Süddeutsche Zeitung

SZ-Pflegekolumne: Auf Station, Folge 48:"Schuhe sind wichtig für uns Pflegekräfte"

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Die passenden Schuhe für die Pflege zu finden, ist nicht leicht. Mit den Jahren hat Pola Gülberg gelernt, was einen guten Schuh ausmacht.

Protokoll: Johanna Feckl, Ebersberg

Kurz nach meiner Ausbildung legte ich mir neue Arbeitsschuhe zu, da die alten unbequem geworden waren. Während der Ausbildung war vorgeschrieben, dass wir weiße Clogs tragen müssen, wie man sie auch von vielen Arzthelferinnen her kennt. Es war also das erste Mal, dass ich meine Arbeitsschuhe selbst aussuchen konnte. Die meisten meiner Kollegen trugen Turnschuhe, dementsprechend wählte auch ich ein sportliches Exemplar aus einem atmungsaktiven Netzstoff.

Als ich sie vor meinem ersten Urlaub zum Waschen mit nach Hause genommen habe, entdeckte ich ein paar kleine Flecken, deren Ursprung ich nicht zuordnen konnte: Blut, Urin, Speichel, Infusionsflüssigkeit oder doch einfach nur Wasser - so richtig hygienisch war es jedenfalls nicht. Ich beschloss, dass ab sofort andere Schuhe für die Arbeit her müssen, abwischbare.

Schuhe sind ein wichtiges Thema für uns Pflegekräfte. Während einer Schicht komme ich auf 6000 bis 7000 Schritte - bei meiner Größe und Schrittlänge entspricht das gut fünf Kilometern. Da braucht es vernünftiges Schuhwerk, wenn man nicht mit schmerzgeplagten Füßen nach Hause kommen möchte.

Mein Arbeitsschuh muss abwischbar sein, bequem und leicht, wasserundurchlässig und dennoch luftig, sodass ich darin nicht schwitze - mit kühlen Füßen habe ich auch einen kühlen Kopf. Außerdem muss die Form perfekt zu meinem Fuß passen und die Sohle rutschfest sein, denn andernfalls kann es schiefgehen, wenn ich mal zu einem Patienten laufen muss. Das sind meine persönlichen Anforderungen, die viele meiner Kolleginnen und Kollegen teilen. Es gibt aber auch offizielle Vorschriften, etwa dass wir geschlossene Schuhe mit Ferseneinschluss tragen müssen - Sandalen oder Flip-Flops im Sommer sind ein Tabu. Die Gefahr ist zu groß, dass wir mit solchen Schuhen stolpern und dann uns oder sogar einen Patienten verletzten.

Mein aktuelles Paar Schuhe habe ich mir im Februar dieses Jahres gekauft. Spätestens an Ostern im nächsten Jahr werde ich merken, dass ich neue brauche, dann werden sie so ausgelatscht sein, dass mir die Unterschenkel nach einer Schicht brennen. Bei meinen Kolleginnen, die nicht wie ich 80 Prozent, sondern Vollzeit arbeiten, halten die Schuhe höchstens ein Jahr.

Schon jetzt weiß ich: Beim nächsten Mal werde ich mir andere Schuhe kaufen. Nicht weil meine aktuellen nicht gut sind - ich habe sie im Berufsfachhandel gekauft, sie sind schwarz und ich finde sie toll. Aber ich habe mir noch nie zweimal den gleichen Schuh gekauft. Auf dem Schuhmarkt tut sich ständig etwas, in einem Jahr gibt es vielleicht neue Modelle, die noch besser meine Anforderungen erfüllen. Hoffentlich gibt es dann ein für mich passendes buntes Modell - denn bunte Schuhe hätte ich am liebsten.

Pola Gülberg ist Intensivfachpflegerin. In dieser Kolumne erzählt die 37-Jährige jede Woche von ihrer Arbeit an der Kreisklinik in Ebersberg. Die gesammelten Texte finden Sie unter sueddeutsche.de/thema/Auf Station .

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