SZ-Pflegekolumne: Auf Station, Folge 105:Wer den Pflegekräften den Rücken frei hält

SZ-Pflegekolumne: Auf Station, Folge 105: Wenn die Stationssekretärin der Ebersberger Intensivstation frei hat, dann müssen Pola Gülberg und ihre Kolleginnen viele ihrer Aufgaben übernehmen - unter anderem viele Dinge mit viel Papier.

Wenn die Stationssekretärin der Ebersberger Intensivstation frei hat, dann müssen Pola Gülberg und ihre Kolleginnen viele ihrer Aufgaben übernehmen - unter anderem viele Dinge mit viel Papier.

(Foto: imago stock&people)

Wann Pola Gülberg am wenigsten gerne in die Arbeit geht, kann sie ganz genau sagen: Dann, wenn die Stationssekretärin Urlaub hat. Denn die Kollegin ist ein wichtiger Bestandteil für das Pflegeteam - und erledigt viel mehr als nur Papierkram.

Protokoll: Johanna Feckl, Ebersberg

Es gibt eine Zeit, in der die Arbeit im Tagdienst bei uns auf der Ebersberger Intensivstation anders ist als sonst. Unruhiger und stressiger. Und zwar ganz ohne Patienten mit komplizierten Krankheitsverläufen oder sonst irgendwelchen Besonderheiten. Das ist dann, wenn unsere Stationssekretärin Urlaub hat - nicht unbedingt meine Lieblingszeit, so ehrlich möchte ich schon sein.

Zu unserem Pflegepersonal zählen nicht nur wir Pflegekräfte, sondern unter anderem auch unsere Stationssekretärin. Jemand, der Erfahrung als Sekretärin in einer Anwaltskanzlei hat, ist hier allerdings falsch. Es braucht medizinisches Vorwissen. Unsere frühere Kollegin war Medizinische Fachangestellte. Die Kollegin, die den Job nun schon seit einigen Jahren macht, ist gelernte Krankenschwester.

Das ist wichtig, denn als Stationssekretärin erledigt sie nicht nur Papierkram - wobei das allein schon eine Menge an Arbeit ist. So sortiert sie zum Beispiel Befunde zu den dazugehörigen Patientenakten, kümmert sich um die Vollständigkeit der Akten, wenn Patienten versterben oder extern verlegt werden, sodass sie anschließend zur Abrechnung gebracht werden können.

SZ-Pflegekolumne: Auf Station, Folge 105: Intensivfachpflegerin Pola Gülberg von der Ebersberger Kreisklinik.

Intensivfachpflegerin Pola Gülberg von der Ebersberger Kreisklinik.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Es gibt aber noch viel mehr, was unsere Kollegin macht: So unterstützt sie uns, wenn Patienten aufgenommen oder verlegt werden. Sie koordiniert nach Absprache die Fahrten unserer fitteren Patienten zu Untersuchungen im Haus, beispielsweise ein Röntgentermin oder ein Herzultraschall. Und die Termine unserer intensivpflichtigen Patienten leitet sie an uns weiter, denn im Gegensatz zu den fitteren geschieht der Transport hier mit Arzt und Pflegekraft, das braucht mindestens eine halbe Stunde Vorbereitungszeit.

Außerdem kümmert sie sich um die Apothekenbestellungen, sichtet Laborbefunde und gibt sie an die zuständigen Ärztinnen oder Ärzte weiter, darüber hinaus führt sie zusammen mit den Internisten Kardioversionen durch - das ist eine Behandlungsmethode, bei der gezielt elektrische Schocks abgegeben werden, mit dem Ziel, dass das Herz des Patienten wieder in einem normalen Rhythmus schlägt.

Und, was beinahe banal klingt, aber eine unglaubliche Erleichterung für uns ist: Sie übernimmt unsere zwei Stationstelefone. Zwar kann sie keine Auskünfte über unsere Patienten geben, wenn Angehörige anrufen. Aber sie hat den Überblick und kann gezielt auf die Pflegekraft und Arzt oder Ärztin zugehen, die den jeweiligen Patienten betreut.

Wenn unsere Stationssekretärin im Urlaub ist, dann bedeutet das: Wir müssen das alles selbst erledigen, zusätzlich zu unseren ohnehin schon zahlreichen Aufgaben. Aktuell ist es wieder so weit - ich freue mich schon sehr, wenn sie wieder zurück ist. Denn sie hält uns Pflegekräften wirklich den Rücken frei.

Pola Gülberg ist Intensivfachpflegerin. In dieser Kolumne erzählt die 38-Jährige jede Woche von ihrer Arbeit an der Kreisklinik in Ebersberg. Die gesammelten Texte sind unter sueddeutsche.de/thema/Auf Station zu finden.

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