Süddeutsche Zeitung

Mitten in Poing:Das ganz große Geschäft

Nach mehr als zwei Jahren Pandemie sind die Menschen es gewohnt, Toilettenpapier zu horten. Aber gleich eine ganze Toilette stehlen?

Glosse von Merlin Wassermann, Ebersberg

Sogenannte "Heist"-Filme haben selten stille Örtchen als Setting. In Ocean's acht bis dreizehn stehlen, manipulieren und tricksen sich Superdiebe in spektakulären Aktionen durch Casinos und Kunstmuseen, mit ebenso spektakulärer Beute: Dollar, Diamanten, Fabergé-Eier. Auch jenseits des Meeres ist das Genre beliebt, und vielleicht hat sich jetzt auch der Poinger Klodieb zu einer Filmserientat inspirieren lassen.

Denn ansonsten ist es nur schwer zu erklären, weshalb jemand die Mühe auf sich nehmen sollte, eine mobile Toilette - auch Dixi-Klo genannt - von einer Baustelle zu stehlen, wie es am Dienstag im Landkreis Ebersberg geschehen ist. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie sind die Menschen es zwar gewohnt, Toilettenpapier zu horten. Aber gleich eine ganze Toilette? Das ist eine andere Hausnummer.

Hat der Dieb indes auf das große Geschäft gehofft? Gar auf ein Geschäftsmodell? Franchise? Sein Problem: Das Dixi-Klo ist laut Polizeimeldung nur 1000 Euro wert. Zwar sind Abwasserunternehmen profitorientiert und durchaus profitabel, doch bis aus dem Braunen Gold wird, bedarf es viel alchemistischer Trickserei. Da scheint es wahrscheinlicher, dass er auf seinen eigenen Hollywood-Blockbuster setzt.

Vielleicht muss man sich also eine Person als Täter vorstellen, die zu viel vor dem Fernseher hängt und die deswegen unbedingt in Dixie-Land landen will und schnüffelnd durch die Lande zog, auf der Suche nach einem gelegten Ei, auch wenn es nicht von Fabergé sei. Ob er nach getaner Tat den Beichtstuhlgang angetreten hat? Man weiß es nicht.

Vermutlich ist die Realität, wie so oft, viel banaler und es handelt sich nur um einen jugendlichen Streich oder einen Verwaltungsirrtum. Dann wird aus dem geplanten Franchise leider doch nichts. Was für ein Griff ins Klo...

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