Pöringer Wimmerwiese:Eine Nummer kleiner, bitte

Auf einer Diskussionsrunde zum Neubaugebiet auf der Pöringer Wimmerwiese ernennen Anwohner fünf Vertreter. Diese sollen die Änderungsforderungen an die Gemeinderäte herantragen

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Ein Verkehrsgutachten, behindertengerechte Wohnungen, weniger hohe Gebäude und eine Kita: Mit diesen Vorschlägen planen die selbsternannten "Bürger für Pöring" nun, an die Gemeinde heranzutreten. Das Ziel: die Pläne für die sogenannte Wimmerwiese im Ortsteil Pöring anzupassen. Dort plant ein Investor ein Areal mit etwa 200 Wohnungen für rund 500 Menschen. Ein Vorhaben, das unter den direkten Anwohnern Angst vor einer "Messestadt light" entfachte.

Um breitere Unterstützung zu gewinnen, hatten sie in ganz Zorneding Einladungsflyer zu einer Informationsveranstaltung verteilt - etwa 100 Menschen waren dem Aufruf ins Pöringer Limone-Restaurant am Donnerstagabend gefolgt, um mitzureden. Währenddessen diskutierten die, mit denen die Anwohner schon in der Vergangenheit einen runden Tisch gefordert hatte, zwei Kilometer weiter: Der Termin fiel mit der April-Sitzung des Gemeinderats zusammen.

Bürger für Pöring zu Ortsplanung

Rund 100 Bürger waren ins "Limone" gekommen, um darüber abzustimmen, was an den Bebauungsplänen geändert werden sollte.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein Detail, das mancher als "Kalkül", Anwohner und Wortführer Christian Baretti selber am Ende der Veranstaltung als "Zufall" und "unglücklich" bezeichnete. Auf dieser fand ein Thema besonders breite Zustimmung: die Forderung nach einem Verkehrsgutachten. Dieses soll die Auswirkung des Wohngebiets auf die Verkehrsbelastung in Pöring bewerten. Eine Frau forderte, "das Geld muss doch drin sein"; ein Bauunternehmer, der sich später auch in die Vertreterrunde wählen ließ, sah dieses gar als möglichen Knackpunkt, den Bebauungsplan zu reduzieren: "Wenn eine überhöhte Verkehrsbelastung absehbar ist, könnte der Aufstellungsbeschluss möglicherweise für rechtswidrig erklärt werden."

Einzug auf die Wunschliste der Anwesenden fand auch das Thema alten- und behindertengerechtes Wohnen: So will man die Gemeinde dazu bringen, dem Bauwerber als Bedingung für Baurecht aufzuerlegen, barrierefreie Wohnungen zu bauen. Dass das überhaupt nötig ist, monierte eine Frau: So sei es "eine Frechheit" und "unterirdisch" seitens der Gemeinde, die Verantwortung für barrierefreies Wohnen mittels des Modells der "sozialgerechten Bodennutzung" (Sobon) auf den Bauwerber abwälzen. Dieses sieht nach einem Grundsatzbeschluss der Gemeinde vor, etwa ein Drittel der Wohnungen als vergünstigten Wohnraum vom Bauwerber abzuschöpfen.

Bürger für Pöring zu Ortsplanung

Rund 100 Bürger waren ins "Limone" gekommen, um darüber abzustimmen, was an den Bebauungsplänen geändert werden sollte.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Weil dies beim Wimmerwiesen-Projekt erstmals zur Anwendung kommen soll, hatten Gemeinderäte das Vorhaben stets als "Vorzeigeprojekt" bezeichnet. Wortführer Baretti hingegen bescheinigte der Gemeinde einen "strategischen Fehler" in den Verhandlungen: "Man hat den Flächennutzungsplan ohne Gegenleistung geändert", nun verkaufe sich die Gemeinde "unter Wert". Das sah auch der Bauunternehmer so: "Mit der Gemeinde wird ein Spiel getrieben."

Einzelne Gegenstimmen gab es zu den Vorschlägen der Wimmerwiesen-Anwohner, die Geschosshöhe durchgehend auf drei zu reduzieren und die Wiese weniger dicht zu bebauen. "Wenn wir nicht noch mehr versiegeln wollen, müssen wir etwas in die Höhe gehen", plädierte Sieglinde Peters vom Seniorenbeirat. Sie betonte, dass nur die Gebäude inmitten des Areals ein Terrassengeschoss im vierten Stock bekommen sollen: "Auf der Nord- und Südseite würde das ja nicht stören." Eine Frau kritisierte den Ansatz für weniger Verdichtung und einen größeren Spielplatz als "Blödsinn": "Der Bauträger wird den Minderertrag an die Mieter weitergeben."

Einen breiten Konsens hingegen gab es dafür, dass die Gemeinde mit ihrer Kita-Planung "zu sehr reagiert, statt zu agieren", wie es ein Mann formulierte. "Wenn ich so viel Zuzug zulasse, während jetzt schon Kita-Plätze fehlen, dann fehlt der Gesamtplan." Stellvertretend ernannte die Runde fünf Leute, die den Dialog mit den Gemeinderäten eröffnen sollen. Und wenn das nicht klappt? "Letzter Ausweg: Bürgerbegehren", sagte Baretti am Ende.

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