Pliening:Nachsitzen in Pliening

Der Gemeinderat findet keine Lösung für die alte Geltinger Schule. Weder für eine Sanierung des Hauses aus dem 19. Jahrhundert, noch für den Abriss und die Überbauung mit Wohnungen gibt es eine Mehrheit

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Die alte Geltinger Schule, Herzstück des Geltinger Ortskerns neben der katholischen Kirche, dem Zehmerhof und dem Bichlerhof, geht einem ungewissen Schicksal entgegen. Wobei - das ist nichts wirklich Neues. 2003 hatte der Gemeinderat erstmals darüber beraten, ob das seit 1963 nicht mehr als Schule genutzte Haus abgerissen oder saniert werden soll. Beide Optionen standen nun erneut auf der Tagesordnung - doch keine überzeugte eine Mehrheit der Gemeinderäte.

Im Lauf der Jahrzehnte war das Schulhaus zur Heimstatt verschiedener Vereine geworden, Trachtenverein und Musikkapelle nutzten das ehemalige Schulzimmer, bis sie ins damals neue Bürgerhaus umziehen konnten. Seit 2003 stand einer der Schulräume der renommierten Theaterbagasch zur Verfügung, die dort ihre Proben abhielt und sich ein Stüberl einrichtete. Außerdem sind im neueren Anbau zwei Wohnungen untergebracht, sowie zwei Räume für Obdachlose, die alte Garage nebenan nützt der Heimatverein.

Dass mit dem Gebäude, das im Besitz der Gemeinde ist, irgendwann etwas geschehen muss, war lange klar, der Renovierungsbedarf springt ins Auge. Zur 1200-Jahr-Feier 2013 war das Haus notdürftig aufgehübscht, das heißt, außen neu gestrichen worden, sonst ist kaum etwas passiert. Im vergangenen April beschloss der Gemeinderat eine Brandschutzprüfung und eine Untersuchung der Denkmalswürdigkeit des Gebäudes, dessen zwei Schulsäle aus dem Jahr 1890 stammen und die beiden Lehrerwohnungen im Anbau aus dem Jahr 1937. Auf der Grundlage der Ergebnisse sollte dann endlich eine tragfähige Entscheidung getroffen werden.

Nun hat das Denkmalamt festgestellt, dass die Schule zwar alt, aber nicht als "denkmalsrechtlich relevant" zu bewerten ist. Nicht nur relevant sondern sogar alarmierend sind dagegen die Ergebnisse der Brandschutzuntersuchung, so dass die Gemeinde der Theaterbagasch bereits Ende vergangenen Jahres jede weitere Nutzung untersagen musste.

Wie es weitergehen soll, wollte Bürgermeister Roland Frick (CSU) in der jüngsten Gemeinderatssitzung mittels eines Grundsatzbeschlusses klären lassen. Die beiden Hauptoptionen: Eine komplette Gebäudesanierung inklusive der notwendigen Brandschutzmaßnahmen, soweit beim alten Bestand möglich. Die Kosten veranschlagte die Verwaltung nach Absprache mit dem von der Gemeinde beauftragten Architekten Udo Hübschmann auf etwa 1,2 Millionen Euro, vielleicht würden 1,5 oder 1,6 daraus, so Frick. Option zwei: Abriss und Neubau nach einem ersten Entwurf mit 16 Wohneinheiten und einer Tiefgarage. Von geschätzten Kosten von etwa 3,8 Millionen könnten Mieteinnahmen und Gelder aus der Kommunalen Wohnraumförderung abgezogen werden.

Dass die Diskussion im Gemeinderat keine einfache werden würde, machte schon die lange Vorrede des Bürgermeisters klar, der von einer Abwägung "Herz" gegen "Hirn" sprach. Er selbst, der ja nicht aus Pliening stammt und daher auch nicht in Gelting auf der Schule war, "also völlig unverdächtig" sei, argumentierte dennoch klar für den Bestand. "Wir würden so ein Stück Kulturgut für die Gemeinde Pliening erhalten." Zwar sei auch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum wichtig, die aber sei ohnehin schon geplant, sowohl im neuen Wohngebiet Landsham-Süd, als auch auf dem gemeindeeigenen Bronnersberger Grundstück in der Nähe der Tennisplätze. Seine Fraktionskollegen Josef Bauer-Eberhart, Anni Wachinger, Günther Schuler und Franz Burghart schlossen sich ihm an. "Es gibt Gebäude, die schlechter ausgesehen haben und erhalten worden sind", so Bauer-Eberhart. In Gelting seien schon sehr viele alte Gebäude verschwunden, "der Neuwirt, der Greimel, einige Bauernhöfe", zählte Wachinger auf, "Gelting ist eigentlich nicht mehr schön." Burghart argumentierte mit den höheren Kosten für einen Neubau. Der Gemeinde stünden Investitionen in Höhe von neun Millionen ins Haus, für den neuen Kindergarten, die neue Feuerwehr und die Rathaussanierung, "wenn wir hier auch noch die teuerste Entscheidung treffen, dann frage ich mich, wo wir das hernehmen wollen."

Die Gegenposition vertraten Franz Birk und Martin Eberl (Neues Forum), Jan Widmann und Kurt Strehlow (SPD/Parteifreie) und Doris Löffler und Markus Uffinger (Alternative für Pliening). Eine Renovierung bleibe nie in dem Kostenrahmen, der veranschlagt werde. Das Haus wegzureißen, neue Wohnungen und einen eigenen Raum für die Theaterbagasch zu bauen, "ist das, womit ich was anfangen kann", sagte Birk. Auch Markus Uffinger - und von der SPD Eva Strauss - befürchteten, dass eine Sanierung "ein Fass ohne Boden" sein könnte. Eine Ansicht, der Architekt Hübschmann allerdings vehement widersprach. Doris Löffler sprach sich dafür aus, abzureißen, aber die Optik zu erhalten, während für Jan Widmann und Kurt Strehlow die Neuschaffung der Wohnungen ausschlaggebend war.

Günther Schuler hielt 16 Wohneinheiten für zu viel und wies darauf hin, dass für die Theaterbagasch im Falle eines Neubaus zu viel Zeit vergehen werden, bis sie wieder einen Raum bekomme; Andere bezweifelten, dass es überhaupt möglich sei, einen Veranstaltungsraum in einem Wohngebäude unterzubringen. Michael Klaß (Alternative) sagte, er habe Angst davor, die Schule wegzureißen und "dass wir uns später ärgern, dass wir sie weggerissen haben."

Einem Antrag von Eva Strauss, die Abstimmung noch einmal zu verschieben und weitere Optionen zu überlegen, folgte der Gemeinderat nicht, "ich will das heute abgestimmt haben", sagte Frick. Doch letztlich fand weder der Abriss noch der Neubau so wie geplant eine Mehrheit. Also wird das Thema wohl demnächst wieder auf der Tagesordnung stehen.

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