Poing:Historisch wertvoll

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Im alten Schulhaus könnte ein Museum entstehen

Von Barbara Mooser, Poing

Das Archiv von Peter Dreyer, der gern als heimlicher Heimatpfleger Poings bezeichnet wird, umfasst mehrere 100 Fotos, die den Betrachter staunen lassen. Sie erinnern an das Bauerndorf, das Poing einmal war, sie zeigen viele kleine, einfache Häuschen, etliche prächtige Bauernhöfe und einige stolze Villen. Gemeinsam ist den meisten Fotos eines: Die Gebäude darauf sind längst abgerissen oder bis zur Unkenntlichkeit umgebaut. Eines der wenigen Häuser, bei denen das anders ist, steht in der Schulstraße 30. Es ist das erste Schulhaus der Gemeinde und hat somit auch historischen Wert. Um seinen Erhalt auch weiterhin zu sichern, hat die Gemeinde das Haus nun gekauft. Langfristig könnte darin möglicherweise ein kleines Heimatmuseum eingerichtet werden.

Wie Bürgermeister Albert Hingerl nun in einer Pressemitteilung informiert, sei das Anwesen "nach sehr konstruktiven Verhandlungen" erworben worden. Das Gebäude, das in den Jahren 1873/1874 errichtet wurde, war das erste Schulhaus in Poing. Davor mussten die Poinger Kinder bis nach Anzing zur Schule laufen, wo es ziemlich eng zuging, wie Heimatforscher Helmut Ganslmaier erst kürzlich bei einer Führung durch Poing erläutert hat: 1840 wurden dort 130 Kinder in drei Räumen unterrichtet, mit nur einem Lehrer. In der Poinger Schule befand sich im Obergeschoss das Klassenzimmer für etwa 30 Schülerinnen und Schüler, im Erdgeschoss war die Lehrerwohnung untergebracht. Wie Historiker Johannes Morgner in seiner Poing-Chronik festgehalten hat, wurde das Gebäude außer durch Steuern und Umlagen auch durch einen gemeindlichen Bieraufschlag finanziert. Kinder aus Poing, Angelbrechting und Garkofen wurden hier unterrichtet, schnell wurde dieses Schulhaus jedoch zu klein. Erst zogen Klassen in das daneben liegende Wirtshaus um, 1909 wurde ein neues Schulgebäude errichtet. Den Nachfolgebau gibt es schon längst nicht mehr, er wurde für den Rathausneubau abgerissen.

Dem kleinen alten Schulhaus soll aber nun keinesfalls das selbe Schicksal drohen. "Es handelt sich um eines der wenigen noch vollständig erhaltenen historischen Gebäude in Alt-Poing, das auch in der kürzlich eröffneten Kulturroute vorgestellt wird", so die Gemeinde in ihrer Pressemitteilung zum Kauf. Man wolle daher "den dauerhaften Erhalt dieses geschichtlich wertvollen Anwesens sicherstellen". Um die Rettung des Schulhauses hatte sich die Gemeinde in den vergangenen Monaten auch deshalb intensiv bemüht, weil der frühere Eigentümer den angrenzenden großzügigen Garten mit vier Mehrfamilienhäusern bebauen will.

Die Gemeinde hat den Mietvertrag mit den jetzigen Mietern der Wohn- und Gewerberäume im alten Schulhaus übernommen. Langfristig sei erst nach einem Auszug der Mieter eine öffentliche Nutzung angedacht, beispielsweise für ein kleines Heimatmuseum, heißt es. Diejenigen, die den Rest des alten Poing bewahren wollen, wird diese Investition der Gemeinde freuen. Erst vor kurzem, bei der Vorstellung der Kulturroute zu historischen Orten in Poing hatte Peter Dreyer beklagt, dass so viele alte Gebäude schon verschwunden seien - und ein Sprichwort zitiert: "Man sollte das Feuer weitergeben, nicht die Asche."

© SZ vom 18.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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