Pläne für den Kastensee:Wasser-Widerstand

Seit mehr als fünf Jahren wird um einen öffentlichen Zugang zum Kastensee debattiert und verhandelt. Wenn es nach den Anwohnern geht, sollte man das aber besser bleiben lassen

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Glonn

Ein Spaziergang am See durchs herbstbunte Laub oder durch frisch gefallenen Schnee mag für viele romantisch sein - für andere ist es eine Zumutung. Dann nämlich, wenn die Wanderer ihre Autos zuvor wild auf Feldern, Wiesen und in Einfahrten parken. Dieses Szenario befürchten viele Bewohner des Örtchens Kastenseeon, sollte künftig der See in den Wintermonaten frei zugänglich sein. Dies wurde nun auf einem von der SPD-Kreistagsfraktion veranstalteten Infoabend zum Thema deutlich.

Die Forderung nach einem öffentlichen Seezugang kam 2014 im Zuge der Verhandlungen über den Verkauf von kreiseigenen Grundstücken am See auf. Konkret geht es darum, dass der Betreiber des Kastenseebades dieses modernisieren will. Geplant sind ein Neubau des Strandcafés und ein Wohnhaus. Dazu benötige er aber die Ufergrundstücke im Osten des Sees, die bislang wie dieser selbst dem Landkreis gehören. Als Gegenleistung für den Verkauf - so der Wunsch aus dem Kreistag - solle es aber in den Zeiten, in denen das Bad geschlossen ist, einen freien Zugang zum See geben.

Darüber, wie dies konkret möglich ist, gehen die Meinungen auseinander. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) plädiert für eine Grunddienstbarkeit: In den Wintermonaten darf der Landkreis die östliche Liegewiese am See nutzen und öffentlich zugänglich machen. Die Fraktionen von SPD und Grünen haben sich gegen einen reinen Verkauf der Flächen ausgesprochen. Sie halten einen Tausch für die bessere Lösung, auch Freie Wähler und FDP haben sich angeschlossen. Dies schließt Badbetreiber Manfred Lamm jedoch kategorisch aus, was er auf der Veranstaltung in Kastenseeon wortreich ausführte.

Kastensee Ansichten

Die Eigentumsverhältnisse am Kastensee sind nicht ganz einfach: Der See selbst gehört dem Landkreis, genau wie ein Streifen am Ufer (rechts im Bild). Die Gebäude des Strandcafés stehen dagegen auf dem Grund von dessen Betreiber, weitere Flächen gehören örtlichen Landwirten und sind verpachtet.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

SPD-Fraktionssprecher Albert Hingerl schilderte im Gegenzug die Forderungen seiner Fraktion, den kreiseigenen Grund nicht zu veräußern ohne neue Flächen am See zu bekommen. Dabei zeigte sich nicht nur, wie wenig beide Seiten zu Kompromissen bereit sind, sondern auch, dass wohl die Lösung mit der Grunddienstbarkeit schwer wohl durchsetzbar ist: Die meisten der anwesenden gut 30 Kastenseeoner waren von der Idee, die östliche Wiese im Winter zu öffnen, gar nicht begeistert. Mehrere beklagten, dass es bereits jetzt Probleme mit wild parkenden Ausflüglern gebe. Einige "Schmarotzer", die sich Parkgebühren sparen wollten, hätten ihre Autos sogar in die Busstation gestellt, sagte einer, ein anderer befürchtet, "wenn das komplett öffentlich wird, kann ich meine Wiese vergessen". Auch sei zu erwarten, dass bei einem "wilden Badebetrieb" die dann geöffnete Wiese, aber auch Wege und Felder rundum vermüllt werden, so die Bedenken mehrerer Teilnehmer. Wenn überhaupt, solle nur der nördliche Teil an der Hauptstraße, wo sich das Strandbad befindet, öffentlich zugänglich werden.

Zumindest in den Sommermonaten, wenn das Strandbad Ruhetag habe, wäre dies möglich, sagte Lamm. Er kündigte an, dies heuer erstmalig auch zu tun: "Wir werden an Regentagen das Bad ohne Eintritt öffnen", die Gastronomie und die Toiletten seien dann aber nicht verfügbar. "Im Winter wird auch offen sein - aber dann über den Zugang Lindacher Weg", also über die Liegewiese im Osten. Denn das Strandbad sei im Winter nicht bewirtschaftet, außerdem werden dort die Gerätschaften eingelagert, weshalb man es zusperren müsse.

Ob es aber überhaupt eine Winteröffnung gibt, wird sich frühestens nach der Sitzung des Kreis- und Strategieausschusses am kommenden Montag zeigen, wo der Grundstücksverkauf erneut auf der Tagesordnung steht. Der auch unter den Kastenseeonern nicht ganz unumstritten ist. Einige Teilnehmer der Veranstaltung erinnerten daran, dass der Landkreis 2005 den See und die nun zur Debatte stehenden Grundstücke über sein Vorkaufsrecht erworben hatte. Die Begründung war damals der Gewässerschutz - das Nachsehen hatte ein Kastenseeoner, der ebenfalls interessiert war. Warum das mit dem Gewässerschutz nun nicht mehr gelte und die Flächen weiterverkauft und bebaut werden dürften, sei nicht zu verstehen, so einer der Anwesenden.

Pläne für den Kastensee: Freibadbetreiber Manfred Lamm (links) und SPD-Fraktionssprecher im Kreistag Albert Hingerl diskutieren über einen Flächenverkauf am Kastensee.

Freibadbetreiber Manfred Lamm (links) und SPD-Fraktionssprecher im Kreistag Albert Hingerl diskutieren über einen Flächenverkauf am Kastensee.

(Foto: Christian Endt)

Eine Teilnehmerin sprach sich ebenfalls für mehr Naturschutz aus. In diesem Sinne solle man "dem See doch ein halbes Jahr lang seine Ruhe lassen". Ein Kastenseeoner wollte wissen, wie viele Leute sich eigentlich überhaupt schon beschwert hätten, dass der See nicht zugänglich sei, wenn das Bad geschlossen habe. Laut Bürgermeister Josef Oswald (CSU) gebe es gelegentlich entsprechende Anfragen bei der Gemeinde, da man aber nicht zuständig sei, würden diese nicht dokumentiert. Aus Sicht der Gemeinde Glonn stehe ohnehin im Vordergrund, "dass der Badebetrieb weiter möglich ist".

Dass das Freibad Kastensee in absehbarer Zeit geschlossen werde, sei nicht zu erwarten, versicherte Lamm. Schließlich plane er "viel Geld in die Hand" zu nehmen, um das Bad zu modernisieren. Und wenn er selbst oder seine Erben einmal keine Lust mehr hätten, das Bad zu betreiben, "geht es doch weiter: Der See ist prädestiniert dafür, das wird auch ein möglicher Nachfolger so sehen".

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