Pläne im Wald:Für Kiesgrube: Sechs Hektar im Ebersberger Forst sollen weg

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Seit Jahren wird südlich der Schafweide Kies abgebaut, nun soll die Grube weiter in den Forst versetzt und sechs Hektar Wald dafür gerodet werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Grube an der Schafweide soll wachsen - es müsste doppelt so viel Wald verschwinden, wie für die Umgehung bei Forstinning.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Forst soll ein Stück kleiner werden. Wie nun im Ebersberger Stadtrat zu erfahren war, soll die Kiesgrube im Süden der Kreismülldeponie Schafweide erweitert werden. Dafür müssten rund sechs Hektar Wald gerodet werden. Einige der bestehenden Gruben sollen zudem nach dem Ende der Kiesförderung zu einem Industriegebiet umgenutzt werden. Geplant ist eine Recyclinganlage für Baumaterialien. Ob die Pläne allerdings umgesetzt werden können, ist noch offen. Zunächst müssen die zuständigen Behörden das Vorhaben auf seine Zulässigkeit prüfen. Im Stadtrat wurde eine Entscheidung über das Projekt vertagt.

Das Gremium müsste, soll die Erweiterung und Umnutzung an der Schafweide möglich sein, sowohl den Flächennutzungs- als auch den Bebauungsplan ändern. Denn die neuen Gruben liegen außerhalb der vom Regionalen Planungsverband festgelegten Konzentrationsflächen für den Kiesabbau. Unzulässig sind sie darum aber nicht, wie Ebersbergs Bauamtsleiter Christian Stöhr erklärte. Denn auch außerhalb der Zonen ist neuer Kiesabbau in Gruben unter zehn Hektar grundsätzlich erlaubt, der Planungsverband geht hier von "regionalem Bedarf" aus.

Eine Einschätzung, die im Gremium auf Skepsis stieß. So nannte Hans Mühlfenzl (SPD) die Pläne des Kiesunternehmens "Salamitaktik". Er sei grundsätzlich schon für Kiesabbau in Ebersberg "aber in den Flächen, die der Planungsverband vorgesehen hat". Mühlfenzl plädierte dafür, die Stadt solle "mit dem Planungsverband Kontakt aufnehmen, ob man die Konzentrationsflächen überarbeiten kann". Solange das nicht geschehen sei, könne er dem Vorhaben nicht zustimmen.

Auch seine Fraktionskollegin Elisabeth Platzer äußerte Kritik. Die Bauschuttaufbereitung in der alten Grube "kann man schon mittragen", aber "Wald zu opfern für eine neue Kiesgrube", da habe sie einige Bedenken. Zweiter Bürgermeister Toni Ried (FW) zeigte sich ebenfalls wenig angetan von den Plänen im Forst: "Es ist eine große Fläche, da bin ich sehr kritisch eingestellt".

Doppelt so viel Waldfläche wie in Schwaberwegen

Erst im Sommer hatte sich Ried öffentlich gegen jedwede Nutzung des Forstes gestellt, für die Wald gerodet werden müsste. Bei den damals kritisierten Vorhaben ging es um deutlich weniger Fläche als jetzt: knapp drei Hektar für die geplante Umfahrung von Schwaberwegen, und etwa ein halber Hektar für den angedachten Windpark mit fünf Rotoren im Forst.

Er könne die Bedenken durchaus nachvollziehen, sagte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). Allerdings sollten die Kritiker auch bedenken "dass gefordert wird, dass überall gebaut wird", da könne man nicht auf Kiesabbau verzichten. Und dieser sollte doch "möglichst dezentral sein", so der Bürgermeister, damit sich der Lastwagenverkehr auf das Minimum reduzieren lasse. Zumal auch die neue Kiesgrube - so sie denn überhaupt kommt - kein Dauerzustand wäre, wie Brilmayer betonte.

Schließlich müsste das Gelände nach Abschluss der Förderarbeiten wieder aufgeforstet werden. Was unter Umständen sogar ein Gewinn für die Ökologie sei, sagte der Bürgermeister: "Das ist dann ein hochwertiger Wald", anders als der "Fichtenstangerlwald", der derzeit dort stehe. Der Bürgermeister regte an, dass die Stadträte einmal eine Exkursion zu einem so neu aufgeforsteten Waldstück machen, "vielleicht schauen wir uns das mal an".

Aber vor allem sei ja noch längst nicht entschieden, ob die Forst- und Umweltbehörden überhaupt einer Rodung zustimmten, so Brilmayer weiter: "Wir leiten heute kein Verfahren ein, wir nehmen nichts vorweg, wir stellen es zurück." Dem folgte die große Mehrheit der Stadträte, die Entscheidung über die neue Kiesgrube wurde bei einer Gegenstimme vertagt. Diese kam von Hans Mühlfenzl, der das Vorhaben am liebsten sofort abgelehnt hätte.

Das wird unter Umständen aber vielleicht gar nicht nötig. Denn wie Bauamtsleiter Stöhr ausführte, muss zunächst das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten seine Zustimmung geben. Zwar gehören die fraglichen Flächen nicht zu den Staatsforsten, sondern seien in Privatbesitz. Dennoch fallen sie unter das Waldgesetz. Dieses regelt, dass Waldflächen nicht ersatzlos abgeholzt werden dürfen. Entweder muss auf einer Ersatzfläche ein neuer Wald angelegt werden, oder, wie im Falle der Kiesgrube, darf das Areal nur für einen bestimmten Zeitraum genutzt und muss anschließend wieder aufgeforstet werden.

Diese Vorgaben gibt es auch für die bestehenden Gruben, für diese sieht die Genehmigung eine Wiederaufforstung bis 2026 beziehungsweise 2030 vor. Allerdings seien einige davon wohl bereits jetzt "ausgekiest", so Stöhr weiter. In der Zeit zwischen Erschöpfung der Kiesvorkommen und Auslaufen der Nutzungsrechte an dem Areal will der Betreiber dort nun eine Industrieanlage betreiben. Das Werk zum Recycling von Bauschutt brauche darum auch, im Gegensatz zur neuen Kiesgrube, keine Genehmigung durch das Forstamt oder die Naturschutzbehörde.

Das bedeutet, so erklärt es Stöhr auf Nachfrage, dass es sich hier um ein "Baurecht auf Zeit" handele. Sobald das Ende der laufenden Genehmigungen erreicht sei, also in sieben beziehungsweise elf Jahren, müsse die Recyclinganlage komplett abgebaut, die Grube verfüllt und wieder aufgeforstet werden. Entsprechend würden die Flächen auch im Bebauungs- und Flächennutzungsplan wieder als Wald festgesetzt, ein dauerhaftes Gewerbe- oder Industriegebiet neben der Schafweide sei darum nicht möglich.

© SZ vom 20.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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