Pliening:Die nächste Generation

Die Plieninger haben in den beiden Christsozialen Emmeran Königer und Florian Bauer-Eberhart zwei Söhne langjähriger Gemeinderäte ins Gremium gewählt. Beiden ist es wichtig, die ländlichen Strukturen der Kommune zu erhalten

Von Alexandra Leuthner, Pliening

In Pliening, genauer in der dortigen CSU, könnte man meinen, sei die Erbfolge wieder eingeführt worden. Gemeinderat Bauer-Eberhart ist nach 36 Jahren nicht mehr als Kandidat für die Kommunalwahl angetreten, sein Name aber steht immer noch im Verzeichnis der Gemeinderatsmitglieder - nur der Vorname hat sich geändert. Sohn Florian hat den Job übernommen und führt somit nahtlos die Tradition seines Vaters Josef weiter. Der 35-Jährige lacht, als er am Telefon darüber spricht - vererbt ist das Ehrenamt natürlich nicht. Aber der Name sei bekannt in Pliening, die Familie hier verwurzelt, "mein Vater ist länger Gemeinderat als ich alt bin", sagt der Junior. "Aber dass ich so ein gutes Ergebnis bekomme", - als Neuling konnte er seinen Listenplatz drei mit 1434 Stimmen halten -, "da war ich schon überrascht."

Emmeran Königer junior

Emmeran Königer ist Neuling im Stadtrat.

(Foto: privat)

Und noch ein Name wird aus dem Verzeichnis der Plieninger Gemeinderäte nicht verschwinden: Emmeran Königer, da bleibt sogar der Vorname erhalten. Emmeran Junior rückt für den Senior ins Gremium. Seit 2008 war sein Vater für die CSU im Gemeinderat gesessen. Jetzt sei der 62 und habe schon länger angekündigt, "dass es ihm endgültig reicht", erzählt der Sohn, der nicht nur im Ehrenamt, sondern auch im heimischen Hof mit der Zucht von Rot- und Damwild und der eigenen Metzgerei in die Fußstapfen des Vaters tritt - was immer schon sein Ziel gewesen sei. "I' wollt' immer Jager sein, Fischer sein, Bauer sein", sagt der 29-jährige Landwirtschaftsmeister, "aber eigentlich kein Gemeinderat", scherzt er. "Aber ich bin hier daheim, hier verwurzelt." So wie in Poing und seinen Neubaugebieten, die bis an die Plieninger Ortsgrenze heran rücken, dürfe es in seiner Heimatgemeinde nie werden. Den ländlichen Charakter erhalten, das will er ebenso wie sein Kollege Bauer-Eberhart. Vor sechs Jahren hat Königer zum ersten Mal auf der CSU-Liste kandidiert, gemeinsam mit dem Vater. "Damals haben wir uns die Stimmen aufgeteilt". Jetzt, da die Option Königer senior weggefallen sei, hätten viele für den Sohn gestimmt, "es werd' ja a g'red im Dorf". Und doch, ganz sicher, dass es mit der Direktnachfolge klappt, habe man sich nicht sein können, geben beide Gemeinderatsneulinge zu verstehen. "Kandidieren ist eins, ob man gewählt wird, ist eine ganz andere Frage", sagt Bauer-Eberhart, der Jüngere.

Genau wie Emmeran Königer stammt auch er aus einem Bauernhof. Den Hof in der Ortsmitte, wo er mit seiner Frau und seinen zwei Kindern lebt, hat er bereits übernommen, bewirtschaftet ihn aber noch mit seinem Vater zusammen. Was ihm in diesen Wochen, in denen das Leben so anders läuft als sonst, ein bisschen Normalität erhält. "Das ist das Gute, dass du auf dem Acker meistens allein bist". Auch die Lagerhäuser, wo die Bauern ihr Saatgut holen, seien ja geöffnet - "aber klar, hält auch hier jeder Abstand vom anderen". Anders schaut es da schon in seinem zweiten Beruf als Produktionsplaner bei der Firma Seidenader im Markt Schwaben aus, wo ein Teil der Belegschaft im Homeoffice arbeitet, während sich die andere Hälfte in den Gängen aus dem Weg zu gehen versuche so gut es möglich ist, erzählt er.

Florian Bauer-Eberhart

Florian Bauer-Eberhart folgt seinem Vater als Vertreter der CSU im Gemeinderat unmittelbar nach.

(Foto: privat)

Recht ruhig geht es auch in Königers Hofladen in diesen Tagen zu. Er schlachtet ohnehin nur auf Bestellung, Laufkundschaft gibt es kaum mehr. Das Wild für die Schlachterei entnimmt der passionierte Jäger seinen eigenen Gehegen, wo er um die 65 Rot- und Damwildkühe plus Nachzucht und Hirschen stehen hat, vornehmlich aber aus verschiedenen Jagdgebieten in der weiteren Umgebung. Bei Landsham, wo der Hof der Familie liegt, sei er momentan nur damit beschäftigt, das Wild, das dort zu Hause ist, zu hegen. "43 Rehe hat es hier gegeben, jetzt sind es noch elf", sagt er, "und ich hab keins geschossen". Dem Verkehr, vor allem aber frei laufenden Hunden seien die Tiere zum Opfer gefallen - eins der Dinge, über die er sich immer wieder aufregen müsse. Der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen für alles, was in Feld und Wald zu Hause ist, lässt den Vater von dreijährigen Zwillingsmädchen auch bei Plienings Dauerthema Umgehungsstraße skeptisch sein. "Das zerschneidet doch wieder die Landschaft", dem vielen Verkehr müsse man irgendwie anders beikommen, sagt er. Pliening in seinem Charakter zu erhalten ist auch Florian Bauer-Eberhart wichtig, "ich bin hier aufgewachsen, ich kenne auch die älteren Strukturen, und ich möchte auch hier bleiben".

Eine funktionierende Kinderbetreuung sei aber auch eines der Themen, das ihm als Neuling im Wahlkampf wichtig gewesen sei - wo man schon gesehen habe, dass man sich mit den anderen Gruppierungen, was die Gestaltung von Pliening angehe, im Großen und Ganzen ja recht einig sei. "Nur, wie es erreicht wird, darüber muss man dann diskutieren." Diskussionsfreudig gibt sich auch Emmeran Königer, "ich werd' immer sagen, was ich meine". Er sei aber doch sehr gespannt, "wie die Zusammenarbeit mit den anderen sein wird", in einem Gremium, in dem Bauern sitzen, aber auch die Leut, "die frisch hergezogen sind". Aber ausreden könne man schließlich alles, sagt er.

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