Poing:Häuser statt Gärten

Neben dem Reuterpark sind massive Wohngebäude geplant

Von Barbara Mooser, Poing

Dass die Anwohner kreuzunglücklich sind über diese Entwicklung, kann man sich leicht vorstellen: Momentan sind ihre Häuser von hohen Bäumen und weitläufigen Rasenflächen umgeben, direkt daneben die Idylle des Reuterparks. Es dürfte einer der schönsten Flecken in ganz Poing sein. Künftig hingegen werden sie statt auf ihre grüne Oase eher auf den Balkon des Nachbarhauses blicken: Auf zwei Grundstücken an der Schulstraße sollen gleich vier neue Mehrfamilienhäuser entstehen. Planungsrechtlich sei das Projekt zulässig, so die Einschätzung der Poinger Gemeindeverwaltung und des Bau- und Umweltausschusses, der sich am Dienstag mit dem Thema befasste. Das Areal in Alt-Poing hat auch ortsgeschichtliche Bedeutung: Hier steht noch das erste Schulhaus der Gemeinde.

Einen Bebauungsplan für das Areal gibt es nicht, weshalb bei der Genehmigung beurteilt werden muss, ob sich das Vorhaben in die Nachbarbebauung einfügt, was die Größe und Art der geplanten Baukörper betrifft. Dies sei der Fall, so die Auffassung der Verwaltung. Auch in der Umgebung haben die Häuser zwei bis drei Vollgeschosse, die überbaute Grundstücksfläche sei in der Umgebung ebenfalls ähnlich. Auf den beiden betroffenen Grundstücken selbst hingegen steht bisher nur je ein Haus. In drei der vier Häuser sind zwischen drei und acht Wohneinheiten geplant, im vierten Haus soll neben einer Wohnung auch eine Gewerbeeinheit entstehen.

Bereits im Mai hatte sich der Ausschuss einmal mit dem Thema befasst und sich auch die großen Grundstücke angesehen, die bebaut werden sollen. Der Antrag auf Vorbescheid war dann zwischenzeitlich zurückgezogen und inzwischen noch einmal neu gestellt worden. Zugesichert hat der künftige Bauherr, dass das ehemalige Schulgebäude, das eine Weile auch als Rathaus diente, erhalten bleibt. In der Denkmalliste ist es zwar nicht eingetragen, dennoch ist es ein wichtiges Relikt aus der Zeit, als Poing noch ein kleines Dorf war und noch nicht eine rasant wachsende Großgemeinde.

Errichtet wurde das erste Schulhaus im Jahr 1874, das Gebäude besaß, wie Historiker Johannes Morgner in seiner Poing-Chronik schrieb, einen Klassenraum für etwa 30 Kinder und eine Wohnung für den Lehrer. Außer durch Steuern und Umlagen wurde das Gebäude unter anderem durch einen gemeindlichen Bieraufschlag finanziert. Kinder aus Poing, Angelbrechting und Garkofen wurden hier unterrichtet, schnell wurde aber das Schulhaus zu klein. Erst zogen Klassen in das daneben liegende Wirtshaus um, 1909 wurde ein neues Schulgebäude errichtet. Von dem gibt es nur noch Fotos, bereits 1965 wurde die Schule wieder abgerissen, an seiner Stelle entstand das Poinger Rathaus. Als echte Zierde gilt es heute nicht mehr, damals war man aber sehr stolz darauf, dass die Gemeindeverwaltung ganz modern in einem Hochhaus residierte.

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