Bildung im Landkreis Ebersberg:Das 110-Millionen-Euro-Projekt

Bildung im Landkreis Ebersberg: Neben dem neuen Baugebiet am Lerchenwinkel in Poing soll das Gymnasium entstehen.

Neben dem neuen Baugebiet am Lerchenwinkel in Poing soll das Gymnasium entstehen.

(Foto: Christian Endt)

Der Neubau des Poinger Gymnasiums könnte deutlich teurer werden, als zunächst kalkuliert. Ob der Landkreis den Bau dennoch in Angriff nimmt, wird sich voraussichtlich Ende Oktober zeigen.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Es war vor ziemlich genau fünf Jahren, als der Ebersberger Kreistag ein gewaltiges "Bildungspaket", wie man es selbst nannte, auf den Weg brachte: Acht landkreiseigene Schulen wollte man erweitern oder sanieren, zwei weitere neu bauen - für insgesamt 100 Millionen Euro. Einige Jahre später zeigt sich: Allein der Neubau des Gymnasiums Poing könnte schon mehr kosten, als für das gesamte Bildungspaket insgesamt vorgesehen war - inklusive Risikoreserve rechnet man mit 110 Millionen Euro. Sollte sich der Kreistag Ende Oktober dafür entscheiden, das Projekt von der Warteliste zu nehmen und eine Realisierung in Angriff zu nehmen, heißt das auch: Für den Bau der Berufsschule wird wohl lange kein Geld da sein.

In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Liegenschaften, Schulbauten und Vergaben mussten die Kreisrätinnen und Kreisräte erst einmal noch keine so weitreichenden Entscheidungen fällen. Hier ging es vorrangig um die Machbarkeitsstudie für den Standort am Poinger Ortsrand. Wie Architektin Katrin Kratzenberg erläuterte, ist das 3,5 Hektar große Areal für den Schulbau gut geeignet. Außer einem Gebäude - oder mehreren Gebäuden, je nach Planung - für 1000 Schülerinnen und Schüler fänden hier eine Dreifachsporthalle mit der Option auf Erweiterung und eine Tiefgarage mit 100 Stellplätzen Platz. Letztere treibt die Kosten zwar nach oben, doch alle Parkplätze oberirdisch zu positionieren, wäre nach Angaben der Planerin schwierig. Vor allem dann, wenn die Schule eines Tages erweitert würde, gäbe es nicht mehr genügend Freiflächen.

Wie die Schule tatsächlich aussehen könnte, wird sich - sofern das Projekt realisiert wird - erst im Architektenwettbewerb entscheiden. Für die Machbarkeitsstudie hatte Katrin Kratzenberg zwei Varianten untersucht: eine, in der Schule und Halle in zwei Baukörpern untergebracht sind, und eine zweite, in der vier Baukörper - drei davon für die Schule - vorgesehen wären. Günstiger käme die Variante mit nur zwei Gebäuden, in der Variante mit vier Baukörpern böte sich laut Kratzenberg aber eher die Möglichkeit, moderne Lernkonzepte zu realisieren.

Mindestens fünf Jahre würde es bis zur Fertigstellung der Schule dauern

85 Millionen Euro würde die neue Schule nach erster, grober Kalkulation kosten. Eine Zahl, die mit großer Vorsicht zu betrachten ist, wie die Architektin warnte, denn sie basiert nicht auf einer konkreten Gebäudeplanung. Eine Schwankungsbreite von plus oder minus 30 Prozent sei hier üblich - wobei Kratzenberg deutlich machte, dass sie tatsächlich nicht damit rechnet, dass das Projekt günstiger wird. "Minus 30 Prozent - das wäre mal was Neues", merkte auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) an. Eingeplant werden sollten im Haushalt daher, so der Vorschlag der Architektin, gut 110 Millionen Euro. Vor fünf Jahren hatte man im damaligen Bildungspaket das Gymnasium mit 60 Millionen Euro einkalkuliert, bereits vor zwei Jahren war der LSV aber über einen voraussichtlichen Kostenrahmen von gut 90 Millionen Euro informiert worden.

Sollte der Kreistag sich dafür entscheiden, das Projekt anzugehen, würde es derzeitigen Berechnungen zufolge mindestens noch fünf Jahre bis zur Fertigstellung der Schule dauern: Zehn Monate sind für die Projektentwicklungsphase vorgesehen, 20 Monate für den Bauvorlauf - also Planersuche, Planung, Ausschreibung und Vergabe - und 30 Monate für die reine Bauzeit.

Zwar war es nicht an den Ausschussmitgliedern, gleich über den Bau zu entscheiden, doch Präferenzen wurden bereits deutlich. Er halte die Schule für "bedarfsnotwendig", sagte der Landrat selbst, Roland Frick (CSU) unterstrich, das Gymnasium sei eine Pflichtaufgabe, eine Berufsschule hingegen "nice to have", wohingegen Manfred Schmidt (AfD) darauf hinwies, dass auch eine Berufsschule zu den Pflichtaufgaben gehöre und der Landkreis Ebersberg der einzige in Bayern sei, der einen solchen Schultyp nicht anbieten könne.

In der Kreistagssitzung am 24. Oktober kommt das Thema erneut auf die Tagesordnung, dann müssen die Kreisrätinnen und Kreisräte entscheiden, ob das Projekt von der Warteliste genommen wird oder nicht.

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