Bahnunterführung Poing:Erst mal abwarten

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Bislang sorgen auf der Nordseite der Unterführung vor der Bushaltestelle nur einige Blumentröge für ein wenig Grün. (Foto: Christian Endt)

Die nördliche Seite der Bahnunterführung in Poing soll grüner werden - aber noch nicht jetzt. Für die Mehrheit des Gemeinderats gibt es aktuell zu viele Unabwägbarkeiten, um sinnvoll planen zu können.

Von Johanna Feckl, Poing

Dass die Poinger Bahnunterführung in der Ortsmitte auch auf der nördlichen Seite des Bahnhofs grüner werden soll, wünschen sich alle Mitglieder des Gemeinderats. Dass es zum aktuellen Zeitpunkt dennoch keine Einigkeit über konkrete Begrünungspläne geben wird, wurde während der jüngsten Sitzung des Gemeinderats schnell klar - zu viele Unabwägbarkeiten stehen im Raum. Deshalb will man zunächst noch abwarten, bis die bereits beschlossenen baulichen Maßnahmen umgesetzt sind und die durchgeführten Pflanzmaßnahmen auf nord-östlicher Seite angewachsen sind.

Pläne, wie die Nordseite der vor gut zwei Jahren eröffneten Unterführung für Fußgänger und Radler weniger grau und mehr grün werden kann, waren schon mehrmals Thema - zuletzt in der Gemeinderatssitzung Anfang Juni. Da die Arbeiten für die barrierefreien Zugänge zu den Bahnsteigen abgeschlossen waren, war es jetzt möglich, sich der Begrünung zu widmen. Die Gremiumsmitglieder beschlossen einstimmig neben Pflanzungen in nord-östlicher Richtung auch, einen Zebrastreifen im Umfeld der Bushaltestelle zu errichten. Ob, wie von Landschaftsarchitektin Annette Wrulich vorgeschlagen, eine Grüninsel auf der Asphaltfläche davor mit einer Größe von 150 Quadratmeter entstehen soll, wollte man jedoch nicht entscheiden.

Bei einer Ortsbegehung wurden die Auswirkungen einer Grünfläche begutachtet

Stattdessen einigte man sich auf eine Ortsbegehung. So sollte sichergestellt werden, dass durch eine Grüninsel Fußgänger und Radler auf ihrem Weg von und zum S-Bahnsteig nicht beeinträchtig werden. Mit Pylonen ausgestattet, trafen sich die Mitglieder des Umweltausschusses Ende Juni an der nördlichen Rampe und steckten die Grüninsel ab.

Vor Ort herrschte damals eine große Einigkeit, wie Bürgermeister Thomas Stark (parteilos) auf Nachfrage sagte: Eine Grüninsel mit 150 Quadratmeter reicht zu weit die Rampe hinauf, der Abstand bis zur Bushaltestelle ist zu gering, damit die Fußgängerströme zwischen Bus und S-Bahn problemlos verlaufen können. Die Verkehrshütchen wurden hin und her verschoben, bis es zusätzlich zur ursprünglichen Variante drei weitere gab, die nun zur Abstimmung standen. Als fünfte Option galt, die Pläne zu einer Grüninsel komplett zu streichen.

Dafür sprach sich Herbert Lanzl (CSU) im Namen seiner Fraktion aus. "Die Situation dort wird sich durch den Zebrastreifen noch um einiges verändern", sagte er. "Wir sollten erst mal abwarten auf das Gesamtbild, wenn sich die Bepflanzung nordöstlich der Unterführung vollständig entwickelt hat."

Durch den Zebrastreifen muss die Bushaltestelle wenige Meter verrückt werden

Auf Nachfrage erklärte Bürgermeister Stark, dass im Zuge des geplanten Zebrastreifens die Bushaltestelle wenige Meter nach Osten und Westen verrückt werden muss. Denn vor einem Zebrastreifen ist für Halten und Parken ein Mindestabstand von fünf Metern vorgeschrieben. Voraussichtlich sollen in diesem Herbst schon die Querungshilfe ausgewiesen sowie Änderungen an der Haltestelle und die Markierung von Haltezonen für Busse durchgeführt werden.

Die Fraktion der SPD teilte die Bedenken der CSU. "Wir möchten abwarten und schauen, wie sich die Ströme entwickeln", sagte Dominik Hohl. Dem stimmte auch die FDP zu, Marc Salih schlug die Erweiterung der Variante fünf vor: Die Pläne für eine Grüninsel entfallen zunächst - sobald die Fußgänger- und Radlerwege besser abzusehen sind, soll das Thema wieder auf die Tagesordnung gesetzt werden.

Der Asphalt heizt sich vor allem an heißen Sommertagen extrem auf

Aus den Fraktionen von Grünen und FWG waren andere Meinungen zu hören. So wies Valentin Mágori darauf hin, dass Poing zur Klimaschutzregion gehört. "Da verstehe ich nicht, wie man sich gegen ein Grün aussprechen kann." Das sahen die Grünen beinahe geschlossen ebenso. "Vor Ort hat sich gezeigt, dass die Grüninsel niemanden stört", sagte Yvonne Großmann. Sie verwies auf den vergangenen Hitze-Dienstag, solche Tage werde es künftig immer häufiger geben. "Der dunkle Asphalt heizt sich extrem auf, wir brauchen da einfach Grünflächen!"

Der aufgeheizte Asphalt war auch Grund für einen Einwand von Landschaftsarchitektin Wrulich. Denn die kleinste Variante würde nur 65 Quadratmeter messen - eine zu geringe Fläche für Bäume: Der Asphalt heize sich auf bis zu 60 Grad auf, die Äste würden darüber hängen. "Ich habe massive Bedenken, ob die Bäume unter diesen Umständen überhaupt anwachsen."

Wenig Platz und viele Menschen ergibt für Franz Langlechner keinen Sinn

Franz Langlechner (CSU) betonte den Charme, den die fünfte Variante ließe - denn die Gestaltung bliebe für die Zukunft zunächst offen. Seiner Ansicht nach macht es keinen Sinn, genau dort, wo sich die meisten Leute bewegen den wenigsten Platz zu lassen. "Wenn wir da erst einmal ein Loch in den Asphalt hineingeschnitten haben, dann macht uns das keiner wieder zu."

Das sah die überwiegende Mehrheit im Gemeinderat genauso: Mit fünf Gegenstimmen aus den Fraktionen von Grünen und FWG beschloss das Gremium, die Entscheidung über die konkrete Ausführung der Grüninsel auf einen späteren Zeitpunkt zu vertagen.

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