Zwischen Pliening und Poing:Biergarten mit Mehrwert

Zwischen Pliening und Poing: Geheimtipp Kulturstadl: In Ottersberg kann einen schon mal die Neugier packen.

Geheimtipp Kulturstadl: In Ottersberg kann einen schon mal die Neugier packen.

(Foto: Christian Endt)

So idyllisch wie inspirierend: Im Ottersberger Kulturstadl von Rudi Zapf bietet der Sommer wieder jede Menge Kabarett und Konzerte.

Von Anja Blum, Pliening

Der "Kulturstadl" von Rudi Zapf ist ein echter Geheimtipp. Mitten im Nirgendwo zwischen zwischen Pliening und Poing gelegen, muss man schon von seiner Existenz wissen, denn von alleine stolpert vermutlich kaum jemand auf das Gelände. Wer dort allerdings erst einmal angekommen ist, will eigentlich gar nicht mehr weg. Zu idyllisch ist der Ort, zu inspirierend und authentisch das Geschehen dort. Wie ein Biergarten mit echtem Mehrwehrt - mit Musik und Kabarett vom Feinsten.

Ob Opernfestspiele in Wien, heiße Abende in der Arena von Verona oder Events beim Tollwood-Festival München: "Nichts davon kommt auch nur annähernd an die wunderbare Atmosphäre, den Schweinsbraten, das Bier und vor allem das hochwertige Programm heran, das die Besucher der Ottersberger Stadlkulturtage erwartet", sagt Musikkabarettist Hans Well. Und das wissen eben nicht nur Menschen aus dem Landkreis Ebersberg zu schätzen: Zapfs Stammpublikum kommt aus der ganzen Region.

Zwischen Pliening und Poing: So sieht er ohne Publikum aus, der Biergarten mit Mehrwert.

So sieht er ohne Publikum aus, der Biergarten mit Mehrwert.

(Foto: privat)

Ottersberg heißt der Ort, an dem der Musiker Rudi Zapf seit 28 Sommern in seinen Kulturstadl am Selmerhof einlädt - Kolleginnen und Kollegen auf die Bühne, das Publikum auf zahlreiche Bierbänke. Man kann im Stadl sitzen oder davor, je nach Gusto und Wetter. Rundherum stehen mächtige Bäume, eine wunderbar grüne Kulisse, vor der die Gäste erst ausgiebig ratschen und lecker essen können, bevor die Vorstellung beginnt. Einlass und Bewirtung ist jeweils ab 18.30 Uhr, los geht's um etwa 20 Uhr.

Trotz aller Probleme, trotz Corona und Wetterkapriolen, hat Zapf, Virtuose und Veranstalter in Personalunion, nun erneut beschlossen, seinen Kulturstadl in Ottersberg mit Kleinkunst zu beleben. Schließlich weiß er ganz genau, wie schwer es die Szene in diesen postpandemischen Zeiten hat. Als Intendant kommen dem Plieninger freilich seine vielen Kontakte entgegen. Einer seiner Freunde, Werner Meier, Liedermacher aus Ottenhofen im Landkreis Erding, sagt: "Rudi ist eigen, er schert sich nicht um Trends und große Namen, und vor allem mit der Quatsch-Comedy hat er's so gar nicht. Er will einfach qualitativ gutes Kabarett und hochwertige musikalische Darbietungen in seinem Stadl haben." In beiden Genres kennt Zapf sich bestens aus. Deshalb habe schon so manche Kleinkunstkarriere in Ottersberg ihren Anfang genommen, erzählt Meier weiter. Zum Beispiel jene von Martina Schwarzmann, die dort als junges Madl ihre frechen Lieder für einen Kleinkunstpreis vorgestellt habe. "Aus der werd no amoi was", habe Rudi Zapf schon damals prophezeit.

Zwischen Pliening und Poing: Intendant und Musiker in Personalunion: Rudi Zapf begrüßt sein Publikum.

Intendant und Musiker in Personalunion: Rudi Zapf begrüßt sein Publikum.

(Foto: Christian Endt)

Auf dem Programm der Stadlkulturtage 2023 stehen 16 Veranstaltungen: Konzerte sowie Kabarett - und manchmal auch ein Mix aus beidem. Los geht's am Freitag, 16. Juni, mit der "Operation Heil-Kräuter", einem Bühnenprogramm über Kabarett im "Dritten Reich": Sebastian Schlagenhaufer und Ramon Bessel präsentieren einen bewegenden Reigen aus Chansons, Texten und kurze Szenen mutiger Kabarettisten. "Jetzt erst recht!" heißt es dann am Samstag, 17. Juni, bei Lizzy Aumeiers Programm nach der "Corona-Starre": Versprochen wird ein "Feuerwerk an aktuellen Themen, durchsetzt mit einem Cross-Over an musikalischen Highlights", begleitet von Svetlana Klimova an Violine und Klavier.

Nicht fehlen im Stadl darf freilich Werner Meier, der am Freitag, 23. Juni, zu Gast ist. Unter dem Titel "Noch näher dran" vollführt er einen leichtfüßig-verschmitzten Drahtseilakt zwischen ernsten Themen und guter Unterhaltung. Außerdem präsentiert Meier Auszüge aus einem Buch, an dem er gerade schreibt: Geschichten aus einer Bauernbuben-Kindheit mit Kuhmist, Zinkbadewanne und einem japanischen Bischof. Den Hausherrn selbst in Aktion erleben kann man am Sonntag, 25. Juni, denn da spielt Zapf'nstreich auf. Rudi Zapf, Gerhard Wagner, Andreas Seifinger und Steffen Müller entzünden ein weltmusikalisches Feuerwerk mit allen nur denkbaren Klangfarben.

