Süddeutsche Zeitung

Platz 2 bei den Älteren:Frostiges Grauen

Lesezeit: 1 min

Emil Pogolski mag es unbehaglich

Er selbst möge die Kälte nicht besonders, sagt der Autor von "Frost", Emil Pogolski. Trotzdem würde er sich als "Winterperson" bezeichnen: "Ich finde es nämlich sehr gemütlich, mich an warmen Plätzen aufzuhalten, während es draußen sehr kalt ist", lautet die Erklärung. Sich aufwärmen wollen vermutlich auch viele Leser nach der Geschichte von Emil, der Schüler beschreibt das Erfrieren nämlich dermaßen intensiv, dass man selbst beinahe zu frösteln beginnt. Das aber scheint auch genau die Absicht des 17-jährigen Zweitplatzierten zu sein: "Einige Szenen aus Kurzgeschichten von H. P. Lovecraft und Ray Bradbury haben mich zu meiner Geschichte inspiriert", erzählt er: "Ich habe ebenfalls versucht, zunächst eine Art Unbehagen und Grauen zu erzeugen - ein unbestimmtes Gefühl, dass etwas nicht stimmt".

Das Ende des erfrierenden Protagonisten ist deutlich, nicht jedoch, was mit ihm in den letzten Minuten tatsächlich geschieht. Emil lässt es offen: "Das Wichtigste beim Schreiben war für mich, die Grenze zwischen Traum und Realität nach und nach verschwimmen zu lassen, bis der Protagonist endgültig den Verstand verliert."

Jenseits seiner Teilnahme an dem Wettbewerb schreibt der Schüler aus Vaterstetten "eigentlich fast gar nicht" - was überrascht. "Viel lieber zeichne oder male ich surreale Bilder, Szenen aus meinen Lieblingsbüchern oder Landschaften", so der 17-Jährige. Auch den Beruf als Autor kann er sich nur sehr schlecht vorstellen. Es falle ihm nämlich viel schwerer, eine Idee für eine Geschichte als für ein Bild zu finden. "Mir ist jedoch aufgefallen", fügt er hinzu, "dass das Schreiben und Zeichnen sich viel ähnlicher sind, als ich dachte: In beiden Fällen versucht man, eine gewisse Atmosphäre zu schaffen und ein bestimmtes Gefühl im Leser oder Betrachter zu wecken."

Einen konkreten Platz, den er gerne mal besuchen würde, nennt Emil nicht. Aber eine Bedingung: "Auf jeden Fall müsste es ein Ort sein, den vor mir noch kein Mensch jemals betreten hat. Zum Beispiel eine Gletscherhöhle irgendwo in der Nähe von Island oder in der Antarktis."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4947750
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 26.06.2020 / nats
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.