Podiumsdiskussion Poing:Dann sind wir uns ja einig

Podiumsdiskussion Poing: Die Poinger Bürgermeisterkandidaten Marc Salih von der FDP, Günter Scherzl von der FWG, Thomas Stark, der für die CSU antritt, und Reinhard Tonollo von der SPD/Bürgerliste (von links) diskutieren im Pfarrheim unter der Moderation von Thomas Perzl (Mitte) vom Gewerbeverband.

Die Poinger Bürgermeisterkandidaten Marc Salih von der FDP, Günter Scherzl von der FWG, Thomas Stark, der für die CSU antritt, und Reinhard Tonollo von der SPD/Bürgerliste (von links) diskutieren im Pfarrheim unter der Moderation von Thomas Perzl (Mitte) vom Gewerbeverband.

(Foto: Christian Endt)

Im voll besetzten Pfarrheim sprechen die vier Bürgermeisterkandidaten über die Zukunft von Gewerbe und Verkehr. Dabei erheben die Bewerber überwiegend ähnliche Forderungen

Von Johanna Feckl, Poing

Gewerbe und Verkehr. Das waren die zwei großen Themen am Freitagabend auf dem Podium im Pfarrheim Rupert Mayer in Poing. Darüber diskutiert haben die vier Kandidaten für den Chefposten im Rathaus bei der bevorstehenden Kommunalwahl im März. Der Gewerbeverband (GV) Poing unter dem Vorsitzenden Thomas Schroeder hatte zu der Veranstaltung eingeladen. Unter Bürgermeisteranwärtern herrschte große Einigkeit bei den Forderungen und Wünschen.

Auf dem Podium saßen Marc Salih für die FDP, der aktuelle Dritte Bürgermeister Günter Scherzl von der FWG, der parteilose Thomas Stark als CSU-Kandidat sowie Reinhard Tonollo für die SPD-Bürgerliste. Als Moderator führte der Pressesprecher des Bundes der Selbstständigen in Bayern, der Dachverband des GV Poing, Thomas Perzl durch den Abend. Das Interesse war groß; gut 30 Zuschauerinnen und Zuschauer hatten keinen Sitzplatz mehr gefunden und folgten der eineinhalbstündigen Diskussion stehend.

Wie wichtig ist das Gewerbe in Poing? Mit dieser ersten Frage wandte sich Moderator Perzl an seine vier Podiumsgäste. Die Kandidaten waren sich einig: "Wir brauchen das Gewerbe", sagte etwa Tonollo, der seit 2017 für die SPD-Fraktion im Gemeinderat sitzt. Seiner Meinung nach mangelt es in Poing vor allem an kleinen und mittelständischem Gewerbe, wie zum Beispiel Handwerksbetriebe. Dem stimmte auch Günter Scherzl von der FWG zu. Er wies daraufhin, dass gut 70 Prozent der Gewerbetreibenden ihren zentralen Firmensitz nicht in Poing hätten und somit dort auch keine Gewerbesteuer zahlen würden.

Gewerbe anzusiedeln nannte auch Thomas Stark als Ziel, denn in den vergangenen knapp zehn Jahren sei die Bevölkerung in Poing um etwa 23 Prozent gewachsen, aber nur fünf Prozent mehr Arbeitsplätze hinzugekommen. "Das müssen wir forcieren!" Marc Salih möchte sich dafür einsetzen, dass im neuen Baugebiet W8, dem Lerchenwinkel, auch eine kleine Gewerbefläche entsteht.

Eine Schwierigkeit, die Salih als Erster ansprach, sind fehlende bezahlbare Büroflächen in Poing. Laut Salih, der bislang in der Gemeinde kein politisches Amt innehat, wollen viele Selbständige ein Büro vielleicht nur drei oder viermal im Monat nutzen, um dort Kunden zu empfangen. Er sprach sich deshalb für Coworking-Konzepte aus. Tonollo wies darauf hin, dass es dafür den entsprechenden Bedarf braucht. "Die Initialzündung muss eigentlich von den Gewerbetreibenden selber kommen." Günter Scherzl sah das etwas anders und wünscht sich einen Wirtschaftsförderer im Rathaus, ähnlich wie es etwa in Vaterstetten der Fall ist. Thomas Stark widersprach und verortete das Problem woanders: Ein Wirtschaftsförderer "braucht Objekte, die er vermitteln kann - und daran scheitert's aber momentan".

In einem anderen Punkt gab es wieder Konsens: fehlendes Marketing. Tonollo zufolge gibt es eine Trennung zwischen Poing Süd und Nord entlang der Bahngleise. Es gäbe Läden, von denen die Leute aus den Neubaugebieten nichts wüssten, ergänzte Stark. Scherzl sprach sich für ein Marketing aus, das "stark nach vorne gebracht werden" muss, vor allem bei kleinen und mittleren Betrieben. Hier nahm Salih die Gemeinde in die Pflicht: Es sei deren Aufgabe, kleine Betriebe und Startups bekannter zu machen, etwa indem sie sich kostenlos im Gemeindeblatt vorstellen dürften. Von Thomas Stark - in den vergangenen 19 Jahren Referent und Leiter des Bürgermeisteramtes - kam der Hinweis, dass eine solche Möglichkeit bereits besteht. "Wir sind den Firmen hinterhergelaufen", sagte er. Das Interesse sei nicht groß. Nach wie vor stehe das Angebot aber.

Ein Mann aus dem Publikum wollte wissen, weshalb im Poinger Zentrum immer mehr ehemalige Ladenflächen in Wohnungen umgewandelt werden; er sprach von einem "Fallenlassen des Ortskerns". Stark, Tonollo und Scherzl verwiesen auf ein planungsrechtliches Problem: Der Bauplan für dieses Gebiet sieht keine ausschließliche gewerblich Nutzung vor - der Gemeinde sind in diesem Fall also die Hände gebunden. Salih räumte ein, dass er die rechtlichen Voraussetzungen nicht genau kenne, aber "ich würde mir jeden einzelnen Fall ansehen".

Vom Thema Gewerbe ging die Diskussion fließend über zum Thema Verkehr, denn nicht nur bedeuten mehr Firmen auch mehr Verkehr, sondern Poing ist auch eine schnell wachsende Gemeinde. Stark und später auch Tonollo verwiesen auf die derzeit laufenden Mobilitätskonzepte, eines für innerorts, ein anders für die Region. "Der Teufel steckt aber im Detail", sagte Stark, "wenn es um die Umsetzung geht, dann gibt es immer einen Betroffenen." Es sei schwierig, einen Konsens zu finden. Tonollo sprach sich daraufhin dafür aus, den öffentlichen Nahverkehr zu fokussieren, etwa ihn innerhalb von Poing kostenlos zu machen. Der Vorschlag, Teile im Zentrum in Fahrradstraßen umzuwidmen, kam von Günter Scherzl. Mark Salih erklärte es zu seinem Ziel, "die alternativen Antriebsformen attraktiv zu machen", also Elektro- und Wasserstoffautos.

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