„Hoffnung sichtbar machen und erlebbar weitertragen“: Unter diesem Motto haben nun 14 Jugendliche zwischen elf und 18 Jahren aus Poing an dem multimedialen Kunstprojekt „Hoffnungsfalter around the world“ mitgewirkt. Unter der Leitung von Natalja Herdt und Tamara Flade, beide bildende Künstlerinnen aus Poing, sind in den kreativen Workshops seit Oktober 2024 diverse Objekte in unterschiedlichen Techniken entstanden. Im Zentrum stand das Falten und Bemalen sogenannter Hoffnungsfalter aus Japanpapier.
Die Idee des Projekts der Hoffnungsfalter von Künstlerin Herdt ist zwar nicht neu, doch dies war das erste Projekt für Jugendliche. Alle Ergebnisse aus den Workshops, die Kunstobjekte sowie Videos und eine Installation aus vielen Hoffnungsfaltern, werden bei einer Ausstellung am Sonntag, 23. Februar, zu sehen sein. Sie findet statt von 14 bis 17 Uhr im Rupert-Mayer-Haus in Poing und wird von den Jugendlichen selbst organisiert und aufgebaut.

Kulturpreis Poing:Premiere vor großer Kulisse
Zum ersten Mal hat Poing seinen jährlich zu vergebenden Kulturpreis verliehen. Insgesamt musste die Jury eine Wahl aus neun Kandidaten treffen. Dieses Mal ging die Auszeichnung an die 46-jährige Natalja Herdt.
Für Teilnehmerin Janina (18) aus Poing war die Workshop-Reihe eine besondere Abwechslung zum Alltag. Sie habe abschalten, sich aufs Gestalten konzentrieren, neue künstlerische Techniken lernen und Verantwortung übernehmen können, erzählt sie. Besonders die Gemeinschaft hat es ihr angetan: „Die Stimmung war gut, wir haben einander unterstützt und man hatte das Gefühl, dazuzugehören“, sagt sie. Dabei seien auch Freundschaften entstanden.
Die 14 Jugendlichen stammen aus verschiedenen Nationen und Schularten. Das Projekt sei ein offener Raum für alle gewesen, erzählt die Bildhauerin Tamara Flade. Ihre Kollegin Natalja Herdt habe ihr vorgeschlagen, das Projekt gemeinsam anzugehen. Für Flade war es das erste Mal, dass sie mit Jugendlichen zusammen gearbeitet hat – solche für das Projekt zu begeistern, sei anfangs aber schwierig gewesen, sagt sie.

Um die 200 Hoffnungsfalter haben die Jugendlichen in den Workshops nicht nur gebastelt und bemalt, sondern einen Teil davon auch mit einer Botschaft für einen Finder an einem Ort ihrer Wahl „freigelassen“, also abgelegt. Das Ganze haben die Teilnehmer per Video dokumentiert, das Material dann digital bearbeitet sowie mit Musik und Text unterlegt und am Ende in sozialen Medien gepostet. Einen der Hoffnungsfalter sollten die Jugendlichen als „persönliche Kraftquelle“ selbst behalten. Die restlichen Schmetterlinge werden als Installation aufgehängt, sozusagen als Schwarm, der durch den Raum fliegt.
Auch Teilnehmerin Shaunice hat viel aus dem Projekt gelernt. In der Broschüre, die die Jugendlichen gestaltet haben, schreibt sie: „Ich habe mitgenommen, dass Hoffnung in unserem Alltag vorhanden ist. Wir müssen sie nur finden. Zum Beispiel kann eine kleine Handlung wie das Entdecken eines Hoffnungsfalters sehr ermutigend sein und die Perspektive verändern.“ Auch das Feedback der anderen Teilnehmer sei positiv gewesen, erzählt Flade. Viele hätten sogar gerne länger mitgemacht – dabei hatten die acht Workshops jeweils schon um die sechs Stunden gedauert.

Die Teilnahme war kostenlos, sogar inklusive Verpflegung. Das Projekt nämlich, organisiert von der Kolpingfamilie als Veranstalter, wurde im Programm „Kultur macht stark“ vom Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler gefördert. Weitere Bündnispartner waren das Poinger Jugendzentrum, der Aktivkreis Kunst und Kultur Markt Schwaben, Respekt@Poing und der Kreisjugendring Ebersberg.
Neben den Faltern haben sich die Jugendlichen auch mit anderen künstlerischen Techniken beschäftigt: Unter anderem lernten sie mit Tusche auf Japanpapier zu malen und die Technik der Cyanotypie, ein auf Eisen basierendes, fotografisches Edeldruckverfahren. Außerdem war ein Ausflug nach München Teil des Projekts: Im Museum Mensch und Natur lauschten die Jugendlichen Märchen zum Thema Hoffnung von einer Geschichtenerzählerin.

Laut Herdt hat das Kunstprojekt „genau die richtigen Kinder erreicht“: Einige hätten Schwierigkeiten im sozialen Umgang gehabt und nach der Covid-Zeit einen Ausgleich zum Alltag gesucht. Die Teilnehmenden seien mutiger geworden und hätten gelernt, Glück in den kleinen Dingen zu sehen. Alle hätten etwas für sich mitgenommen, sagt Herdt, auch sie selbst. „Ich durfte erfahren, was Jugendliche bewegt.“
Weil das Projekt so gut ankam, planen Herdt und Flade bereits jetzt weitere kreative Angebote für jungen Menschen. Auch, weil sie sich in der Zusammenarbeit so gut ergänzten, erklärt Flade. Doch jetzt steht erst einmal die Ausstellung an – vielleicht schaut der ein oder andere ja nach seinem Urnengang dort vorbei. Ganz im Sinne der Hoffnung.
Die Ausstellung zum multimedialen Jugendprojekt „Hoffnungsfalter around the world“ findet statt am Sonntag, 23. Februar, von 14 bis 17 Uhr im Rupert-Mayer-Haus in der Gebrüder-Asam-Straße 2 in Poing.