SZ-Pflegekolumne: Auf Station, Folge 161:Was Überschwemmungen mit Materialmangel zu tun haben

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Eigentlich war hier kein Durchkommen mehr, aber ein Krankenwagen hat sich dennoch über eine überschwemmte Straße in Schrobenhausen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen geschafft - bei den Zufahrten zum Lager eines Herstellers für Medizinprodukte gab es jedoch keine Möglichkeit. (Foto: -/dpa)

Pola Gülberg erzählt, dass Anfang Juni der Bestand einiger Utensilien in der Ebersberger Kreisklinik knapp geworden ist: Bestellte Ware ist nicht geliefert worden, weil die Zufahrten zum Lager unter Wasser standen.

Protokoll: Johanna Feckl, Ebersberg

Es war am Montag nach dem ersten Juni-Wochenende, als die Kollegin einer anderen Station mit einem silbernen Wägelchen zu uns auf die Intensiv kam. Ich saß gerade an unserem Stützpunkt direkt gegenüber vom Eingang und erledigte meine Dokumentation. Da fragte unsere Stationsassistentin, die ein paar Plätze neben mir saß, etwas verzweifelt: „Was brauchst du denn dieses Mal?“ Später habe ich erfahren, dass die Kollegin kurz davor schon einmal bei uns war, da wurde sie allerdings von einer anderen Station geschickt. Doch beide Male war sie wegen des gleichen Problems gekommen: Pflegeutensilien wurden knapp auf den Stationen, weil eine Lieferung nicht gekommen war – die Zufahrtswege zum entsprechenden Lager waren wegen der schlimmen Überschwemmungen nicht befahrbar.

Zu Corona-Hochzeiten hat es bei unterschiedlichen Materialien zum Teil auch große Schwierigkeiten bei der Lieferung gegeben. So hatten wir eine Zeit lang akuten Mangel an Einmalhandschuhen. Größe L war kein Problem – für die meisten Frauen ist das jedoch viel zu groß, ebenso wie für sehr schlanke Männerhände.

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Protokoll: Johanna Feckl

Auch sonst kommt es mal vor, dass dieses oder jenes Medikament oder eine bestimmte Abfüllgröße davon aktuell nicht verfügbar ist. Aber dann bestellt man eben ein Medikament mit dem gleichen Wirkstoff von einem anderen Hersteller oder eine andere Abfüllmenge – da findet sich in aller Regel eine Lösung.

Neulich etwa gab es keine Kochsalzlösung abgefüllt in 50 Milliliter. Das ist eine Standardmenge, mit der viele Infusionen gemischt werden. Blöd also, wenn es gerade nur 100 Milliliter-Verpackungen gibt – denn einmal geöffnet, muss der Flascheninhalt möglichst schnell verbraucht werden. Doch jedes Mal die Hälfte wegschmeißen? Das wäre eine arge Verschwendung. Zum Glück haben wir es hinbekommen, uns im Team gut abzusprechen: Wenn ich 50 Milliliter Kochsalzlösung gebraucht habe, dann habe ich meine Kolleginnen gefragt, ob von ihnen vielleicht auch gerade jemand Bedarf hat. Meistens hat das funktioniert.

Intensivfachpflegerin Pola Gülberg von der Ebersberger Kreisklinik. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dass wir jedoch eine Lieferung nicht bekommen, weil Zufahrtswege wegen extremen Überschwemmungen nicht befahrbar waren – also im Grunde der Lieferbestand der Klinik als Folge des Klimawandels leidet, das habe ich so noch nie erlebt.

Es fehlten keine lebensnotwendigen Dinge, sondern so etwas wie Inkontinenzhosen oder Utensilien, die wir zur Blutgaskontrolle brauchen. Intern konnten wir die Mangellage im Haus gut lösen, indem sich die Stationen untereinander ausgeholfen haben. Aber klar ist trotzdem: Das hat personelle Ressourcen verbraucht, die mit ihrer eigentlichen Arbeit auch ausgelastet gewesen wären. Ich weiß nicht, wie viele Krankenhäuser noch betroffen waren, aber bestimmt nicht nur unsere.

Alle in der Klinik waren also angehalten, sparsam mit bestimmten Materialien zu arbeiten. Aber das tun wir ohnehin. Bis zum Freitag war der Wasserpegel rund um das betroffene Lager so weit gesunken, dass wir schließlich unserer Lieferung bekommen haben.

Pola Gülberg ist Intensivfachpflegerin. In dieser Kolumne erzählt die 40-Jährige jede Woche von ihrer Arbeit an der Kreisklinik in Ebersberg. Die gesammelten Texte sind unter sueddeutsche.de/thema/Auf Station zu finden.

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