Pläne in Kirchseeon:Von Baustelle zu Baustelle

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Im Berufsförderwerk St. Zeno soll die neue Kindergartengruppe eingerichtet werden. Deren Trägerschaft soll die Stiftung übernehmen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In einer ungewöhnlichen Sitzung bringt der Kirchseeoner Gemeinderat die Sanierung und Erweiterung des St.-Zeno-Wohnheims auf den Weg

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Der Boden ist mit weißer Plastikfolie abgeklebt, Tische gibt es keine, und im hinteren Bereich des Raumes steht ein Baugerüst, das nur vorübergehend zur Seite gerollt worden ist: Die Zusammenkunft der Kirchseeoner Gemeinderäte am vergangenen Montagabend erinnerte eher an eine Lagebesprechung auf einer Baustelle als an eine ordentliche Sitzung. Eine solche war jedoch nötig, da einige Entscheidungen über Bauvorhaben anstanden, die nicht aufschiebbar waren. "Es geht darum, Fristen einzuhalten", sagte Bürgermeister Udo Ockel (CSU), der sein Gremium deshalb aus Gründen der Abstandsregelung im derzeit in Umbau befindlichen Sitzungssaal zusammentrommelte.

Passenderweise ging es auch inhaltlich um eine Gebäudesanierung, und zwar jene am Berufsbildungswerk St. Zeno. Dort soll zunächst das bestehende Wohnheim teilweise abgebrochen werden, um es schließlich zu einer dreigeschossigen Unterkunft für Auszubildende zu erweitern. Hier sollen künftig die Pflegekräfte untergebracht werden, die ihre Lehre an der Ebersberger Kreisklinik absolvieren. "Wir sind froh, dass wir auf dem Gelände Wohnraum dafür anbieten können", sagte Ockel. Insgesamt geht es um 46 Wohneinheiten, wovon 35 als Schwesternwohnheim zusammengefasst werden sollen.

Das derzeit noch zweigeschossige Gebäude wird dazu um ein Stockwerk erweitert. Geplant ist, das Gebäude mit einem Flachdach zu versehen, eine extensive Begrünung dort sei aus ökologischen Gründen begrüßenswert, hieß es dazu bereits im August vergangenen Jahres, als die Sanierung zum ersten Mal Thema im Gemeinderat war. Damals musste sich das Gremium auch mit einer Nutzungsänderung beschäftigen. Denn in dem zu sanierenden Gebäude ist auch eine Kinderkrippe untergebracht, die während der Bauarbeiten ausgelagert werden muss. Weit müssen die Kinder allerdings nicht umziehen, die Krippe soll vorübergehend ins Nachbargebäude verlegt werden.

Was zunächst alles recht unbedenklich klingt, hat jedoch einen kleinen Haken: Das Grundstück, auf dem das Wohnheim errichtet werden soll, liegt nicht im Geltungsbereich eines Bebauungsplans, womit sich die Zulässigkeit des Vorhabens nach der Umgebungsbebauung richtet. Einen entsprechenden Bezugsfall gibt es in der Gegend aber nicht, weshalb die Gemeinde für das Wohnheim eine Ausnahme macht.

Aus Sicht der Verwaltung nehme das Areal der Schuleinrichtung eine städtebauliche und gesellschaftliche Sonderrolle ein, heißt es in der Beschlussvorlage - oder wie Bürgermeister Ockel es formulierte: "An dieser Stelle können wir ruhig etwas großzügiger sein."

Das gilt nicht nur für die Kubatur des Gebäudes, sondern auch für die eigentlich notwendigen Parkplätze. Eine extra Stellplatzverordnung für ein Schwesternheim gebe es dem Rathauschef zufolge nicht, weshalb man Vergleichsgrößen herangezogen habe. Unterm Strich sind für 46 Wohnungen nun insgesamt 31 Stellplätze nachzuweisen, was laut Antragsteller auf dem Gelände möglich sei. Daran, ob diese überhaupt gebraucht werden, hatte Ockel aber seine Zweifel. Die Auszubildenden seien ohnehin noch jünger und würden wohl größtenteils gar kein Auto haben.

Hinzu kommt, dass sie ein solches für ihren Arbeitsweg voraussichtlich auch nicht brauchen werden. Denn wie der Bürgermeister sagte, sei ein Shuttlebus von St. Zeno zur Kreisklinik geplant. Dieser soll laut Ockel auch für die Öffentlichkeit nutzbar sein, er würde also nicht nur den Pflegekräften zur Verfügung stehen, sondern auch die Bewohner von Kirchseeon-Dorf könnten dann auf einfachem Wege zur Kreisklinik kommen.

Bei St. Zeno kann man unterdessen nun in die genaue Planung einsteigen, denn der Gemeinderat erteilte aus der eigenen Baustelle heraus dem Antrag ohne jegliche Diskussion sein Einvernehmen.

© SZ vom 06.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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