Pliening:Mehr Verkehr statt weniger

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Die Flughafentangente Ost hat der Gemeinde ebenso wie Nachbar Poing keinerlei Entlastung gebracht - im Gegenteil

Alexandra Leuthner

PlieningGerade erst haben sich die drei Gemeinden Markt Schwaben, Poing und Pliening dazu entschlossen, die Klage der Schutzgemeinschaft Erding-Nord, Freising und Umgebung gegen die dritte Startbahn des Münchner Flughafens zu unterstützen. Nun dürfte ihr Widerstand gegen den Ausbau des Airports zumindest in Pliening neue Nahrung erhalten: Eine Verkehrszählung im Ortsteil Landsham hat gezeigt, dass die Zahl der Autos, die jeden Tag ihren Weg über die Hauptstraße im Ort finden, seit Eröffnung der als verkehrsentlastend gepriesenen Flughafentangente Ost sogar gestiegen ist. Bereits im Juli hatte eine Verkehrszählung Ähnliches für Poing ergeben.

Für die Gegner der Flughafenerweiterung dürfte die Erkenntnis alarmierend sein. Hatte doch Plienings Bürgermeister Georg Rittler (CSU) unlängst gesagt, mit dem Ausbau des Flughafens verbinde man in seiner Gemeinde weniger die Angst vor weiterem Fluglärm; vielmehr treibe die Plieninger die Sorge um, dass sich der Straßenverkehr in ihrer Gemeinde noch weiter erhöhen könnte.

Das Ergebnis der Verkehrszählung, welche die Wählergruppe Alternative für Pliening an zwei Tagen in der ersten Woche nach den Sommerferien vorgenommen hat, bestätigt den Verdacht: 14 781 Pkw zählten die Mitglieder der Wählergruppe und ihre Helfer an ihrem Messpunkt im Stüberl der Landshamer Sportfischer an der Kirchheimer Straße in Landsham. Etwas mehr als die Hälfte fuhr in Richtung München, die andere in Richtung Erding, wie der Sprecher der Wählergruppe Stefan Seizl mitteilt. Am 20. November und 1. Dezember vergangenen Jahres, kurz vor Eröffnung der FTO, hatten die Mitglieder der Wählergruppe schon einmal gezählt und waren dabei auf durchschnittlich 14 580 Pkw gekommen, darunter 4,5 Prozent weniger Personenkraftwagen in Richtung München.

Eine Entlastung für die Anwohner der Hauptstraße konnten die Verkehrszähler lediglich im Hinblick auf den Schwerlastverkehr feststellen. Im Herbst 2010 waren noch 96 Lkw mehr durch Landsham gefahren. Das entspricht immerhin einem Rückgang von acht Prozent. In absoluten Zahlen donnern dennoch weiterhin täglich etwa 1100 Lastkraftwagen durch die Gemeinde. Für Stefan Seizl ist dieses Ergebnis mehr als enttäuschend, habe man doch gehofft, dass die Zahl der Fahrzeuge auf Plienings Straße durch die FTO tatsächlich weniger werde, wie vom Verkehrsgutachter Harald Kurzak in der Vorplanungsphase angekündigt worden war. Dass die Zahl derer, die nun auch weiterhin den Weg zur Arbeit nach München oder in Richtung Erding und Flughafen durchs Plieninger Gemeindegebiet wählen, doch höher ist als von den Planern angenommen, führt Seizl vor allem darauf zurück, dass sie vermeiden wollten auf der A 94 in einen Stau zu geraten.

Gerade während der Hauptverkehrszeiten oder zu Messen sei das Autobahnstück zwischen den Anschlussstellen Anzing und dem Kreuz München Ost häufig überlastet. Der Weg durch Pliening sei die willkommene und schnellste Alternative, um zur Autobahnumfahrung A 99 oder ins Münchner Stadtgebiet nach Riem zu kommen. "Wenn sie die Ampel in Landsham und die in Kirchheim hinter sich haben, stehen sie erst wieder in Steinhausen an einer Ampel", erklärt Seizl, "das ist natürlich verlockend". Wenigstens aber habe man mit den aktuellen Ergebnissen aus der Verkehrszählung ein Argument mehr für den Kampf um eine Plieninger Ortsumgehungsstraße in der Hand.

© SZ vom 27.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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