Poing:Abschied mit Dvořák

Poing Kirchenmusikerin Angelika Tasler an der Orgel

Mit Leib und Seele Organistin: Angelika Tasler verlässt die Pfarrgemeinde St. Michael, bleibt aber in Poing wohnen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Poings Kirchenmusikerin Angelika Tasler verlässt nach 15 Jahren die Gemeinde für eine neue Stelle in München

Von Antonia Heil, Poing

Bis vor 15 Jahren sah es mit der Kirchenmusik in Poing recht mager aus. Bis vor 15 Jahren waren zum Beispiel nur 17 Leute im Chor von Sankt Michael. Aber vor genau 15 Jahren kam dann Angelika Tasler. Seitdem erlebte die Kirchenmusik in der Pfarrgemeinde ein Revival. Jetzt kehrt Tasler Poing beruflich den Rücken und tritt die Stelle als Kirchenmusikerin in Sankt Laurentius nahe dem Münchner Olympiastadion an. Die Pfarrgemeinde Sankt Michael ist noch auf der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger, die Orgeldienste übernehmen drei Vertreter im Wechsel. Diesen Sonntag verabschiedet sie sich mit einem Schmankerl: Für den Festgottesdienst um 10 Uhr hat sie mit dem Chor die Messe in D op. 86 von Antonin Dvořák einstudiert.

"Über die Jahre sind die Menschen hier für mich fast wie eine zweite Familie geworden", sagt die 40-jährige Coburgerin wehmütig. Sie habe an so vielen Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen Musik gemacht, so viele Gottesdienste begleitet und Chorproben abgehalten - "das geht an niemandem spurlos vorüber." Unter ihrer Leitung ist der Kirchenchor auf 50 Mitglieder angewachsen. Zusätzlich hat sie Konzerte gegeben und organisiert, allen voran das Spendenkonzert des Poinger Musikvereins, das seit dem Tsunami an Weihnachten 2004 jedes Jahr im Januar stattfindet. Den Musikverein hat sie übrigens auch mitgegründet. Ursprünglich waren es nur neun Stunden pro Woche als Kirchenmusikerin, ein Job, den Tasler neben dem Studium erledigte. "Heute sind es zwar 15 Stunden, aber auch davon kommt man kaum über die Runden", erklärt sie. Die neue Stelle ist mit 30 Wochenstunden ausgestattet.

Neben ihrem Job in der Pfarrei ist Tasler auch noch als Dozentin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München (LMU) tätig und gibt Orgelunterricht. "Einen meiner Orgelschüler habe ich jetzt sogar an das Mozarteum weiterempfohlen", sagt Tasler sichtlich stolz. Trotz des Stellenwechsels wird sie weiter an der Universität unterrichten und Orgelschüler haben. Auch plant sie, weiter in Poing zu leben. Jetzt, wo sie gerade erst einen anstrengenden Umzug hinter sich gebracht habe, wolle sie erst einmal hier bleiben. Aus der Kirchenmusik vor Ort werde sie sich aber komplett zurückziehen, um den Weg für einen Nachfolger freizumachen. Wichtig ist ihr auch klar zu machen, dass ihr Weggang nichts mit dem Pfarrerwechsel in der Gemeinde zu tun hat. "Es ist schon von langer Hand geplant, dass ich aus Poing weggehe. Das mit der Pfarrstelle geschah ja recht kurzfristig und völlig unabhängig von mir." Seit Anfang September ist der neue Pfarrer Christoph Klingan im Amt. Er löste Michael Holzner ab, der nach 19 Jahren in Poing recht kurzfristig nach München-Neuaubing versetzt worden war.

Tasler ist mit Leib und Seele Organistin, von Jugend an. Deswegen studierte sie Orgel als Konzertfach und Kirchenmusik am Mozarteum. In ihre Ausbildung reihen sich noch die LMU mit Musikwissenschaft, ein Dirigierstudium in Regensburg und eine Promotion in Freiburg ein. "Als Musikerin muss man heutzutage eben breit aufgestellt sein", kommentiert Tasler lachend.

Ihre Leidenschaft für das Orgelspiel habe sie nach Poing gebracht, erklärt sie und blickt liebevoll auf das Instrument mit den meterhohen Pfeifen. "Hier gibt es drei Manuale, und der Klang ist wunderbar voll und stimmig." Sogar aus Österreich kämen Musiker nach Poing, um die Orgel auszuprobieren. "Ich wünsche mir einen Nachfolger, der das zu schätzen weiß. "Und er sollte Herz haben, um sich in die Poinger hineinfühlen zu können."

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