle Kulturveranstaltungen in Poing für dieses Jahr Pandemie-bedingt abgesagt worden. Und neben einer Anerkennung der künstlerischen Leistung würde mit dem Preis auch ein "finanzielles Zuckerl" geschaffen werden, so Stark.

Kunst und Kultur leisten einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität und zur Identifikation mit dem Heimatort. Ortsansässige Kunstschaffende der Region, Vereine und Initiativen prägen die kulturelle Vielfalt Poings - so heißt es in den Unterlagen der jüngsten Sitzung des Poinger Haupt- und Finanzausschusses. In dieser gab es eine Vorberatung über die Einführung des Kulturpreises, der ab 2021 einmal im Jahr verliehen werden soll.

In der Tat organisiert und initiiert die zweitgrößte Gemeinde im Landkreis, gemessen an der Einwohnerzahl, einiges in Sachen Kultur: Seit 2011 findet die "Lange Nacht" statt, heuer ist die geplante "Lange Nacht der Gefühle" zwar ausgefallen, aber für das kommende Jahr ist bereits eine "Lange Nacht der Musik" angesetzt. Auf dem Marktplatz steht ein Literaturhaus, eine Tauschbörse für Bücher. Vor kurzem hat Bürgermeister Stark die "Bücherwale" eröffnet, ein Literaturhaus für Kinder. Im Herbst 2019 fand zum ersten Mal das "Streetfood Festival & Sound" statt. Im Sommer bietet das Straßenfestival Bands und Tanzgruppen eine Bühne. Regelmäßig organisiert das Rathaus auch Kunstaktionen für Kinder, zuletzt sollten die Kleinen unter dem Motto "Who am Eye" Fotos mit ihrer Lieblings-Maske machen.

Mit dem Kulturpreis will die Gemeinde das vielfältige Kulturengagement im Ort würdigen und damit Impuls und Ansporn schaffen für kulturelle Leistungen und Nachwuchstalente. Der Preis soll Kunstschaffende aus Poing und der Region auszeichnen für kreative und nachhaltige Konzepte, die in der Kulturszene im Ort Akzente setzen oder von kultureller und gesellschaftlicher Relevanz sind sowie zur Förderung der Kultur und zum Erhalt einer kulturellen Vielfalt beitragen. Damit will die Gemeinde hervorheben, wie bedeutend die schöpferische Tätigkeit und künstlerische Begabung für das Leben des Einzelnen sein können.

2000 Euro also. Ist das viel oder wenig? Oberer Durchschnitt, wie anhand der Ausführungen von Poings Kulturreferentin Birgitta Nagel in der Ausschusssitzung deutlich wurde. Auf Nachfrage von Wolfgang Spieth (FDP) zählte Nagel einige Ortschaften der Region auf, die einen Kulturpreis verleihen: Markt Wendelstein in Mittelfranken etwa vergibt alle drei Jahre einen Preis in Höhe von 2000 Euro und zusätzlich in jedem Jahr eine Auszeichnung in Höhe von 1000 Euro zur Nachwuchsförderung. Im oberbayerischen Pfaffenhofen gibt es bereits seit mehr als 15 Jahren einen Kulturförderpreis, der mit 1500 Euro dotiert ist. "1500 bis 2000 Euro ist der Schnitt bei Gemeinden unserer Größe", sagte Nagel. Größere Kommunen wie zum Beispiel Starnberg würden auch entsprechend höhere Preisgelder vergeben.

Die Entscheidung, wer gewinnt, soll eine fünfköpfige Jury treffen, deren Besetzung von Kulturreferentin Nagel vorgeschlagen und vom Gemeinderat beschlossen wird. "Die Jury soll aus fachkundigen Personen bestehen, die mehr Sachverstand in Sachen Kunst haben als zum Beispiel ich", erklärt Bürgermeister Stark. Nagel stellt sich eine diverse Zusammensetzung vor, beispielsweise ein VHS-Mitglied, um den Bereich der Erwachsenenbildung abzudecken, ein Pfarrer für die soziale und christliche Perspektive. Besonders wichtig ist Nagel auch ein junges Jury-Mitglied, da Personen aus dieser Altersgruppe im Vergleich zu Älteren oft ein anderes Kulturverständnis hätten. Darüber hinaus ist für Nagel auch das Hinzuziehen eines externen Beurteilers auf ehrenamtlicher Basis denkbar, beispielsweise ein Dozierender einer Musikhochschule. Der feste Jury-Stamm soll aber auf jeden Fall aus Poingerinnen und Poingern bestehen - möglichst nicht aus der Politik und nicht selbst Kunstschaffende, wie Stark auf Nachfrage sagt.

Sofern der Gemeinderat in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag dem vom Ausschuss einstimmig abgesegneten Beschlussvorschlag zustimmt, soll Anfang 2021 der Preis ausgeschrieben werden, so Stark weiter. Bis 31. Mai könnenBürgerinnen und Bürger dann Kulturschaffende vorschlagen, diese dürfen sich aber auch selbst bewerben. Ausgezeichnet werden können Personen oder Gruppen, die einen Bezug zu Poing haben, auf den Gebieten der bildenden und darstellenden Künste, der Musik und Literatur oder der Heimat- und Brauchtumspflege besondere Leistungen erbringen - und mindestens 14 Jahre alt sind. Rathauschef Stark hält es für realistisch, dass der Preis im Herbst 2021 zum ersten Mal verliehen werden kann.

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