Poing:Geschenk wird zur teuren Last

Bahnbrücke bei Grub ist marode und muss abgebrochen werden - Neubau kostet mindestens 320 000 Euro

Barbara Mooser

Es war ein teures Geschenk - allerdings für den Empfänger: Eine Brücke über die S-Bahn in Grub, die die Gemeinde in den neunziger Jahren von der Bahn übernommen hat, ist marode und gefährlich - es besteht sogar das Risiko, dass Betonbrocken auf die Bahn herabstürzen. Deshalb will die Gemeinde jetzt das Bauwerk zum großen Teil einreißen und nur als Fußgänger- und Radlerbrücke wieder aufbauen. Mindestens 320 000 Euro wird das kosten - und die Bahn wird zwar voraussichtlich nichts zahlen, aber gehörig mitreden wollen.

Poing: Die Zeit drängt: Weil Betonteile abstürzen könnten, muss die Brücke zügig abgerissen werden.

Die Zeit drängt: Weil Betonteile abstürzen könnten, muss die Brücke zügig abgerissen werden.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Gegen die Übernahme des Brückenbauwerks hatte sich die Gemeinde seinerzeit gar nicht wehren können. Denn seit einer Änderung des Eisenbahnkreuzungsgesetzes im Jahr 1994 sind Kommunen Baulastträger für Brücken über Eisenbahnanlagen, wenn über sie Ortsstraßen oder sonstige Straßen in ihrer Zuständigkeit führen. Doch der Zustand der Brücken lässt oft zu wünschen übrig. "Die Bahn hat hier auf angenehme Art eine Altlast übergeben", urteilte Gutachter Erich Seitz in der Sitzung des Poinger Bauausschusses am Dienstag.

Bereits seit Mai ist die Brücke, die die Parsdorfer Straße bei Grub über die Bahn führt, für Autos gesperrt, Lkw durften sie schon seit 2006 nicht mehr benutzen. Die Gemeinde hatte die Sanierung hinausgezögert, weil sie bis vor kurzem noch damit gerechnet hat, dass die Bahnstrecke in naher Zukunft viergleisig ausgebaut wird - die Brücke dann also ohnehin neu gebaut werden muss. "Wir wollten einen Schildbürgerstreich vermeiden", sagt Bürgermeister Albert Hingerl. Doch der Ausbau kommt nicht, soviel steht jetzt fest - und der Gemeinde bleibt nichts übrig, als endlich zu handeln.

Wie dringend das inzwischen ist, zeigen aktuelle Untersuchungen. Bereits bei einer Hauptprüfung der Brücke im Jahr 2010 waren gravierende Mängel zu Tage getreten, der harte Winter hat die Situation nochmals verschärft. "Es macht keinen Sinn, dieses Bauwerk zu erhalten", sagte Seitz, der vor einem "Versagen ohne Vorankündigung" warnte. "Irgendwann gibt es Betonabplatzungen. Wenn die auf die Bahn fallen, ist das ein größeres Problem", sagte er und mahnte dazu, schnell aktiv zu werden: "Wer weiß, was der nächste Winter bei der Brücke anrichtet." Zur Diskussion steht nur, ob der Brückenneubau auch auf Autos ausgerichtet werden soll - das würde allerdings mindestens 2,5 Millionen Euro kosten -, oder ob künftig nur Radler und Fußgänger hier die Bahn überqueren können. In diesem Fall kalkuliert Seitz die Kosten auf mindestens 320 000 Euro. Der Ausschuss sprach sich am Dienstag für die kleine Variante aus, denn für die Erschließung Grubs ist diese Brücke nicht unbedingt nötig. Eine endgültige Entscheidung fällt allerdings der Gemeinderat im September.

Fest steht bereits jetzt, dass es sich um ein kompliziertes Neubauprojekt handeln wird. Denn laut Seitz sind dafür komplizierte Absprachen mit der Bahn erforderlich. Weil der S-Bahn-Verkehr nicht unterbrochen werden darf, kann beispielsweise nur nachts gearbeitet werden. Auch den Zeitrahmen für die Bauarbeiten wird die Bahn vorgeben. Sollten Sicherheitsposten und Aufsichtskräfte der Bahn während der Bauarbeiten benötigt werden, wird das ebenfalls die Gemeinde bezahlen müssen.

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