Moritz Weber steht mit seinen 19 Jahren das letzte Mal als Ausbildungsscout vor einer Klasse. Ein letztes Mal darf er von seiner Ausbildung erzählen, von seinen Zukunftsplänen, von sich selbst. Seine Präsentation beginnt. Obwohl die Technik hier in der Dominik-Brunner-Realschule in Poing zunächst nicht so recht mitspielen mag, behält Weber die Ruhe. Die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse waren eben noch am Tuscheln, jetzt sind sie ganz still. Alle Augen sind auf den jungen Mann gerichtet, der im dunkelblauen IHK-Shirt vor der Tafel steht.
Weber hat seine Ausbildung als Mechatroniker inzwischen nach etwas mehr als zwei Jahren abgeschlossen. Vor Kurzem erst wurde er von der IHK geehrt, und das nicht nur wegen des Abschlusses seiner Ausbildung: Schon in seinem ersten Ausbildungsjahr hat er sich dazu entschieden, bei dem Projekt der IHK-Ausbildungsscouts mitzuwirken. Der 19-Jährige durfte regelmäßig vor Schülerinnen und Schülern, die bald ihre Mittlere Reife haben würden, Vorträge halten. Gerade mal fünfzehn Minuten hat er Zeit, die Zuhörenden zu informieren und – hoffentlich – das Interesse für eine Ausbildung zu wecken. Die Reaktionen der Zuhörenden fallen dabei sehr unterschiedlich aus: „Manchmal kommt einem ein riesiger Lärmpegel entgegen, manchmal sind die Schüler total still und aufmerksam“, erzählt Weber. Inzwischen habe er aber gelernt auch mit unaufmerksamen Zuhörern umzugehen.
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Zu Beginn seiner Laufbahn als Ausbildungsscout sei er durchaus nervös vor Präsentationen gewesen, das habe aber inzwischen nachgelassen. Das Programm habe ihm nicht nur geholfen, einen guten Umgang mit der Nervosität zu finden – als IHK-Ausbildungsscout konnte Weber seine Fähigkeiten, vor Menschen zu präsentieren, stark verbessern. Vorträge zu halten habe ihm aber tatsächlich schon zu Schulzeiten gefallen. Bei seinem heutigen und letzten Vortrag merkt man das auch: Als er vor die Schülerinnen und Schüler der Dominik-Brunner-Realschule tritt, wirkt er jedenfalls ruhig und gelassen. Das kann natürlich auch an der gewohnten Umgebung liegen: Er selbst ist auch auf diese Schule gegangen, nach der 10. Klasse hat er mit der Ausbildung begonnen. „Hier hat es angefangen und hier endet es“, sagt Weber.
Bei seinen Vorträgen gibt es immer einen ähnlichen Ablauf: Weber erzählt von seiner Ausbildung bei der Körber Pharma Inspection GmbH, für die er inzwischen auch arbeitet. Er berichtet von dem Bewerbungsablauf, von Berufsperspektiven und von seiner persönlichen Motivation, als Mechatroniker zu arbeiten: „Ich wusste: Ich möchte nicht nur im Büro sitzen.“ Ein handwerklicher Job sei für ihn die perfekte Alternative gewesen. Dafür brauche es aber auch gewisse Eigenschaften: Logisches Denken sei oft gefordert, einigermaßen gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern und in Englisch seien auch von Vorteil für Azubis. Durch den Vortrag erfahren die Schülerinnen und Schüler nicht nur von Voraussetzungen, die es für eine Ausbildung zum Mechatroniker braucht – Weber gibt ihnen auch Ratschläge aus eigener Hand: „Fangt früh an zu überlegen, was ihr später mal machen wollt“, rät er der Klasse.
Nach einer Ausbildung als Mechatroniker hat man, wie Weber in seinem Vortrag aufzeigt, verschiedene berufliche Optionen: Man kann zum Beispiel als Industriemeister arbeiten, als Techniker, oder ganz klassisch mit einem Studium beginnen. Weber hat für seine Arbeit bei Körber Pharma Inspection aber erst einmal andere berufliche Pläne: Er möchte vom Auszubildenden zum Ausbilder aufsteigen. Aktuell fungiert er als Bindeglied zwischen beidem: Weber wurde zum Azubisprecher gewählt. Wenn Auszubildende also etwas auf dem Herzen haben oder sich vielleicht nicht trauen, direkt auf ihren Ausbilder zuzugehen, kann der 19-Jährige einspringen. „Als Azubisprecher bin ich sozusagen das offene Ohr für alle Azubis“, erklärt er.
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Dass Weber etwas mit Technik machen möchte, wusste er eigentlich schon immer. Eine Alternative kam für ihn nie wirklich infrage, auch wenn er in manchen Naturwissenschaften nicht gleich Klassenbester war. „Tatsächlich war ich in der Schule nicht der Beste in Mathe“, sagt er. Wirklich schwere Mathematik habe er aber zum Glück während seiner Zeit als Auszubildender nicht oft gebraucht. An dem Satz des Pythagoras und trigonometrischen Funktionen kam er aber leider nicht vorbei, auch in Zukunft wird ihm das vermutlich immer wieder über den Weg laufen. Weber überlegt, später einmal Techniker zu werden. Bevor es beruflich ganz konkret wird, möchte sich der 19-Jährige aber auch noch anderen Plänen widmen: Einer Reise ins Ausland zum Beispiel.