SZ-Pflegekolumne: Auf Station, Folge 170:Wenn die Nieren versagen

Lesezeit: 2 Min.

Die Nieren haben eine lebenswichtige Aufgabe im Körper: Sie filtern Schadstoffe aus dem Blut. Wenn das nicht mehr funktioniert, braucht es dann sofort eine Spenderniere? (Foto: Soeren Stache/dpa)

Pola Gülberg versorgt einen Patienten, der an die Dialyse muss: Sein Körper ist so krank, dass er nicht mehr selbständig Giftstoffe aus dem Blut filtern kann. Doch wie funktioniert das eigentlich – und braucht der Patient jetzt eine Spenderniere?

Protokoll: Johanna Feckl, Ebersberg

Der Bauch von meinem Patienten fühlte sich hart an – nicht, weil er dort einen Sixpack hatte, sondern weil der Druck im Bauch viel höher war als bei einem gesunden Menschen. Kein Wunder, denn der Mann kam wegen einer Pankreatitis zu uns, einer entzündeten Bauchspeicheldrüse. Infektionen führen schnell zu einem Druckanstieg. Eine unangenehme Angelegenheit: unglaublich starke Bauchschmerzen, Abgeschlagenheit, Übelkeit, Fieber – mein Patient hat gar nichts mehr gegessen. Wahrscheinlich ist, dass sich die Infektion seiner Galle – eine solche hatte er nämlich auch – zurückgestaut hat bis zur Bauchspeicheldrüse. Der Druck im Bauch nun beeinträchtigte die Niere, denn sie musste bei ihrer Arbeit mehr Widerstand überwinden. Im schlimmsten Fall führt das zum Nierenversagen – und genau das ist bei meinem Patienten eingetreten. Er musste an die Dialyse.

Das Dialysegerät erledigt den Job, der ansonsten Aufgabe einer gesunden Niere ist: Giftstoffe aus dem Körper filtern. Es kann viele Gründe haben, weshalb die Niere in ihrer Funktion eingeschränkt wird, sodass es eine Maschine braucht – mein Patient zum Beispiel hatte veränderte Zellen in seiner Bauchspeicheldrüse, daher war er anfällig für so einiges. Schließlich führte eines zum anderen, oder knapp formuliert: Der Mann hatte einfach Pech.

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Immer wieder versorgt Pola Gülberg Patienten mit einer entzündeten Bauchspeicheldrüse - eine sehr schmerzhafte Erkrankung, die tödlich verlaufen kann. Was viele nicht wissen: In vielen Fällen würde sie sich verhindern lassen.

Protokoll: Johanna Feckl

Unser Dialysegerät ist ein ziemlicher Brocken, ungefähr so groß wie ein mittelhoher Kühlschrank. Das Blut des Patienten wird dort hineingeführt und durch eine Flüssigkeit verdünnt. Dann fließt es weiter, während außen herum die Dialyseflüssigkeit ist – das Dialysat – und Giftstoffe aus dem Blut filtert. Man kann sich das Dialysat vorstellen wie eine Art Magnet: Es zieht die Schadstoffe zu sich heran.

Ein Dialysezyklus an unserem Gerät dauert 72 Stunden, also drei Tage. Viel Zeit, um das gesamte Blut eines Menschen von allen Giften zu befreien – und damit eine recht schonende Variante. Bei meinem Patienten haben wir die Laufrate sogar herabgesetzt, damit das Blut noch langsamer und damit noch schonender gereinigt wird. Dabei befinden sich immer nur ungefähr 500 Milliliter Blut auf einmal im Dialysegerät, während der Rest weiterhin im Körper zirkuliert. Denn wer ohnehin schon krank und geschwächt ist, ist es noch viel mehr, je mehr Blut im Körper gerade fehlt.

Intensivfachpflegerin Pola Gülberg von der Ebersberger Kreisklinik. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach einem Zyklus haben wir bei meinem Patienten die Maschine wieder abgestellt. Sein Zustand hatte sich gebessert und so wollten wir sehen, ob seine Niere wieder anspringt – nicht jedes Nierenversagen macht sofort ein Spenderorgan notwendig. Erst nach 24 Stunden füllte sich der Blasenkatheter des Mannes – ein Zeichen, dass das Organ arbeitete. Trotzdem war eine Untersuchung im Labor nötig. Denn es hätte sein können, dass nicht alle Schadstoffe herausgefiltert worden waren. Mein Patient hatte Glück im Unglück: Seine Niere funktionierte wieder einwandfrei.

Pola Gülberg ist Intensivfachpflegerin. In dieser Kolumne erzählt die 40-Jährige jede Woche von ihrer Arbeit an der Kreisklinik in Ebersberg. Die gesammelten Texte sind unter sueddeutsche.de/thema/Auf Station zu finden.

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