Zwischen Pliening und Poing: Nick Woodland, Markenzeichen Hut, ist seit 1982 mit eigener Band unterwegs.

Nick Woodland, Markenzeichen Hut, ist seit 1982 mit eigener Band unterwegs.

(Foto: Veranstalter)

Schon fast zum Inventar des Kulturstadls gehört auch Nick Woodland. Der britische Gitarrist bringt am Samstag, 8. Juli, mit seiner Band dreckigen Blues, temperamentvollen Country und virtuosen Folk, gewürzt mit Reggae- und Surf-Rock-Anleihen auf die Bühne. "Ein Pflichttermin, nicht nur für Blues-Fans." Eine mitreißende Verbeugung vor den Pilzköpfen aus Liverpool kann man mit den Beatels erleben. Das Quintett lädt am Sonntag, 9. Juli, zu einem "Come together".

Auf "Hopfensamba, Mondlandler und andere Traumtänze" darf man sich freuen am Freitag, 14. Juli, beim Gastspiel von Pitu Pati. Diese Band bietet so etwas wie Urlaub für die Ohren: "Da erklingen Lieder aus brasilianischen Bars und französischen Bistros, Melodien aus Sinti-Wohnwägen und Wiener Kaffeehäusern, Tänze aus einem einem ungarischen Dorfkrug und natürlich auch die Klänge aus der Alpenregion." Eine Zeitreise durch hundert Jahre "Geklimper auf guten und schlechten Klavieren" wiederum bietet Harry Kulzer am Sonntag, 16. Juli. Gepaart mit spontaner Verbalakrobatik lässt der Pianist und Sänger die Anfänge des Ragtime-Pianos lebendig werden, streift die legendäre Zeit des Barrelhouse- und Stride-Pianos und donnert durch die Akrobatik des Boogie-Woogie und Blues.

Zwischen Pliening und Poing: Peter Schneider und die Stimulators sind ein Garant für gute Laune, hier bei einem Auftritt im Alten Kino Ebersberg.

Peter Schneider und die Stimulators sind ein Garant für gute Laune, hier bei einem Auftritt im Alten Kino Ebersberg.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Una Viaggio in Italia", eine Reise durch Italien, unternimmt das Trio I Cantautori am Freitag, 21. Juli. Rocky Verardo, Richie Necker und Andrea Paoletti zeigen die poetische Seite der italienischen Musik und verneigen sich vor großen Liedermachern wie Fabrizio De André, Lucio Dalla, Francesco De Gregori oder Fabio Concato. Latin Jazz und Flamenco Nuevo sind das Metier von Jamenco. Die Band ist zu Gast am Sonntag, 23. Juli und verspricht "treibenden Groove und Improvisationen, bis die Funken sprühen. Leidenschaftlich und virtuos, aber auch fein und elegant".

The Stimulators verbreiten ihren Gute-Laune-Sound mit Tiefgang schon seit 1998. Die Süddeutsche Zeitung schrieb: "Wenn es einen Preis für die lässigste Kombination aus Südstaatengroove, Latino-Feuer und Bluesfeeling gäbe, hätten ihn die Stimulators sicher." In Ottersberg ist die Münchner Band am Samstag, 29. Juli, zu erleben. An Authentizität kaum zu überbieten sei die Simon & Garfunkel Revival Band, heißt es in der Ankündigung für den Sonntag, 30. Juli. Unter dem Titel "Feelin' Groovy" präsentiert das Quintett die schönsten Songs des Kult-Duos.

Zwischen Pliening und Poing: Sängerin Eva Ahoulou will ihr Publikum glücklich machen.

Sängerin Eva Ahoulou will ihr Publikum glücklich machen.

(Foto: Thomas Heckner/oh)

Musik, die glücklich macht: Das verspricht der Auftritt einer jungen, charismatischen Sängerin mit westafrikanischen Wurzeln. Eva Ahoulou kommt am Freitag, 4. August, nach Ottersberg. Ihre Band Maloom besteht aus phantastischen Musikern der süddeutschen Szene: Keyboarder Jan Eschke, Gitarrist Michael Vochezer, Bassist Harald Scharf und Drummer Johannes Rothmoser. Unter dem Titel "Gotta be happy" präsentiert das Quintett eine berührende Mischung aus Soul, Jazz und Modern Gospel.

Die Ludwig Seuss Band wiederum ist eine der interessantesten deutschen Bands im Bereich Blues-Boogie-Cajun-Zydeco. Der Pianist und Akkordeon-Virtuose Ludwig Seuss "lässt die Musik toben wie im tiefsten Sumpf Louisianas, so dass jeder davon überzeugt ist: New Orleans ist gleich um die Ecke!" In Ottersberg zu erleben am Sonntag, 6. August. Den Abschluss der Saison am Freitag, 11. August, gestaltet der Impresario selbst: Das Trio von Rudi Zapf, Geigerin Sunny Howard und Gitarristin Ingrid Westermeier unternimmt eine Reise durch die Musik der westlichen und östlichen Welt, mischt Volksliedhaftes mit Jazz, Irish Folk mit Valse Musette, Tango mit Milonga und Klezmer mit Improvisation. Einfach "grenzenlos".

Alle Infos sind zu finden auf der Internetseite des Kulturstadls. Karten gibt's nur auf Vorbestellung beim Zapf-Musikbüro, telefonisch unter (08121) 795 60 oder per Mail an info@zapf-musik.de.

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