Photovoltaik:Gute Aussichten

Photovoltaik: Gegen Fotozellen auf dem Waldmuseum hatte das Denkmalamt Bedenken. Jetzt soll eine Solaranlage auf der Rückseite des Anbaus entstehen.

Gegen Fotozellen auf dem Waldmuseum hatte das Denkmalamt Bedenken. Jetzt soll eine Solaranlage auf der Rückseite des Anbaus entstehen.

(Foto: Christian Endt)

Die Solaranlage am Ebersberger Waldmuseum kann vielleicht doch gebaut werden. Landrat Niedergesäß sagt Genehmigung zu. Nun kommt es auf die Denkmalbehörde an

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Auf Sonne folgt Regen und auf Regen wieder Sonnenschein - ähnlich wechselhaft wie das Wetter gestaltet sich manchmal auch der Versuch, aus Sonnenschein Energie zu gewinnen. Zumindest wenn dies auf oder in der Nähe von einem denkmalgeschützten Dach passieren soll, wie etwa am Ebersberger Waldmuseum. Nachdem es vor einem Monat noch danach aussah, als wäre das Projekt endgültig erledigt, scheint es nun doch wieder möglich. Denn Landrat Robert Niedergesäß hat den Ebersbergern zugesagt, einen entsprechenden Bauantrag zu genehmigen, trotz Bedenken des Denkmalschutzes.

Dieser ist der Grund, warum das Projekt Photovoltaik am Waldmuseum seit fast zwei Jahrzehnten nicht vorankommt. Dass die Denkmalschützer Probleme mit der Solaranlage haben, liegt aber nicht etwa daran, dass diese auf ein denkmalgeschütztes Gebäude gebaut werden soll. Ein solches gibt es am Museum zwar durchaus, ein Teil davon ist ein ehemaliges Jägerhaus aus dem Jahr 1740. Dieses wurde zwar nicht in Ebersberg erbaut, sondern für das Museum auf die Ludwigshöhe transportiert und mit einem Anbau versehen. Der Denkmalschutz gilt aber trotzdem und zwar nicht nur für den historischen sondern auch für den modernen Gebäudeteil. Darum lehnte die zuständige Obere Denkmalschutzbehörde die Solaranlage auf dem Dach des Anbaus stets ab.

In diesem Sommer sah es dann danach aus, als ob die Ebersberger eine Lösung gefunden hätten. Die nun geplante Solaranlage hätte aussehen sollen, wie ein Teil des historischen Hausdachs, das Denkmal wäre also nicht verändert worden. Die Ernüchterung kam dann allerdings einige Monate später, als Anfang Oktober die Zahlen für das Projekt vorgestellt wurden: Demnach ist die denkmalgerechte Anlage mit knapp 40 000 Euro nicht nur viel teurer, als vergleichbare Fotozellen, ihre Leistung wäre auch so gering, dass sie sich wohl niemals amortisieren würde. Einen Beschluss fällten die Stadträte damals zwar noch keinen, aber die Tendenz war eindeutig. In der folgenden Sitzung wollte man die Photovoltaik am Museum ein für alle Mal beerdigen.

Doch stattdessen stellten die Ebersberger nun den Bauantrag für eine Solaranlage. Diese soll auf der Rückseite des Anbaus entstehen und mit rund 34 000 Euro günstiger sein, als die denkmalgerechte Anlage, dafür mit 13,5 Kilowatt fast dreimal so viel Energie liefern. Vorausgegangen war ein Gespräch zwischen Bürgermeister Walter Brilmayer und Landrat Niedergesäß über das Projekt. Dabei, so konnte der Bürgermeister nun sichtlich erfreut berichten, habe der Landrat, als Chef der Bauaufsichts und -genehmigungsbehörde erklärt, er persönlich werde einem Antrag der Stadt stattgeben, auch wenn die darin geforderte Anlage nicht denkmalgerecht ist. Zwar gebe es theoretisch die Möglichkeit, dass das Denkmalamt Einspruch bei der Rechtsaufsicht der Bezirksregierung einlegt. Aber darauf solle man es ankommen lassen, wobei auch nicht sicher sei, ob die Rechtsaufsicht der Denkmalbehörde Recht gibt.

"Ich halte es für vertretbar", kommentiert Landrat Niedergesäß seine Entscheidung für die Solaranlage. Hier, so erklärt er auf Nachfrage, müsse man zwei Güter gegeneinender abwägen. Zwar sei der Denkmalschutz "richtig und wichtig", aber auch Energiewende und Klimaschutz. Im konkreten Fall handle es sich außerdem um eine Bildungseinrichtung, die gerade Umweltschutzthemen vermitteln will, wozu eine Solaranlage sicher einen Beitrag leisten könne. Zudem diese ja auch nicht auf dem historischen Teil des Gebäudes entstehen solle. Niedergesäß ist sich der möglichen rechtlichen Konflikte dieser Entscheidung bewusst, darum werde der Bauantrag auch nicht von seinen Mitarbeitern sondern vom Landrat persönlich genehmigt: "Ich nehme das auf meine Verantwortung."

Bei den Ebersberger Stadträten hat er sich damit sicher viele Sympathien erworben, nahezu alle lobten Niedergesäß für seine Entscheidung: "Ich finde es sehr mutig", befand etwa Rosemarie Will (Grüne), ihr Fraktionskollege Philipp Goldner sprach sogar von einem "Glücksfall" und empfahl, unbedingt den Antrag zu stellen. Dies befürworteten auch die Fraktionen von CSU und SPD, Gegenrede kam allerdings von Gerd Otter (FW). Er nannte das vorgeschlagene Vorgehen "einen Faustschlag ins Gesicht der Denkmalpflege". Gerade weil man das Thema in der Vergangenheit "so hoch aufgehängt" habe, solle die Stadt nun nicht den Eindruck vermitteln, sie müsse sich im Gegensatz zu ihren Bürgern, nicht an den Denkmalschutz halten. Ebenfalls gegen die Anlage stimmte Rupert Abinger (CSU), er hatte Zweifel an deren Effizienz. Wenn schon, solle die Fotovoltaik auf die andere Dachseite gebaut werden, wo es weniger Bäume gebe.

Bei zwei Gegenstimmen wurde der Bauantrag beschlossen, nun gelte es abzuwarten, sagte Brilmayer: "Jetzt müssen die übergeordneten Stellen entscheiden, ob es rechtens ist."

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