Skurriler Vorstoß:"Ich war überrascht, dass ich so weit gekommen bin"

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Eine Augsburger Berühmtheit: Kater Leon hängt gerne an der Uni ab und hat bereits 30000 Follower auf Facebook. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Der Poinger Gemeinderat und Jurastudent Omid Atai hat vorgeschlagen, dass eine Katze in den Staatsdienst übernommen wird.

Von Franziska Bohn, Poing

Katzen haben längst das Internet erobert. Ein Kater aus Augsburg erfreut sich dabei schon seit Langem internationaler Beliebtheit. Leon, die "Campus Cat" der Universität Augsburg, hat mehr als 30 000 Follower auf Facebook - fast doppelt so viele wie die Universität selbst. Sogar Fanartikel kann man von dem Kater kaufen. Der Campus-Liebling sollte jetzt sogar vom Freistaat als Dienstkater der Universität eingestellt werden. Das forderte zumindest der 26-jährige Omid Atai aus Poing mit einer Petition an den Landtag.

Laut Atai, der an der Universität Augsburg Jura studiert und für die SPD in Poing im Gemeinderat sitzt, leiste der Kater soziale und integrative Arbeit an der Uni. Der Freistaat selbst stelle kein Personal ein, das diese Arbeit macht. "Der Kater leistet wirklich etwas, auch ohne dass man das objektiv messen kann", ist er überzeugt.

Die Petition wurde erst kurz vor knapp fertig

Ein Kater soll in den Staatsdienst übernommen werden - wie kommt man darauf? "So eine Idee reift über längere Zeit. Irgendwann ist die Hemmschwelle dann gering genug und die Laune passt." Die Petition habe er dann "mit einigen Rechtschreibfehlern" eingereicht. Man habe nur eine halbe Stunde Zeit, um die Petition im Onlineportal einzustellen. "Ich bin erst zwei Minuten vor Ende mit meinem Text fertig geworden." Diesen habe er "ohne große Vorbereitung" verfasst. Darin führte er auch die Qualitäten des Katers als Mäusefänger auf, außerdem werde durch die Fanartikel die Kasse der Universität aufgebessert.

Er selbst habe lange nicht gewusst, dass es ohne großen Aufwand möglich sei, eine Petition im Landtag einzureichen. Die meisten Anträge schaffen es laut dem Jurastudenten nicht einmal bis zur Prüfung der Petition. Man müsse begründen können, warum die Petition "bis ganz nach oben" in den Landtag kommen soll. Die Katze sei dabei besonders, weil es für sie keine Rechtsgrundlage gebe. "Sie mussten die Petition annehmen", erklärt Atai. "Ich hätte mir gut vorstellen können, dass sie den Antrag grundsätzlich abgelehnt hätten." Das Ganze sei natürlich auch mit einem Augenzwinkern gemeint, erklärt er. "Aber durchaus auch mit der notwendigen Ernsthaftigkeit." Er wollte sehen, wie weit ein Kater vom Freistaat gefördert werden könne und inwieweit die Uni Verantwortung trage. "Ich war selbst überrascht, dass ich so weit gekommen bin."

Atai wäre gern bei der Sitzung im Landtag am vergangenen Dienstag dabei gewesen, musste aber Rettungsdienst fahren. Er sei zufrieden, die Reaktion von Volker Bauer (CSU) fand er allerdings übertrieben: Bauer hatte gebeten, künftig "etwas sparsamer" bei der Zulassung von Petitionen zu sein. "Petitionen sind der direkte Draht zu den Bürgern. So bekommt man deren Anliegen und Sorgen mit. Das Petitionsrecht sollte man stärken", erklärt Atai.

Leon könnte zum "Ehren-Dienstkater" ernnant werden

Kater Leon wurde zwar nicht in den Staatsdienst übernommen, der Landtagsausschuss schlug allerdings vor, Leon soll im nächsten Jahr zum Dienstkater h.c., also zum Ehren-Dienstkater, ernannt werden. Dafür wäre beispielsweise der 50. Geburtstag der Uni im kommenden Jahr eine passende Gelegenheit. Atai hofft nun, dass die Uni den Vorschlag annimmt und sich nicht darüber hinwegsetzt. Er sei aber zufrieden mit dem Ergebnis. "Dabei habe ich nicht einmal Nachweise liefern können, wie viele Mäuse der Kater tatsächlich fängt", sagt er.

Einen Vorteil hätte Leon als Dienstkater h.c. gehabt: Nachdem der Kater von einem Auto angefahren wurde, mussten die Studenten einen Spendenaufruf starten, um die Tierarztkosten zahlen zu können. Für einen richtigen Dienstkater wären die Kosten vom Staat übernommen worden. "Es wäre schön, wenn in Zukunft die Uni ihren Ehrenkater mit einer Finanzspritze stärken könnte und wir nicht wieder auf Spenden angewiesen sind." Der Kater sei schließlich schon alt. "Ich versuche aber, immer mit ihm zu spielen, damit er nicht zu fett wird", sagt er und lacht.

Derzeit sind Semesterferien, in ein paar Tagen wird Atai wieder in Augsburg sein, "dann lasse ich mich überraschen, was der Kater eigentlich davon hält". "Ich glaube, Leon ist froh, wenn es wieder ruhiger um ihn wird", sagt Atai und klingt fast ein bisschen besorgt um den Kater. Ob es auch im Landkreis Ebersberg potenzielle Ehren-Diensttiere gebe? Zunächst wollen Atai keine Beispiele einfallen, bis er sich an Leni, den Hund der Vorzimmerdame im Markt Schwabener Rathaus, erinnert: "Der ist super!"

© SZ vom 27.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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